Es war wohl das härteste MotoGP-Rennen der jüngeren Geschichte. Auf Phillip Island duellierten sich über weite Strecken des Rennens acht Fahrer gleichzeitig an der Spitze: Marc Marquez, Valentino Rossi, Maverick Vinales, Johann Zarco, Cal Crutchlow, Andrea Iannone, Jack Miller und Alex Rins ließen es so richtig krachen - Bodychecks und Rad-an-Schulter-Berührungen inklusive.

MotoGP Phillip Island: Das Wichtigste in 70 Sekunden (01:10 Min.)

Rennfahrerinstinkt siegte im Kampf an der Spitze über rationales Denkvermögen. "Alle Fahrer waren heute aggressiv, da musste man selbst noch dümmer als alle anderen agieren", sagte Valentino Rossi in seinem ersten Statement nach dem Zieleinlauf.

Wenig später präzisierte er in der Pressekonferenz: "Das Level der Aggressivität und die Anzahl an Körperkontakten war vor allem im letzten Teil des Rennens unfassbar hoch. Ja, es war gefährlich, aber so läuft dieses Spiel mittlerweile eben."

Zarco und Iannone fachen die Action an

Vor allem Johann Zarco und Andrea Iannone brachten Feuer in den Mehrkampf an der Spitze. Rossi konnte über so manche Aktion nach dem Rennen nur lächelnd den Kopf schütteln. "Ich musste mich am Ende mit Zarco und Iannone herumschlagen - das sind eigentlich die letzten beiden Fahrer, mit denen man sich ein Duell liefern will."

Tatsächlich hätten beide Heißsporne beinahe direkt in den WM-Kampf eingegriffen. Johann Zarco touchierte schon in der dritten Runde Marc Marquez heftig am Heck. Hätte er den Weltmeister bei dieser Aktion abgeräumt, wäre die WM deutlich offener. Marquez nahm die missglückte Attacke aber sportlich: "Einige Aktionen waren sehr aggressiv, aber wir sind hier im Rennsport. Wenn man für so etwas Strafen aussprechen würde, dann würde unser Sport zur Formel 1 werden. Genau diese Action macht die MotoGP ja populärer."

Iannone schickte mit einem harten Manöver Maverick Vinales gegen Ende des Rennens weit, was eine Schlussattacke des Katalanen verhinderte. "Ich hatte den Reifen für die letzten fünf Runden aufgespart und Kurve 4 war mein stärkster Punkt. Genau dort hatte ich aber Kontakt mit Andrea, der von hinten plötzlich neben mir auftauchte. Ich musste aufmachen, fiel zurück und musste erst wieder an Cal und Jack vorbei."

"Königskollision" zwischen Rossi und Marquez

Selbst zur "Königskollision" kam es auf Phillip Island, als sich Valentino Rossi und Marc Marquez touchierten. Zumindest ein Teil von den Reifenspuren auf Rossis Lederkombi dürfte von diesem Kontakt herrühren. "Ich sah plötzlich nur einen Reifen neben mir auftauchen, wo eigentlich kein Platz mehr war. Ich habe mich nur gefragt: Ist das jetzt Marc, Andrea oder Johann? Dann habe ich schon den Reifen direkt an meiner Schulter gespürt."

Für Marquez war das die heikelste Situation des Rennens. "Ich habe in Kurve 2 einige Leute überholt und dachte, ich wäre schon vor Valentino. Dann fühlte ich aber, wie sich mein Motorrad wie von selbst aufrichtete. In dem Moment habe ich befürchtet, dass ich jetzt stürze. Aber ich habe das Gas zugedreht und wir sind beide sitzen geblieben."

Die perfekte Show für die Zuseher

Die Augen der Fahrer strahlten nach den spektakulären Kämpfen zwar, aber ein wenig Kopfschütteln über die harte Fahrweise war dann doch dabei. Auch wenn alle Fahrer betonten, dass sämtliche Aktionen im Rahmen des Erlaubten waren. "Solche Manöver sind heutzutage normal", urteilte Marquez. "Die Jungen sind einfach hungrig. Da muss man entweder mitspielen oder man kann gleich zu Hause bleiben", sagte Rossi. Und Vinales fügte noch hinzu: "Wir haben alle unser Bestes gegeben und es muss toll gewesen sein, diese Kämpfe mitzuverfolgen."

Valentino Rossi hatte abschließend noch eine Botschaft für die Fans vor dem Fernseher: "Alle Leute, die extra für uns um sieben Uhr morgens aufgestanden sind, sind jetzt glücklich." Diese Worte des MotoGP-Großmeisters kann man so unterschreiben.