Die nackten Zahlen lesen sich hervorragend. Nach zwei Freien Trainings liegt KTM-Pilot Pol Espargaro auf Rang zehn. Richtig gelesen: Rang zehn! Gerade einmal 1,1 Sekunden fehlen dem Spanier zur Tagesbestzeit von Dani Pedrosa. Der Repsol-Honda-Pilot umrundete den Circuito de Jerez in der FP2-Session der MotoGP in 1:39.420 Minuten. Entsprechend ausgelassen feierte Espargaro dieses Zwischenergebnis.

"Für mich ist das mehr wert als eine Pole-Position. In den Top-10 zu sein ist einfach unglaublich. Natürlich waren die Bedingungen nicht top, aber in der ganzen Session weniger als eine Sekunde hinter der Spitze zu liegen ist einfach unfassbar, sogar für das ganze Unternehmen. Wir waren nie unter einer Sekunde zurück, in keinem Test, an keinem Tag in dieser Saison. Jetzt sind wir das erste Mal dort angekommen. Ich bin einfach nur glücklich", jubelte Espargaro.

Schon auf der Strecke merkte man Espargaro die riesige Freude über dieses Ergebnis an. Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt hämmerte der Spanier ausgelassen mit der Faust auf seine KTM und stellte sich nach der ersten Kurve zum Wheelie auf. Über beide Sessions hielten sich er und Teamkollege Bradley Smith nicht wie üblich ganz am Ende des Feldes auf, sondern mischten munter im hart umkämpften Mittelfeld mit.

Big-Bang-Motor bringt KTM in Jerez nach vorne

Wie schaffte es KTM, innerhalb eines Rennwochenendes in der Rangfolge derart weit nach oben zu klettern? Aufmerksamen Zuhörern wird es nicht entgangen sein: Die RC16 wurde für das Wochenende in Jerez mit einem neuen Motor samt anderer Zündreihenfolge ausgestattet. Damit setzt jetzt auch der letzte Hersteller in der MotoGP auf ein Big-Bang-Konzept, nachdem die Piloten Smith und Espargaro bereits in Katar erste Kritik am Screamer-Triebwerk äußerten. "Es gibt einen Grund warum, alle außer uns auf Big-Bang-Zündfolge setzen", so Smith damals.

Die Vorteile liegen auf der Hand: "Die Leistung entfaltet sich leichter und sanfter. So konnten wir ein bisschen mehr Power nutzen als beim alten Motor", gibt Espargaro zu verstehen. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er beim Herausbeschleunigen weniger Boden gegenüber der Konkurrenz einbüßt: "Sie konnten zwar etwas besser als ich beschleunigen, aber der Unterschied ist nicht riesig, ich verliere nicht den Anschluss."

Hinzu kommt noch der Vorteil, dass KTM mit Jerez nun auf der ersten Strecke im Kalender unterwegs ist, auf der man zuvor schon Testkilometer absolviert hat. "Wir haben schon die Getriebeübersetzung, die Mappings und all das beisammen. Das hat uns dabei geholfen, heute schneller auf Speed zu kommen", bestätigte Smith. Einen Joker hat man bei KTM ebenfalls noch in der Hinterhand: "Ich bin meine Zeit mit den Medium-Reifen gefahren. Wenn wir den weichen aufgezogen hätten, wären wir noch näher dran", erklärt Espargaro. Es sollte also auch am Samstag Grund zum Jubeln geben.