Beim Grand Prix von Indonesien zeigte sich am Trainingsfreitag mal wieder ein MotoGP-Phänomen, das langsam zur Gewohnheit wird: Ist der Grip auf einer Strecke schlecht, blüht die Aprilia RS-GP regelrecht auf. So auch auf dem Mandalika Street Circuit: Der 4,313 Kilometer lange Kurs bekam erst in diesem Jahr in neues Asphaltband und wird abseits der MotoGP-Wochenenden kaum genutzt. Dementsprechend niedrig ist der Grip, die Strecke muss erst vom Schmutz befreit und mit Gummi belegt werden. Bedingungen, in denen sich die Aprilia RS-GP besonders wohl fühlt.

Wenig überraschend fuhr Aleix Espargaro im Nachmittagstraining samt Rekordrunde die Tagesbestzeit, Maverick Vinales komplettierte eine Doppelführung für den Hersteller aus Noale. Und auch Miguel Oliveira qualifizierte sich als Siebter direkt für Q2. Damit könnten sich an diesem Wochenende die Ereignisse aus Barcelona wiederholen, als Aprilia in Person von Espargaro beide Rennen gewann. Am Sonntag gelang sogar ein Doppelsieg, Oliveira sorgte für drei italienische Motorräder in den Top-Fünf. Auch in Argentinien dominierte Aprilia das Tempo, ehe mit dem einsetzenden Regen ein Wendepunkt kam.

Aprilia feierte in Barcelona in vergleichbaren Bedingungen einen Doppelsieg, Foto: LAT Images
Aprilia feierte in Barcelona in vergleichbaren Bedingungen einen Doppelsieg, Foto: LAT Images

Doch warum funktioniert die Aprilia RS-GP immer dann so gut, wenn ein Asphaltband kaum Haftung bietet? MotoGP-Experte und Ex-500ccm-Pilot Simon Crafar lieferte im offiziellen Livestream des 1. Freien Trainings die Antwort: "Wie in Katalonien und Argentinien - die Aprilia funktioniert richtig gut, wenn der Grip gering ist. Ich würde aber nicht sagen, dass die Aprilia mehr Grip generiert als die Konkurrenz. Sie sind einfach so gut darin, Speed durch Kurven mitzunehmen. Das ist deren Stärke."

Dies hatte sich beispielsweise schon auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya gezeigt. Speziell in den schnellen Links- und Rechtskurven des ersten Sektors konnten die Aprilia-Piloten teils deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten halten als alle anderen Fahrer. Espargaro, Vinales und Co. wurden etwa in Turn 4 regelmäßig mit vier bis sieben km/h mehr geblitzt, was einen großen Vorteil generiert. "Wenn du nicht so viel Geschwindigkeit verlierst, brauchst du nicht so viel Grip, um wieder auf Tempo zu kommen", erklärt Crafar. Dementsprechend leidet die RS-GP einfach weniger, wenn eine Strecke geringen Grip bietet.

Die Aprilia RS-GP läuft in fließenden, schnellen Kurven zu Höchstform auf, Foto: MotoGP
Die Aprilia RS-GP läuft in fließenden, schnellen Kurven zu Höchstform auf, Foto: MotoGP

Reifen helfen Aprilia in Indonesien zusätzlich

Zusätzlich in die Karten spielt Aprilia an diesem Wochenende der Aufbau der Reifen, die Einheitshersteller Michelin in Mandalika an den Start bringt. "Wir haben eine spezielle Karkasse am Hinterreifen mitgebracht, um die Temperatur niedrig zu halten", teilte Michelins Motorsport-Manager Piero Taramasso am Freitagmorgen während FP1 mit. Der MotoGP droht in Indonesien schließlich eine Hitzeschlacht, in beiden Trainingssessions wurden mehr als 55 Grad Asphalttemperatur gemessen. Um den Verschleiß gering zu halten, setzt Michelin deshalb auf härtere Reifen als zuletzt. Diese bieten aber entsprechend weniger Grip und verschärfen die Sorgen anderer Teams zusätzlich.

"Die Strecke hat nicht viele Stop-and-Go-Kurven, sondern viele fließende Abschnitte. Zudem ist der Grip niedrig. Wir wussten schon vor unserer Ankunft, dass dieses Wochenende eine große Chance für uns bietet. Es macht viel Spaß, die Aprilia hier zu fahren", bestätigte Espargaro diese Annahmen am Freitagnachmittag. "Das Strecken-Layout spielt den Stärken unseres Bikes in die Karten", empfand auch Oliveira und Vinales ergänzte: "Sektor Zwei ist fantastisch [Fast ausschließlich schnelle, fließende Kurven, Anm.]. Es macht dort verdammt viel Spaß, mit Vollgas zu fahren. Aber die Strecke liegt uns grundsätzlich gut."