Was genau ist der Unterschied zwischen deinem Bike und denen der Werksfahrer?
Bradley Smith: Ich weiß es nicht wirklich. Das Werksbike ist immer eine Evolution. Wir haben die Saison mit identischem Material begonnen. Die Motoren sind gleich, aber bei Elektronik-Software, Chassis, Schwinge und Fahrwerk gibt es Unterschiede. Ich denke nicht, dass es zu viele sind, aber sicherlich liegen wir ein oder zwei Schritte dahinter.

Bekommt ihr Updates?
Bradley Smith: Nein. Grundsätzlich beenden wir die Saison mit dem Material, mit dem wir sie begonnen haben. Um ehrlich zu sein: das Yamaha-Paket, das Pol [Espargaro] und ich haben ist sehr konkurrenzfähig. Wir haben auch das stufenlose Getriebe, das sehr gut ist. Wir sind wirklich glücklich. Yamaha unterstützt uns sehr gut.

Machen die größeren Bremsscheiben einen Unterschied für dich?
Bradley Smith: Aus Sicherheitsgründen ja, da ist es sehr wichtig. Die kleineren Bremsscheiben haben keinen Unterschied beim Bremsen gemacht, also egal ob du sehr hart oder weniger hart bremst, stoppte das Bike damit nicht anders. Mit den größeren Bremsscheiben können wir aber sicherer stoppen und besonders im Rennen ist es besser, weil wir jetzt richtig abbremsen können. Zuvor sah ich bei einigen Fahrern, dass sie fast in jemanden reingekracht sind, weil das Bike einfach nicht stoppte und das hatte nichts damit zu tun, dass sie zu spät gebremst haben oder so. Das war wirklich gefährlich. Für mich ist es eine gute Entscheidung der Chefs.

Kannst du damit später bremsen?
Bradley Smith: Nein. Die Power ist noch immer die Gleiche. Die Temperatur der Scheibe wird aber nicht so hoch. Das ist sicherer. Denn wenn sie kälter bleiben, funktionieren sie besser.

Bradley Smith konnte viel von Cal Crutchlow lernen, Foto: Bridgestone
Bradley Smith konnte viel von Cal Crutchlow lernen, Foto: Bridgestone

Fühlst du dich jetzt wie der Nummer-1-Fahrer im Team?
Bradley Smith: Nicht wirklich [lacht], weil Pol so schnell ist. Ich habe schon immer gesagt, dass es keinen Nummer-1-Fahrer geben wird und genau das ist die Situation: Wir werden gleich behandelt. Ich war zu Beginn der Saison stärker, jetzt ist er stärker. Der Fokus ist aber nicht auf nur einen Fahrer gerichtet. Das ist ausgeglichen. Das Team ist natürlich unglücklich, wenn meine Ergebnisse nicht gut sind, aber gleichzeitig auch glücklich, wenn Pol gut abschneidet und umgekehrt. Das Team will einfach das Beste für beide Fahrer. Das Ziel ist es, beide Tech 3 Bikes innerhalb der Top-6 zu haben.

Wie kommst du abseits der Rennstrecke mit Pol zurecht?
Bradley Smith: Es ist seltsam. Die Beziehungen zwischen Fahrern sind aber immer seltsam. Ich war nicht wirklich mit vielen Fahrern befreundet. Der einzige wirkliche Freund, den ich habe, ist Cal Crutchlow. Wir sind schon lange gute Freunde - das war so bevor wir Teamkollegen waren, währenddessen und ist auch heute noch so, wo er bei Ducati fährt. Wir verstehen uns einfach gut, gehen mal zusammen Abendessen und so. Ich vermute, mein Verhältnis zu Pol ist wie das zu jedem anderen Fahrer. Ich rede nicht großartig mit ihm, habe keine Handynummer von ihm... aber natürlich verhalten wir uns in der Box und innerhalb des Teams ganz normal.

Teilt ihr Informationen?
Bradley Smith: Wir teilen die Informationen immer. Das Team ist großartig. Ich meine, das großartige bei Tech 3 ist, dass jeder Fahrer die ganze Zeit die gleiche Unterstützung bekommt. Niemand wird vorgezogen oder so. Ich habe in dieser Situation bei Tech 3 wirklich Glück.

Was hast du von Cal Crutchlow im letzten Jahr lernen können?
Bradley Smith: Ich denke, ich habe viel von Cal gelernt. Die Intensität - das Niveau, auf dem man in der MotoGP fahren muss und gleichzeitig wie man trainieren muss. Cal hat immer hart trainiert und er sagte mir, dass mein Training nicht ausreicht und besser sein muss. Cal war auch mental stark und selbst wenn es mal schwierig war - wie er es manchmal auch gegenüber den Medien freundlich zum Ausdruck brachte - hat er nie seine Motivation und seine Konzentration verloren. Auch das hat er mir beigebracht.

Auf welches Rennen freust du dich am meisten?
Bradley Smith: Auf ein Gutes! [lacht] Um ehrlich zu sein: Ich war so sehr auf Mugello gespannt. Ich liebe Mugello, aber das ging nicht gut aus. Ich genieße es auf jeder Strecke zu fahren. Assen ist eine weitere gute Strecke für Yamaha und ich fand es immer schön, dort zu fahren. Dann natürlich noch Silverstone, denn das ist mein Heim-GP. Ich fühle mich jetzt viel zuversichtlicher vor Silverstone. Letztes Jahr war ich nicht auf einen Heim-Grand-Prix und diese Art von Erwartungen vorbereitet. Jetzt bin ich aber viel konzentrierter und gespannt, hoffentlich dort bester britischer Fahrer zu sein.

Warum bist du nach Andorra gezogen?
Bradley Smith: Offensichtlich hatte das steuerliche Gründe, das war Nummer eins. Dazu ist Andorra aber auch ideal zum Trainieren. Ich lebe 1.400 Meter über dem Meeresspiegel, was wirklich schwierig ist. Man hat einen Lebensstil, der nur draußen stattfindet. Niemand hält sich drinnen auf und wenn du ein Fahrer bist, willst du nie drin sein. Das kommt also auch meinem Lebensstil entgegen. Wenn man sich die MotoGP ansieht: Fast unsere ganze Industrie ist in Katalonien. Also viele Fahrer kommen von da, es gibt viele Strecken, Motocross, alles kommt aus dem katalanischen Gebiet. Da ich so nah dran wohne, kann ich mal eben in drei Stunden nach Barcelona fahren, Dirt-Track fahren und das neben vielen talentierten Fahrern, was ziemlich gut ist. Ich kann mit den besten Fahrern Motocross oder Dirt-Track trainieren, ich kann Rennrad mit Profis aus der Tour de France fahren. Alles ist auf einem anderen Niveau. Wenn du mit Leuten auf diesem Niveau trainierst, kannst du nur besser werden.