Die Ereignisse in Malaysia haben weite Wellen geschlagen. Unzählige Kommentare, Meinungen, Statements, Interviews. Und noch immer wird diskutiert. Sogar der unabhängige Sportgerichtshof CAS in der Schweiz ist nun involviert. Dabei sollte es eigentlich nur das denkwürdige Finale der wohl packendsten MotoGP-Saison aller Zeiten sein. Nun ist es Politik. Und ganz viel Polemik. Mit körperlichen Attacken italienischer Journalisten in Richtung Marc Marquez. Und ungeheuren verbalen Attacken im World Wide Web. Und zwar gegen alles und jeden, der nicht Gelb eingefärbt denkt. Ist das noch in einem dem Geschehenen gerechtfertigten Verhältnis? Eigentlich ging es doch mal um Sport, oder?

Letztendlich haben die Verantwortlichen der Dorna und der Race Direction selbst Schuld an dem Vorfall in Malaysia. Es musste ja mal so kommen. Denn zu sehr wurden die beiden Alphatiere mit der 46 und der 93 in der Vergangenheit mit Sonderrechten auf und neben der Strecke bedacht. Würden wir über Moto3-Fahrer sprechen, hätte es schon anhand der Bummelei und Warterei in den Trainings in Sepang Strafen für die beiden gehagelt. Hat es aber nicht. Hat es in der Vergangenheit aber ja oft genug auch nicht. Gerade bei Marc Marquez und seiner mehr als rustikalen Fahrweise wurde oftmals mit einem läppischen "That's racing" hingenommen, wofür andere bestraft worden wären. Und das "The Doctor" in all den Jahren jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wurde, ist auch kein Geheimnis.

Marquez ist für harte Manöver bekannt, Foto: Milagro
Marquez ist für harte Manöver bekannt, Foto: Milagro

Natürlich reden wir über zwei absolute Ausnahmekönner. Natürlich hat Valentino eine einzigartige Karriere hingelegt. Logisch sind alle happy über die vollen Rennstrecken, dank der spektakulären Rennen dieser Saison. Und jetzt hat es gekracht. Und zwar nicht nur auf der Strecke. Eine Männerfreundschaft wird es zwischen der 93 und der 46 wohl nicht mehr geben. Aber ist das Überraschend? Nur für die, die dem Abklatschen und von Respekt vorgaukelndem Theater der letzten zwei Jahre geglaubt haben. Man könnte auch sagen, dass das alles nur Fassade war. Aber wozu? Ein blödes Schauspiel. Fragen sie mal Sete Gibernau oder Max Biaggi. Die könnten dazu auch einiges erzählen. Auch die vielen Fahrer aus 125er- oder Moto2-Zeiten, denen Marquez oftmals brutal vors Vorderrad gefahren ist, dürften eine Meinung haben.

Es gibt Grenzen

Aber ist es dann nach endlich offen erklärter Feindschaft zweier Individualsportler normal, dass die halbe Welt durchdreht? Und dass jeder, der den italienischen Part dieses Krieges kritisiert, mit übelsten Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen konfrontiert wird? Die vielen Verschwörungstheorien, die ein Fehler Valentino Rossis hervorgerufen hat, sind in einem großen Prozentsatz vor allen Dingen eines - schwachsinnig. Und ein Fehler von der 46 wurde sogar von seinem Teamchef Mr. Jarvis attestiert. Der in seiner Darstellung des Sepang-Vorfalls mal wieder ungeheures diplomatisches Geschick bewiesen hat. Im Gegensatz zur fast komplett Anstand und Respekt verlierenden gelben Fangemeinde. Fan sein bedeutet nicht automatisch unkritisch mit Beschimpfungen und Verleumdungen um sich zu schmeißen. Das macht nichts besser. Oder glaubt irgendjemand, dass homoerotische Fotomontagen von Lorenzo und Marquez irgendwem helfen? Findet wirklich irgendein richtiger MotoGP-Fan Videomontagen, in denen Valentino Rossi mit einem Gewehr auf Marc Marquez schießt, lustig? Gibt es wirklich ein Recht von sogenannten Journalisten, Marc Marquez zu Hause aufzulauern? Nein, natürlich nicht.

Nach der Kollision von Sepang eskalierte die Situation endgültig, Foto: Milagro
Nach der Kollision von Sepang eskalierte die Situation endgültig, Foto: Milagro

Es sind Fehler gemacht worden. Von Menschen. Die zufällig MotoGP-Stars sind. Jeder macht mal Fehler. Und ich denke wirklich, wenn Marc Marquez und Valentino Rossi das Sepang-Rennen nochmal beginnen würden, würden beide anders handeln. Denn es bleiben zwei herausragende Rennfahrer. Wie wichtig Ihnen das Wort Respekt ist, können sie uns in Valencia zeigen. Und die vielen Fans können dann diese Vorbildfunktion vielleicht auch im Anschluss an ein hoffentlich faires Rennen in die Welt transportieren. Denn eigentlich ist es nur Sport.