Nach zwei enttäuschenden Tagen endete das Heimrennen für Fabio Quartararo auf den ersten Blick auf versöhnliche Art und Weise. Von Startplatz 13 aus setzte er im Frankreich Grand Prix zur Aufholjagd an, machte mehrere Positionen gut und sammelte als Siebter immerhin noch neun WM-Punkte. Trotzdem war von Freude nach Rennende keine Spur.

"Ich hatte ab Rennhälfte ein körperliches Problem", berichtet Quartararo in seiner Medienrunde. Ausgerechnet auf heimischem Boden hatte wieder mit Armpump zu kämpfen. Die moderne MotoGP-Krankheit also, bei der sich die Muskelgruppen unter- und oberhalb des Unterarms durch kraftvolles Lenken zusammenziehen. Diese Anspannung führt zu steigendem Druck im Muskelgewebe, wodurch das Blut nur schwer zirkulieren kann. Der Arm wird dick, der Fahrer kann sich nicht mehr normal bewegen.

Grundsätzlich sind Armpump-Probleme in der MotoGP längst nichts Verwunderliches mehr - die Erklärung Quartararos für seine neuerlichen Gebrechen aber schon. Der Yamaha-Star beschuldigt nämlich seinen Physiotherapeuten: "Ich war heute morgen in der Klinik [die Paddock-Praxis von Quironsalud, Anm.] und habe meinen Arm behandeln lassen. Meiner Meinung nach war die Behandlung aber viel zu aggressiv. Für das Rennen war sie nicht förderlich. Mein Arm war danach viel zu hart."

MotoGP: Clinica Mobile 2023 durch Quironsalud ersetzt

Quartararo hatte in der Vergangenheit schon einmal mit Armpump zu kämpfen. Beim Spanien-GP 2021 verlor er dadurch einen sichergeglaubten Sieg und unterzog sich in der Folge einer Operation. Danach wurde es besser, auch wenn die Probleme nicht vollständig verschwanden, wie er jetzt verriet. Immer wieder habe sich sein Arm "hart" angefühlt, physiotherapeutische Behandlungen hätten Schlimmeres aber immer verhindert. "Ich war dort schon oft und hatte in der Vergangenheit auch nie Probleme. Mittlerweile ist mein Arm auch wieder weich", sagt der Franzose.

Durchgeführt wurden diese Behandlungen zumeist von Clinica Mobile. Diese wurde 1972 ins Leben gerufen, um den Fahrern an der Rennstrecke bestmögliche medizinische Betreuung zu bieten. Sämtliche MotoGP-Piloten nutzen die Einrichtung vor allem für Massagen und physiotherapeutische Einheiten. Mit Ende der letzten Saison wurde die Clinica Mobile aber aus dem Paddock der MotoGP verbannt. Seit diesem Jahr werden diese Aufgaben vom spanischen Unternehmen Quironsalud übernommen.

Quartararo berichtet, bislang keine Schwierigkeiten mit den neuen Physiotherapeuten von Quironsalud gehabt zu haben. Trotzdem sieht er ein großes Problem: "Sie wollen, dass du die Physiotherapeuten ständig durchwechselst. Ich war mittlerweile bei jedem in Behandlung." Dadurch habe der Franzose nun einen Therapeuten erwischt, der es offensichtlich nicht verstand, in der richtigen Art und Weise auf seine Bedürfnisse einzugehen. Der simple Lösungsansatz: "Ich werde jetzt, glaube ich, immer bei der gleichen Person in Behandlung bleiben."

Fabio Quartararo konnte sich im Kampf um P6 nicht gegen Brad Binder verteidigen, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo konnte sich im Kampf um P6 nicht gegen Brad Binder verteidigen, Foto: LAT Images

Quartararos bittere Erkenntnis: WM-Kampf kein Thema mehr

Besonders bitter aus Sicht des Franzosen: "Ich hätte viel, viel schneller sein können." Quartararo fuhr in der zweiten Rennhälfte trotz seiner körperlichen Einschränkungen hohe 1:32er- bis tiefe 1:33er-Zeiten und war damit nur unwesentlich langsamer als z. B. Jorge Martin und Johann Zarco, die beide auf dem Podium standen. "Das ist das einzige, worüber ich heute glücklich bin", sagt der Yamaha-Star deshalb. "Ohne dieses Problem hätte ich mindestens eine halbe Sekunde pro Runde schneller sein können. Ich konnte in manchen Kurven einfach nicht richtig bremsen."

So aber liegt Quartararo nach fünf MotoGP-Wochenenden und zehn Rennen mit 49 Punkten nur auf Platz neun der Fahrer-Weltmeisterschaft. Sein Rückstand auf WM-Leader Francesco Bagnaia beträgt - trotz dessen dritten Sturzes im Jahr 2023 - noch immer 45 Zähler. Den Traum vom zweiten WM-Titel hat der Franzose deshalb bereits aufgegeben: "Momentan denke nicht darüber nach. Wir sind viel zu weit weg, um mitkämpfen zu können."