Das Leben könnte für Valentino Rossi im Moment kaum schöner laufen. Trotz einer katastrophalen Vorsaison führt der Yamaha-Pilot die WM-Wertung aktuell mit 56 Punkten an. Damit ist er auf dem besten Weg, doch noch seinen zehnten WM-Titel einzufahren. Natürlich wird das kein leichtes Unterfangen, aber gerade auf der Strecke in Jerez ist der Doktor in der Vergangenheit kaum zu schlagen gewesen. Jetzt startet Rossi einen Erklärungsversuch, warum es für ihn in Südspanien so viel besser läuft als für andere Piloten:

Wie immer gibt es für Rossis Dominanz auf spanischen Boden nicht nur einen Grund. Viel eher kommen auf der Traditionsstrecke viele gute Dinge für den Doktor zusammen. Zuerst mal hat Rossi den klaren Vorteil Erfahrung. Mit 38 Jahren ist er nicht nur in Jerez, sondern generell der erfahrenste Pilot im Feld. Aber gerade in Jerez kommt ihm diese Erfahrung besonders zugute. "Ich bin mit Aprilia hier quasi aufgewachsen", erklärt der Doktor. "Als ich sehr jung war, habe ich hier mit den 125er und 250er Bikes oft getestet."

Mittlerweile haben sich die Prioritäten in Sachen Testfahrten geändert. "Die jungen Fahrer lassen hier jetzt weniger Kilometer hinter sich. Früher war Jerez das Zentrum der Testfahrten", erinnert sich Rossi. Die Balance hat sich inzwischen verschoben, der Fokus liegt jetzt auf Testfahrten in Übersee. Mit Ausnahme der Tests nach dem Saisonfinale in Valencia testet die Königsklasse in Malaysia, Australien und Katar.

Der Yamaha-Pilot kann also auch noch von seinen früheren Rennen profitieren. Noch dazu kommt in diesem Jahr die Motivation dazu, als WM-Führender in den Europa-Abschnitt der Saison zu gehen. Damit hätte nach den Testfahrten im Winter niemand gerechnet, nicht mal der Doktor selbst. Umso ein größerer Schub für sein Selbstbewusstsein ist die WM-Führung jetzt.

Und natürlich tragen auch die unzähligen gelben Tifosi an der Strecke dazu bei, dass sich Rossi in Jerez wie zu Hause fühlt. "Jerez ist eine der besten Strecken und Wochenende im Kalender", findet der neunfache Weltmeister. "Wenn man am Sonntag mit all den Leuten hier ist und den Lärm hört, den sie veranstalten, dann ist das toll." Erfahrung, Selbstbewusstsein und zusätzliche Motivation, das hat Valentino Rossi den anderen Piloten in Jerez offenbar voraus.

Liebeserklärung an den Circuito de Jerez

Nebenbei ist Jerez aber grundsätzlich eine von Rossis erklärten Lieblingsstrecken. Vielleicht liegt es an seinen Erfolgen, aber vielleicht auch an etwas anderem. In der Pressekonferenz vor dem Spanien GP kam der Doktor aus seinem Schwärmereien über den Circuito de Jerez gar nicht mehr heraus: "Die Strecke ist fantastisch und hat ein tolles Layout. Es ist immer schön, hier in den Top-3 zu landen."

Bei so viel Euphorie bleibt auch die generelle Rückkehr nach Europa nicht von Lob verschont. "Es ist toll, wieder hier in Europa zu sein. Jetzt kommen die ältesten Strecken mit einer tollen Geschichte und Atmosphäre und vielen Fans", freut sich Rossi weiter. Dazu zählt die Strecke in Jerez natürlich auch.