Lange musste Marc Marquez auf diesen Tag warten, doch am Freitag in Aragon war es so weit. Der erfolgreichste MotoGP-Pilot des letzten Jahrzehnts begab sich nach einer Auszeit, bedingt durch eine Schulteroperation, wieder auf die Strecke an einem offiziellem Rennwochenende.

Der Superstar merkte gleich, dass im Wettbewerb ein anderer Wind weht als bei seinem Test in Misano letzte Woche: "Das Gefühl hier ist anders als beim Test. Da fährt man für sich allein. Hier pusht man, besonders mit neuen Reifen. Da hatte ich einen heiklen Moment in der letzten Kurve. Ich musste das Bike auffangen, weil ich das Heck verlor." In diesem Moment wurde Marquez auch bewusst, dass noch viel Training vor ihm liegt: "Da habe ich meine Schulter gespürt, aber das ist normal, weil meine Muskeln noch nicht stark genug sind, diese Bewegungen zu absorbieren. Wenn ich aber präzise fahre, dann fühle ich mich in Ordnung."

Marquez: Persönlicher Fortschritt, aber keiner bei Honda

Der 29-Jährige war besonders zufrieden, weil sich der Tagesverlauf positiv gestaltete: "Ich bin sehr glücklich mit unserem Fortschritt. Heute Morgen habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Ich hatte Probleme eine gute Position auf dem Bike zu finden. Am Nachmittag war die Pace etwas besser und ich fühlte mich auch besser. Meine Körperposition war verbessert. Das ist das, was mich an diesem Tag freut."

Die Honda-Speerspitze bestätigte aber erneut, dass die Japaner technisch zurückliegen: "Wir müssen immer noch am Motorrad arbeiten, da gibt es klare Schwachpunkte." Der Rückkehrer begründete, warum er die Entwicklungsarbeit an diesem Wochenende noch anderen überlasst: "Ich fahre im Prinzip dasselbe Bike, das seit Austin im Einsatz ist. Nakagami fährt eine neue Spezifikation. Honda arbeitet viel mit ihm, aber ich bevorzuge mit etwas zu starten, das ich bereits kenne. In den nächsten Rennen werde ich genug Zeit haben, einige Dinge auszuprobieren."

Marquez sicher: Werde wieder leiden und stürzen

Die größte Herausforderung für Marquez wird ohnehin nicht die lahmende Honda sein, sondern der eigene Körper. Der Spanier konnte keine Prognose für das Rennen abgeben: "Ich weiß nicht, wie mein Körper morgen oder am Sonntag reagieren wird. Ich weiß auch nicht, wie es bei 23 Runden am Stück aussehen wird. Wenn ich aber einfach ruhig fahre, dann bin ich verloren. Selbst wenn ich pushe, ist es schwer die Top 10 zu erreichen." Der Honda-Star ist daher auch bereit wieder zu riskieren: "Früher oder später werde ich auch wieder stürzen, wenn ich so pushen muss. Ich würde natürlich später bevorzugen. Aber das ist normal. Das akzeptiere ich. Ich bin trotzdem hier."

Daher wird das Rennen am Sonntag für den sechsfachen Champion auch ein Flug ins ungewisse. Der Spanier denkt auch langfristig und weiß einen Weg, über die Runden zu kommen: "Ich habe keinen Longrun gefahren und ich werde auch morgen keinen fahren. Ich hoffe einfach auf das Adrenalin im Rennen. Ich weiß, dass ich leiden werde. Wenn du leidest, tendierst du dazu ein bisschen weniger zu pushen, damit es erträglicher ist. Das ist keine einfache Situation. Etwas rauszunehmen, das habe ich bereits in Le Mans und in Mugello gemacht. Ich kann also auf diese Weise durchaus mitfahren. Aber ich hoffe natürlich in den letzten Rennen des Jahres das ganze Rennen über mit 100% fahren zu können."