Die Formel E hat ihr Premierenrennen in Misano überstanden: Antonio Felix da Costa gewinnt ein von teilweise absurden Windschattenspielen geprägtes Samstagsrennen. Ganze sieben unterschiedliche Führende sowie insgesamt 20 Führungswechsel in 28 Umläufen auf der permanenten Rennstrecke bekamen die Zuschauer zu Gesicht.

Doch nicht nur auf dem Asphalt ging es ordentlich zur Sache. Auch die Rennkommissare waren das Wochenende über fleißig im Einsatz. Allein Geldstrafen in Höhe von insgesamt 29.500 Euro wurden seit Freitag verhängt. Motorsport-Magazin.com liefert einen Überblick über die wichtigsten und kuriosesten Strafen aus Misano.

Jaguar fast vom Rennen ausgeschlossen

Die wohl ohne Zweifel sportlich relevanteste Strafe wäre ein Start-Verbot für alle Fahrzeuge mit Jaguar-Antrieben gewesen. Nicht nur hätte dies mit dem Werksteam sowie Kundenteam Envision vier Fahrzeuge betroffen, bei der Jaguar-Werksmannschaft handelte es sich auch um die Führenden in der Team-Meisterschaft.

Umso überraschender kam nicht einmal eine halbe Stunde vor dem Start des Qualifyings die Entscheidung der Stewards, den Fahrzeugen mit Jaguar-Antriebsstrang die Teilnahme zu verweigern. Begründet wurde dies damit, dass die Boliden nicht ihrer Homologation entsprachen. Gerade einmal eine Minute vor dem Start der Zeitenjagd wurde die Starterlaubnis nach einem Bericht des technischen Delegierten der FIA schlussendlich doch erteilt - und ein Desaster für den britischen Autobauer verhindert.

Polesetter Mitch Evans (Jaguar TCS Racing)
Pole statt Start-Verbot: Jaguar entging in Misano einem Desaster, Foto: LAT Images

Wehrlein rammt Müller im Parc Ferme

Einer Strafe mit sportlichen Auswirkungen entging auch Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein im Nachgang des Qualifyings. Der 29-Jährige qualifizierte sich auf der dritten Position und wurde von den technischen Prüfern in den Parc Ferme geschoben. Dabei traf der 99X Wehrleins das Heck von Nico Müllers Abt-Cupra. Die Stewards stellten fest, dass Wehrlein sich nicht an die Anweisungen der technischen Prüfer gehalten habe, ließen den WM-Dritten aber mit einer Verwarnung davonkommen.

Zuvor war Wehrlein schon nach dem zweiten Freien Training am Samstagmorgen in den Fokus der Rennkommissare geraten. Erneut kam es wohl zu einem Kommunikationsproblem zwischen Wehrlein und den technischen Prüfern, sodass der Porsche-Pilot nach dem Wiegen seines Fahrzeugs entgegen den Anweisungen der Offiziellen beschleunigte, um von der Waage herunterzufahren. Er erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 1.000 Euro, die jedoch bis zum Saisonende auf Bewährung ausgesetzt ist.

Porsche und Andretti: 20.000 Euro Geldstrafe!

Schon jetzt zur Kasse gebeten wurde hingegen Wehrleins Arbeitgeber Porsche, inklusive Kundenteam Andretti. Grundlage dafür war eine Änderung bei der Verkabelung am Porsche-Antriebsstrang im Vorfeld des Misano ePrix. Entgegen der Vorschriften meldeten die Zuffenhausener dieses Update jedoch nicht innerhalb der festgeschriebenen Frist von sieben Tagen vor der Vorabkontrolle der Boliden.

Da es sich um einen Verstoß im Bereich des Antriebsstrangs handelte, den auch Andretti einsetzt, erhielten auch die US-Amerikaner eine Strafe. Und diese hat sich gewaschen: Sowohl Porsche als auch Andretti müssen pro Auto 5.000 Euro blechen und damit insgesamt je 10.000 Euro.

Pascal Wehrlein im Porsche
Porsche wurde in Misano kräftig zur Kasse gebeten, Foto: LAT Images

Feuerlöscher sorgt für Disqualifikation

Deutliche sportliche Konsequenzen hatte hingegen ein technischer Verstoß am McLaren-Nissan von Jake Hughes. Der Brite, der 2024 seine zweite Formel-E-Saison bestreitet, zeigte im Qualifying zum ersten Misano ePrix eine starke Leistung und stellte seinen Boliden mit Platz vier in die zweite Startreihe. Doch die Freude währte nur kurz: Hughes wurde nachträglich disqualifiziert und musste das Rennen vom letzten Startplatz in Angriff nehmen.

Als Grund gaben die Stewards an, dass der Feuerlöscher in seinem Fahrzeug während der Qualifikation nicht einsatzbereit gewesen sei. Glück im Unglück: Bei der Energie-Spar-Schlacht auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli spielte die Startposition ohnehin kaum eine Rolle. Dennoch reichte es für Hughes nur für Platz 14.

Kollision kostet Podium, auch Nyck de Vries bestraft

Und auch während dem Rennen durften Strafen am Samstag in Misano nicht fehlen: Zahlreiche Zwischenfälle notierte die Rennleitung während der 28 Runden auf der permanenten Rennstrecke in der Emilia-Romagna. Strafen wurden letztendlich jedoch nur gegen drei Fahrer ausgesprochen.

Jean-Eric Vergne (DS Penske)
Jean-Eric Vergne verpasste nach einer Strafe das Misano-Podest, Foto: LAT Images

Besonders hart traf es Jean-Eric Vergne im DS Penske. Der Franzose überquerte, von Platz zwei gestartet, die Ziellinie als Dritter. Im Gesamtklassement reichte es jedoch nur für P7. Vergne erhielt noch während dem Rennen eine Zeitstrafe von fünf Sekunden für eine Kollision mit Jaguar-Werkspilot Nick Cassidy zu Rennbeginn. In der fünften Runde berührten sich in der Anfahrt auf die Schikane von Kurve 8/9 zunächst Vergnes linkes Vorderrad und Cassidys rechte Hinterachse. In der Schikane schob sich Vergne aggressiv auf die Außenbahn und es kam zu einem weiteren Kontakt.

"JEV (Jean-Eric Vergne; d. Red.) hat mich einfach in die Mauer gedrückt", beschwerte sich Cassidy am Funk, der zu einem Frontflügelwechsel an die Box kommen musste und anschließend außer Reichweite von Punkten lag. Die Stewards gaben dem sechsfachen ePrix-Sieger recht und machten Vergne als Verantwortlichen für die Kollision aus.

Durch eine Strafe gänzlich aus den Punkten geworfen wurde hingegen ERT-Pilot Sergio Sette Camara, der das Rennen ursprünglich auf einem starken siebten Platz beendet hatte. Doch für ein zu hohes Abrufen von Energie in der letzten Runde, brummten die Stewards dem Brasilianer eine Durchfahrtsstrafe auf, die zu einer 50-Sekunden-Strafe umgewandelt wurde und ihn auf Platz 16 zurückwarf.

Auch Mahindra-Werksfahrer Nyck de Vries wurde nachträglich mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, da er Jehan Daruvala (Maserati-DS) in Kurve 7 von der Strecke gedrängt hatte. Der Ex-Formel-1-Pilot hätte jedoch ohnehin keine Punkte gesammelt und wurde lediglich von Platz 13 auf Rang 15 zurückgeworfen.