Marc Marquez scheint unaufhaltsam seinem fünften WM-Titel in der MotoGP entgegenzufahren. Der Repsol-Honda-Pilot setzte sich bei der Dutch TT in Assen nach einem unfassbaren Rennen durch und baute damit seinen Vorsprung in der Gesamtwertung weiter aus. 41 Punkte trennen Marquez nun von seinem ärgsten Verfolger, Valentino Rossi. In Sachen WM-Titel sieht sich Marquez auf einem guten Weg.

"Vor Beginn des Wochenendes hätte ich gesagt, ich würde wohl ein paar Punkte verlieren. Aber ich habe viele Zähler gewonnen. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich jetzt zurücklehnen werde. Jetzt ist die Zeit, anzugreifen. Der Abstand ist groß, aber noch nicht groß genug. Ich will noch mehr, darum versuche ich, dieses Level weiter zu halten", formulierte Marquez bereits eine Kampfansage an seine Konkurrenz.

Immerhin stehen noch Strecken an, die dem WM-Leader liegen. Auf dem Sachsenring etwa ist Marquez seit acht Jahren ungeschlagen. Im Motorland Aragon konnte sich Marquez schon drei Mal in die Siegerlisten eintragen, zudem verbindet er auch gute Erinnerungen mit dem Twin Ring Motegi. Dort stellte er 2014 und 2016 den WM-Titel klar. Nicht zu vergessen die beiden epischen Schlachten auf Phillip Island 2015 und 2017, die Marquez gewann. Die Konkurrenz darf sich angesichts dessen also warm anziehen.

Zumal Marquez seit dem Skandalrennen in Argentinien seinem ärgsten Verfolger in der MotoGP-WM in jedem Rennen Punkte abknöpfen konnte, sieht man mal vom Ausfall in Mugello ab. Gut für ihn und schlecht für die Konkurrenz: Bisher hat sich 2018 kein Rivale herauskristallisiert, der Marquez fordern könnte indem er ähnlich konstante Top-Ergebnisse wie der amtierende Champion einfährt. Im Vorjahr kam diese Rolle noch Andrea Dovizioso zu.

MotoGP: WM-Chancen für Yamaha und Ducati? Die Einschätzung:

In der WM ist das Yamaha-Duo Valentino Rossi und Maverick Vinales Marquez am dichtesten auf den Fersen. Doch im Lager der Blauen ist man momentan mehr mit sich selbst und den Schwächen der M1 beschäftigt, als dass man ernsthaft über den WM-Kampf nachdenken könnte. Und Ducati schwächt sich immer wieder durch Ausfälle ohne Not (siehe Andrea Dovizioso in Barcelona) oder durch extreme Formschwankungen (siehe Jorge Lorenzo vor Mugello) selbst. So hat keiner aus diesen beiden Teams die WM aktuell wirklich im Visier, wie die Statements der Piloten verdeutlichen:

Das sagt Valentino Rossi: "Marquez kämpft zwar mit uns, aber er hat immer noch Reserven für Alleingänge. Wenn er sich entschließt, anzuziehen, dann setzt er sich auch vorne ab. Es ist schwierig, er ist schneller als wir und alle anderen. Für die WM wird das sehr hart. Aber der Kampf um Platz zwei mit drei, vier anderen Fahrern ist großartig. Hoffentlich können wir das Bike noch verbessern."

Das sagt Maverick Vinales: "Die Strecke in Assen hat uns sehr geholfen. Aber ich hoffe, die Probleme sind behoben. Die Elektronik muss verbessert werden. So müssen wir weiter arbeiten. Hoffentlich bringt Yamaha in der Sommerpause noch größere Veränderungen, damit wir noch eine Chance haben, um den Titel zu kämpfen."

Der bisher letzte Kampf auf Messers Schneide zwischen Dovizioso und Marquez fand in Katar statt, Foto: Ducati
Der bisher letzte Kampf auf Messers Schneide zwischen Dovizioso und Marquez fand in Katar statt, Foto: Ducati

Das sagt Andrea Dovizioso: "Wenn man sich diese WM und dieses Rennen anschaut, dann ist es schwierig, aber nicht unmöglich. Ich konzentriere mich aber nicht darauf. Wir müssen unsere Schwächen ausmerzen, denn gegen Rennende sind wir nicht stark genug. Haben wir das verbessert, können wir auch wieder über andere Dinge nachdenken."

Das sagte Jorge Lorenzo vor dem Assen-GP: "Wir alle wollen bis zum Ende um den Titel kämpfen. Wir müssen aber ruhig bleiben, wir haben jetzt gerade einmal zwei Rennen gewonnen. Wir müssen viele Dinge auf verschiedenen Strecken zeigen. Daher müssen wir bescheiden bleiben und so weiterarbeiten wie zuletzt."

Fazit

Im Moment sieht alles nach einem Marquez-Durchmarsch in der MotoGP 2018 aus. Der Repsol-Honda-Pilot fährt konstant an der Spitze, während sich die anderen Fahrer von Strecke zu Strecke immer wieder selbst Punkte wegnehmen. Es erinnert ein bisschen an Marquez' WM-Saison 2016. Doch es ist erst vorbei, wenn auch mathematisch nicht mehr die Möglichkeit besteht, Marquez vom Thron zu stoßen. Denn die MotoGP hat auch immer wieder gezeigt: Nichts ist unmöglich in dieser aktuellen, goldenen Ära.