Am Donnerstag nach dem Katalonien GP ist der schwere Unfall von Francesco Bagnaia immer noch in aller Munde. Auch die anderen MotoGP-Fahrer machten sich Gedanken über 'Pecco' und die bangen Minuten nach dem ersten Start des Rennens in Barcelona. Dabei stieß ihnen eine Sache besonders übel auf. Als der glimpfliche Ausgang des Unfalls noch nicht klar war und die übrigen Fahrer sich bereits auf den Restart vorbereiten sollten, wurde der Startunfall im TV-Bild nicht weniger als 19-mal (!) wiederholt.

"Für mich ist das inakzeptabel. Du kannst es vielleicht einmal zeigen. All die anderen Jungs müssen danach aber wieder starten. Dann musst du bedenken, dass es 20 andere Fahrer gibt, die noch starten müssen und denken, dass ihnen das auch passieren kann. Das ist mental sehr schwierig. Du siehst einen großen Unfall und am Ende war der Fahrer ok, aber es hätte viel schlimmer sein können", fand Yamaha-Star Fabio Quartararo deutlich Worte in Richtung Bildregie.

Fabio Quartararo sprach klare Worte der Kritik aus, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo sprach klare Worte der Kritik aus, Foto: LAT Images

Sorge um Bagnaia, aber Replays laufen

"Pecco war im Medical Center und wir wussten nicht, wie es ihm geht. Aber wir mussten wieder starten. Für uns war es also nicht gerade nett, die ganze Zeit die Wiederholung des Unfalls auf den Monitoren zu sehen. Die Box ist voller Monitore, da ist es schwierig, nicht hinzusehen", bestätigte Marco Bezzecchi. Auch Jorge Martin, der den Sturz Bagnaias direkt vor sich mitterlebt hatte, äußerte sich kritisch: "Ich war direkt hinter Pecco und dachte bereits, ich würde ihn treffen. Dann hat Brad [Binder] ihn getroffen. Das immer wieder zu sehen, da versuchte ich, nicht hinzusehen. Ich war sehr nervös. Wir alle blickten auf den Fernseher, um zu sehen, wie es Pecco geht. Du weißt nie, was passiert sein könnte."

Ungewissheit über Bagnaia und das ständige Befeuern der Sorge durch den Unfall wurde als respektlos gegenüber dem Weltmeister, seinen Angehörigen und den anderen Fahrern wahrgenommen. Für Martin wurde in die Privatsphäre des Titelverteidigers eingedrungen: "Es war ein intensiver Moment und sie zeigten es mehrere male, wie er da am Boden lag. In diesem Moment braucht es Privatsphäre für ihn. Wenn man weiß, dass er ok ist, dann kann man das vielleicht später zeigen. Es hätte etwas mehr Respekt gegenüber Pecco in diesem Moment gebraucht."

Maverick Vinales kritisierte in diesem Zusammenhang die Informationspolitik der MotoGP: "Für uns Fahrer ist es wichtig zu wissen, dass der andere Fahrer in Ordnung ist. Vielleicht kann dir das aber auch einfach jemand von der Organisation sagen, damit du beruhigt bist. Wir saßen da und sie zeigten es sehr oft. Ehrlicherweise war ich da nervös, denn ich sah diese Wiederholungen vor dem Neustart meines Rennens fünf oder sechsmal. Wir wussten nicht, wie es Pecco geht. Es wäre gut, wenn sie die Fahrer vor dem Restart informieren würden."

Gemäßigtere Stimmen in der Minderheit, Zarco knallhart

KTM-Pilot Brad Binder äußerte sich weniger deutlich. Er wusste keine optimale Lösung des Problems: "Für mich ist das als Fahrer nicht gut, wenn ich auf dem Bildschirm sehe, wie etwas schiefgegangen ist. Wenn da die Wiederholungen kommen, dann ist das nicht ideal, denn du musst mit deinem Job weitermachen. Gleichzeitig ist es aber auch gut, um nachzuvollziehen, ob die Leute in Ordnung sind. Wenn sie die Bildschirme schwarz machen würden, wäre es noch schlimmer. Es ist also eine verzwickte Situation."

VR46-Pilot Luca Marini konnte zumindest etwas Verständnis für die Lage der TV-Produzenten aufbringen: "Die Medien müssen auch ihren Job machen. Also müssen sie die Zeit füllen, in der keine Action passiert. Es ist also sicher auch schwierig für sie. Für uns ist es aber sehr schwer, diese Bilder zu sehen und dann im Kopf bereit zu sein, sechs Minuten danach erneut zu starten." Aus der Reihe der Kritik tanzte so am Ende nur einer. Pramac-Pilot Johann Zarco zeigte sich hart im Nehmen: "Sobald du weißt, dass der Fahrer am Leben ist, können sie das zeigen. Das ist auch einer der Gründe, warum die Leute den Fernseher einschalten."