Den Start in das Malaysia-Wochenende, traditionell eher ein schweres Pflaster für Aprilia, hätte sich Aleix Espargaro sicherlich anders vorgestellt: Los ging es im 1. Freien Training mit einem harmlosen Sturz in der Schlusskurve T15, woraufhin sein Motorrad Flammen fing und von den Marshals gelöscht werden musste. Gerade von diesem Schock erholt, folgte gleich zu Beginn der Nachmittagssession der zweite Sturz in Turn 1. Kaum mit dem Ersatzbike wieder auf der Strecke, flog Espargaro in T9 ein drittes Mal ab. Doch damit nicht genug: Etwas mehr als zehn Minuten vor dem Ende stürzte der 33-jährige Katalane in Kurve 5 gar noch ein viertes und letztes Mal.

"Das war ein persönlicher Rekord", konnte Espargaro am Freitagnachmittag in seiner Medienrunde aber schon wieder lachen. In Anbetracht seiner vier Abflüge war der Aprilia-Pilot ohnehin glimpflich davongekommen: "Ich habe ein paar Stiche am Ellbogen bekommen, das war deutlich schmerzhafter als die Stürze selbst." Nach einem kurzen Check-Up im Medical Center wurde er von den MotoGP-Ärzten schnell für 'rennfit' befunden. Die Medienrunde besuchte der Katalane anschließend mit einem Verband am genähten Ellbogen und der linken Hand im Eisbeutel. "Meine Finger sind etwas wund, aber nach drei Stürzen in einem Training geht es mir okay", erklärt er.

Die Ursache des sturzreichen Freitags war zu diesem Zeitpunkt längst gefunden: Das Fahrwerk am Vorderrad der Aprilia RS-GP. "Alle Stürze waren identisch", beschreibt Espargaro und erklärt: "Ich habe zum dritten Mal in dieser Saison die Gabel von Öhlins [Fahrwerk-Hersteller, Anm.] verwendet. Ich hatte sie schon am Freitag in Amerika ausprobiert, aber nicht gemocht und wieder entfernt. Das gleiche war noch auf einer anderen Strecke der Fall, ich erinnere mich aber nicht mehr, wo das war. Wir wollten es hier nochmal probieren, weil das letzte Mal einige Rennen her ist und du beim Bremsen in der letzten Kurve vielleicht etwas mehr Unterstützung bekommen kannst. Aber sobald ich die Vorderradbremse loslasse, lenkt das Bike nicht mehr ein. Ich fühle viel Bewegung und Instabilität, dadurch bin ich gestürzt."

Die logische Konsequenz: Am Samstag will Espargaro zur Standard-Variante der vergangenen Wochen und Monate zurückkehren, womit die Probleme vom Trainingsfreitag dann aus der Welt geschafft sein sollten. Entsprechend zuversichtlich zeigte sich der 33-jährige Routinier auch für Qualifying und Sprint, obwohl der den direkten Einzug in Q2 aufgrund der zahlreichen Stürze im Training als 20. klar verpasst hatte.

Aleix Espargaro stürzt
Aleix Espargaro stürzte in Sepang jedes mal über die Front, Foto: LAT Images

Aleix Espargaro: Wird schwer, Ducati zu schlagen

"Es wird nicht schwer [diesen Tag zu verarbeiten, Anm.]", kündigte der Aprilia-Werksfahrer an und erklärte: "Ich verstehe, warum ich gestürzt bin. Es ist schwieriger, wenn du nicht schnell bist und ständig stürzt, aber heute morgen war ich konstant in den Top Fünf. Auf einer herausfordernden Strecke wie hier, bin ich damit sehr zufrieden. Ja, der Nachmittag war eine Katastrophe. Aber schlaflose Nächte habe ich nur dann, wenn ich nicht schnell bin und das ist hier nicht der Fall."

Tatsächlich war Espargaro schon mit Beginn von FP1 dauerhaft in der Spitzengruppe vorzufinden, zum Zeitpunkt seines ersten Sturzes belegte er gar den zweiten Platz hinter Jorge Martin. Ob der Aprilia-Frontmann am Samstag wieder etwas gegen die in Malaysia dominanten Ducatisti ausrichten kann? "Es wird schwierig", meint Espargaro. "Wir brauchen mehr Drehmoment und mehr Leistung. Auf Strecken wie dieser kommen wir da einfach an unser Maximum, da haben sie uns gegenüber einen Vorteil. Ich werde mein Bestes geben, aber es wird nicht einfach."