2012 war Jorge Lorenzo der Überflieger der MotoGP-Klasse. Er hatte gerade seinen zweiten Weltmeistertitel in den vergangenen drei Saisons eingefahren, dabei Valentino Rossi, Casey Stoner oder Dani Pedrosa souverän geschlagen. Als klarer Favorit ging er auch in die Saison 2013, doch da sollte ihm ein gewisser Marc Marquez einen Strich durch die Rechnung machen. Der damals gerade 20 Jahre alt gewordene Marquez fuhr Lorenzo schon im zweiten Rennen des Jahres auf und davon, beim nächsten Grand Prix in Jerez checkte er Lorenzo vor heimischem Publikum in der letzten Kurve von der Strecke und schnappte ihm so Rang zwei vor der Nase weg.

Lorenzo war stinksauer und verweigerte Marquez sogar den Handschlag, erst zwei Wochen später in Le Mans folgte die Versöhnung. Lorenzo kämpfte sich sportlich zwar wieder zurück, nach Schlüsselbeinbrüchen in Assen und am Sachsenring hieß der Weltmeister am Saisonende aber Marc Marquez, vier Punkte vor Lorenzo. Der gibt heute zu, damals von Marquez regelrecht überrumpelt worden zu sein. "Als Marc 2013 in die MotoGP aufgestiegen ist, war das ein gewaltiger Schub für mich und den Rest des Feldes", erinnert sich Lorenzo. "Nicht nur weil er so schnell war, sondern auch, weil er so eine unglaublich ehrgeizige Einstellung hatte und versuchte, jedes einzelne Rennen zu gewinnen. Er hat sich nie mit einem zweiten Platz zufrieden gegeben, auch nicht auf Strecken, die ihm nicht so entgegen kamen."

Im dritten gemeinsamen MotoGP-Rennen kollidierten Marquez und Lorenzo erstmals, Foto: Milagro
Im dritten gemeinsamen MotoGP-Rennen kollidierten Marquez und Lorenzo erstmals, Foto: Milagro

Eine Herangehensweise, die so zuvor in der Königsklasse nicht üblich war, verrät Lorenzo: "Bevor Marc in der MotoGP war, haben Casey, Dani oder ich versucht, die Rennen zu gewinnen, in denen wir stärker waren. Bei den anderen haben wir uns darauf eingestellt, vielleicht mit Rang zwei oder drei zufrieden sein zu müssen. Marc hat uns gezwungen, gleich wie er zu agieren und immer um den Sieg zu kämpfen. So hat er die Einstellung von uns allen verändert."

Überlegene Siegesquote

Tatsächlich wuchs Lorenzo in den letzten Jahren auch im direkten Duell mit Marquez oftmals über sich hinaus, möglicherweise auch aufgrund der von ihm angesprochenen Veränderung, die Marquez erzwingen konnte. Die Strategie des Mannes mit der Nummer 93 geht bisher jedenfalls auf. Zwei Weltmeistertitel konnte er in drei MotoGP-Saisons holen und konnte 44 Prozent seiner Rennen gewinnen. Da können auch Stoner mit 33, Valentino Rossi mit 31 oder Lorenzo mit 29 Prozent Siegesquote nicht mithalten.