Welche Fahrer kamen zu Sturz?

Elf der 20 am Freitag gestarteten Fahrer gingen während der achtstündigen Session zu Boden. Die prominentesten Bruchpiloten waren Jorge Lorenzo, der zu Beginn einer geplanten Rennsimulation stürzte, und Marc Marquez, der bei einer Schlussattacke abflog. Je zweimal in den Kies segelten Aleix Espargaro und Tito Rabat. Die weiteren Sturzpiloten: Pol Espargaro nach einer heiklen Situation mit Lorenzo, Jack Miller, Eugene Laverty, Bradley Smith, Maverick Vinales, Cal Crutchlow und Danilo Petrucci.

Warum gab es so viele Stürze?

Phillip Island ist ein Biest. Der australische Asphalt geht mit den Reifen schonungsloser um als die meisten Strecken im Kalender. Temperaturschwankungen wirken sich sofort und teilweise verheerend auf das Gripniveau aus. Der Großteil der Crashes am Freitag war diesem Umstand geschuldet. Zu wenig Bodenhaftung an der Front und schon ging es ab in den Kies. "Ich habe das Vorderrad verloren", gestand etwa Marquez. Lorenzo erging es ähnlich: "Die Strecke war sehr kalt und ich habe zu hart gebremst für das Gripniveau des Vorderreifens."

Wo waren die Hotspots?

Honda-Corner aka Turn 4 (eine Haarnadel nach rechts) und Siberia (eine langgezogene Linkskurve) forderten die meisten Opfer. Aber auch die erste Kurve (Doohan Corner) oder die schnelle Turn 8 brachten Fahrer zu Boden. Kurzum: Auf kaltem Asphalt ist man mit Michelin-Reifen so gut wie nirgendwo sicher.

Für Danilo Petrucci endete der Test im Krankenhaus, Foto: Pramac
Für Danilo Petrucci endete der Test im Krankenhaus, Foto: Pramac

Wie geht es den verunfallten Fahrern?

Da Stürze über das Vorderrad weit weniger gefährlich sind als Highsider, kamen die meisten Piloten mit kleineren Blessuren oder dem Schrecken davon. Einzig Danilo Petrucci erwischte es schlimmer. Der Italiener flog mit seiner Ducati in Kurve 8 ab und brach sich dabei drei Mittelhandknochen in der rechten Hand. Eine Untersuchung in Melbourne muss nun ergeben, ob eine Operation notwendig ist, um bis zum Saisonstart in vier Wochen einsatzfähig zu sein.

Wie kommentiert Michelin den Test?

"Wir sind glücklich mit dem Ausgang dieser Testfahrten", sagte Michelin-Rennchef Nicolas Goubert. "Wir haben sowohl schnelle Rundenzeiten gesehen, als auch gute Haltbarkeit der Reifen. Einige Jungs sind richtig lange mit einem Reifensatz gefahren. Die Fahrer haben sich nicht bei uns beschwert, das ist ein gutes Zeichen." Michelin brachte bereits in Sepang eine neue Vorderradmischung, die auf Phillip Island - trotz der vielen Stürze - gut von den Fahrern angenommen wurde. Diese Mischung wird auch beim Saisonstart als einzige eingesetzt werden.

Was war zwischen Jorge Lorenzo und Pol Espargaro los?

Die meisten Fahrer stürzten im Sololauf. Zwischen Jorge Lorenzo und Pol Espargaro kam es allerdings zu einer heiklen Situation, die Espargaro zu Sturz brachte. "Jorge hat mich überholt und hatte rasch vier Sekunden Vorsprung herausgefahren. In der ersten Kurve ging er aber plötzlich komplett vom Gas und ich musste in weitem Bogen ausweichen. Als ich auf der schmutzigen Seite die Bremse anzog, konnte ich das Motorrad leider nicht mehr halten", schilderte Espargaro den Zwischenfall.

Werden die Stürze irgendwelche Auswirkungen haben?

Auf Michelin direkt nicht. Die Entscheidung über die Vorderradmischung ist auf Phillip Island offiziell gefallen, nun müssen die Piloten das Beste aus dem zur Verfügung stehenden Material herausholen. Auf die Fahrer hatten die vielen Stürze dennoch Auswirkungen. Nicht nur im Hinblick auf das Vertrauen in das Verhalten des Motorrads, sondern sogar auf essenzielle technische Entscheidungen für die Saison. So haben beide Yamaha-Fahrer beschlossen, zu Saisonbeginn auf das 2016er-Modell zu verzichten und lieber auf die M1 Jahrgang 2015 zu setzen. "Ich fühle mich damit wohler beim Fahren, ganz besonders, was die Front angeht", erklärte Valentino Rossi diese Entscheidung.