In etwas mehr als einem Jahr wird Michelin als alleiniger Reifenlieferant der MotoGP in sein erstes Rennwochenende gehen. Vergangene Woche in Sepang ließ der französische Hersteller seine Reifen erstmals von den MotoGP-Einsatzpiloten der Saison 2015 testen. Der Tag wurde von vier heftigen Abflügen durch Aleix Espargaro, Jack Miller, Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo überschattet. Sie alle hatten in schnellen Kurven die Kontrolle über ihre Maschinen verloren.

Michelins Technischer Direktor für den Rennsport, Nicolas Goubert, machte fehlenden Grip am Vorderrad als Ursache für die Stürze aus. Gleichzeitig wies er bei Crash.net auf die für die Piloten überaus schwierige Situation nach drei vorangegangenen Tagen mit Bridgestone-Pneus hin: "Wir haben nicht versucht, schnelle Rundenzeiten zu erzielen, weil wir nicht wollten, dass die Fahrer unnötige Risiken eingehen. Es ist so schon schwer genug für sie, denn in ein paar Wochen werden sie wieder mit den Bridgestone-Reifen fahren und dann in das erste Rennwochenende gehen. Da kann unser Test eigentlich nur zu Verwirrung führen."

Trotz aller Schwierigkeiten zeigte sich Goubert mit dem Test äußerst zufrieden. Zwar gab es keine offizielle Zeitnahme, doch handgestoppten Zeiten zu Folge fehlen Michelin etwa 1 bis 1,5 Sekunden pro Runde auf Bridgestone - ein in Anbetracht des frühen Entwicklungsstadiums und der auf Bridgestone-Reifen abgestimmten Maschine ein ordentlicher Wert. Des Weiteren konnte Marc Marquez einen überaus konstanten Longrun auf den Michelin-Pneus abspulen. Die Franzosen brachten vier verschiedene Konstruktionen für den Vorderreifen und drei für das Hinterrad nach Sepang. Die Vorderreifen waren alle symmetrisch, die Hinterreifen alle asymmetrisch.

"Die Einsatzfahrer waren mit den Hinterreifen ziemlich zufrieden", freut. sich Goubert. "Als wir hier im November zum ersten Mal mit Colin Edwards und Hiroshi Aoyama getestet haben waren sie noch nicht wirklich gut. Der nächste Test Anfang Februar war dann schon viel besser und wir hatten den Reifen von damals auch jetzt im Einsatz. Wir nennen ihn den Basis-Reifen. Wir hatten hier verschiedene Mischungen für den Hinterreifen, aber viele Fahrer haben sie gar nicht probiert, weil sie mit dem Basis-Reifen zufrieden waren. Das war auch die Mischung, auf dem Marc Marquez seinen ohne Probleme einen Longrun gefahren ist."

Grundform der Reifen klar

Im Bereich des Vorderreifens stellte Michelin Reifen mit einem größeren und einem kleineren Querschnitt zur Verfügung. Die Einsatzfahrer entschieden sich aber durchwegs für die größere Variante. Somit konnte man bei Michelin eine erste grundlegende Richtung für die MotoGP-Reifen 2017 festlegen: "Was den Aufbau angeht, sind wir mehr oder weniger schon am Ziel. Jetzt geht es darum, die besten Gummimischungen herauszufinden, die auch robust genug sind. Deshalb haben wir ein paar Fahrer darum gebeten, Longruns zu fahren."

Michelin wird während der Saison noch nach fast allen Rennwochenenden mit den offiziellen Testfahrern der fünf Hersteller arbeiten. Die Werke werden sich dabei die Arbeit teilen, also vermutlich je zwei Marken pro Test vor Ort sein. Hinzu kommen drei Testsessions mit den Einsatzfahrern.