Es ist in den letzten Wochen zu einem gewohnten Bild für MotoGP-Fans geworden. Marc Marquez stürzt und sofort folgt der Griff an die linke Schulter. Das Gelenk, dass sich der Repsol-Honda-Pilot erstmals in Silverstone 2013 verletzte, ist mittlerweile durch wiederholte Luxationen völlig instabil geworden. Schon leichte Krafteinwirkung kann die Schulter erneut ausrenken, wie bei Marquez' WM-Feierlichkeiten mit Scott Redding in Motegi zu sehen war.

"Ich bin aktuell aus Porzellan", scherzte er am Wochenende in Valencia. Doch die Lage ist ernst, seine Schulter schränkt Marquez bei den Testfahrten für die MotoGP-Saison 2019 massiv ein, jeder weitere Sturz könnte schwerwiegende Folgen haben. Marquez kann sich aktuell aber keine Pause leisten, denn er ist der einzige der drei HRC-Werkspiloten, der in der Entwicklung des nächstjährigen Motorrads sinnvollen Input geben kann.

Cal Crutchlow ist nach seinem komplizierten Knöchelbruch auf Phillip Island immer noch außer Gefecht. Jorge Lorenzo ist kompletter Neuling auf der Honda RC213V, Vergleichswerte zu den Maschinen der vergangenen Jahre fehlen somit völlig. Marquez wird deshalb nach den Valencia-Tests auch die zwei Tage in Jerez am 28. und 29. November bestreiten. Dann nimmt Marquez noch an der FIM-Gala am Wochenende des 1. und 2. Dezembers teil. Am 4. Dezember legt er sich dann in Barcelona unters Messer.

Marc Marquez in guter Gesellschaft

Der Eingriff wird von Dr. Xavier Mir, dem Vertrauensarzt vieler MotoGP-Piloten, durchgeführt. Mir erledigte ähnliche Operation bereits für Marquez' Bruder Alex, Moto2-Fahrer Jorge Navarro oder vor vielen Jahren für Sete Gibernau. "Wir werden die modernsten Techniken anwenden. Genauer erklären können wir es aber erst im Nachhinein, weil man zuvor nicht weiß, was genau möglich ist", erklärt der Chirurg gegenüber 'Marca'.

Im Qualifying von Valencia kugelte sich Marquez seine Schulter wieder einmal aus, Foto: Screenshot/MotoGP
Im Qualifying von Valencia kugelte sich Marquez seine Schulter wieder einmal aus, Foto: Screenshot/MotoGP

Normalerweise wird bei einer instabilen Schulter wie der von Marquez aber eine arthroskopische Stabilisierung durchgeführt. Dabei wird die abgerissene Gelenklippe wieder am Knochen befestigt. Die Gelenklippe fungiert als Dämpfer und ermöglicht das reibungslose Gleiten der Knochen im Schultergelenk. Gleichzeitig werden bei der Operation die Bänder gestrafft. "Sie sind mittlerweile so überdehnt, dass sie die Schulter trotz Marcs starker Muskulatur nicht mehr halten können", so Dr. Mir.

Fünf bis sechs Wochen Pause für Marc Marquez

Marquez muss sich im Anschluss auf eine längere Pause einstellen. "Bei Bändern dauert die Heilung länger als bei einem gebrochenen Knochen", erklärt Dr. Mir. "Man kann sie nicht einfach mit einer Platte oder Schrauben fixieren. Sie müssen natürlich heilen." Fünf bis sechs Wochen wird es dauern, bis Marquez' Schulter wieder voll einsatzfähig ist. Zum ersten Test des neuen Jahres vom 6. bis 8. Februar in Sepang sollte der amtierende MotoGP-Champion also fit sein.