Hat die Formel E drei Wochen vor dem Saisonauftakt in Mexiko-City (13. Januar 2024) eine neue TV-Heimat im deutschen Fernsehen gefunden?

Wie Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Kreisen der Formel-E- und TV-Szene erfahren hat, könnte der neugegründete Fernsehsender DF1 die Rennen der Elektro-WM ab 2024 live im Free-TV übertragen. Der Privatsender mit Sitz in Unterföhring bei München würde damit auf ProSieben folgen, wo die Formel E in den vergangenen beiden Jahren lief.

DF1 geht ab dem 01. Januar 2024 auf Sendung und nimmt hierzulande den Platz von Servus TV Deutschland im Satelliten- und Kabelnetz ein. Der deutsche Ableger aus dem Red-Bull-Universum nahm 2011 den Betrieb auf, zieht aber zum Jahresende den Stecker. Servus TV Deutschland erreichte zuletzt einen Marktanteil von nur 0,4 Prozent.

DF1 zeigt auch Deutsche Eishockey-Liga live

Inhalte von Servus TV, Österreichs größter Privatsender und dort mit Live-Rechten unter anderem für die Formel 1 ausgestattet, werden Zuschauern weiterhin bei DF1 angeboten: Laut eigenen Angaben des Senders zählen lizensierte Formate von Servus TV ebenso zum Programm wie Eigenproduktionen im Bereich Entertainment, tägliche Newsinhalte und exklusive Sportangebote.

2022 und 2023 lief die Formel E bei ProSieben, Foto: LAT Images
2022 und 2023 lief die Formel E bei ProSieben, Foto: LAT Images

Seit diesem Donnerstag bereits offiziell bestätigt: DF1 zeigt ab 2024 Spiele der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im frei empfangbaren Fernsehen. Auf eine entsprechende Zusammenarbeit bis mindestens 2028 hat sich DF1 mit der Deutschen Telekom geeinigt. "Wir sehen DF1 als spannenden neuen Partner im Free-TV-Markt und freuen uns, dass wir eine langfristige Vereinbarung schließen konnten", sagte Arnim Butzen, TV-Chef der Telekom.

Zudem kooperiert DF1 mit dem Streaming-Sportanbieter DAZN, der Teile seiner Inhalte - die im Detail noch nicht bekannt sind - erstmals im Free-TV zur Verfügung stellen wird.

Branchenkenner: Formel E bei DF1 als "Chance mit viel Potenzial"

Nach unseren Informationen ist geplant, dass neben den Rennen der Formel E auch die Qualifyings im Free-TV bei DF1 gezeigt werden sollen. Das wäre ein Novum: ProSieben (2022 und 2023) sowie Konzernschwester Sat.1 (2021) strahlten nur die Rennen im Fernsehen aus, während alle weiteren Sessions auf der ran-Website per Livestream gezeigt wurden. In der Formel E, wo sich mit Porsche und Abt-Cupra aktuell zwei Teams aus Deutschland engagieren, werden die Qualifyings und Rennen seit dem Seriendebüt 2014 innerhalb eines Tages ausgetragen.

Branchenkenner bezeichnen einen möglichen Schritt der Formel E hin zu DF1 gegenüber Motorsport-Magazin.com als eine "Chance mit viel Potenzial" - und vor allem als bessere Alternative gegenüber einer Rückkehr zu Eurosport (hier lief die Formel E von 2015/16 bis 2019/20 mit schwachen Quoten) oder Sky (hier lief die Formel E 2014/15 und würde wieder hinter der Bezahlschranke landen).

Wehrlein: "Habe Arbeit mit ProSieben sehr genossen"

An die Quoten von ProSieben dürfte die Formel E bei der neuen TV-Heimat DF1 zunächst nicht ansatzweise heranreichen: Der Privatsender erzielte mit den Live-Rennübertragungen in der abgelaufenen Saison 2023 einen Marktanteil von 2,2 Prozent und durchschnittlich 250.000 Zuschauer. Zum Vergleich: Mit den Rennübertragungen der DTM kam ProSieben 2023 im Schnitt auf 350.000 Zuschauer bei einem Marktanteil von 3,7 Prozent. Die deutsche Traditionsrennserie läuft auch 2024 bei ProSieben im Fernsehen.

Pascal Wehrlein von Porsches Formel-E-Werksteam sagte zuletzt zu Motorsport-Magazin.com: "Ich habe die Arbeit mit ProSieben sehr genossen. Sie haben super-professionell gearbeitet, ich kann ihnen nicht genug danken. Schade, dass wir sie verlieren. Gleichzeitig freue ich mich auf die Lösung, die man für Deutschland finden wird. Wir brauchen jemanden und werden es wohl bald erfahren."

Formel E klopfte bei Öffentlich-Rechtlichen und RTL an

Motorsport-Magazin.com weiß aus unterschiedlichen Kreisen: Die Formel E klopfte nach dem überraschenden Abschied von ProSieben Mitte November dieses Jahres auch bei Schwergewichten wie den Öffentlich-Rechtlichen TV-Sendern ARD und ZDF oder RTL an. In der Kürze der Zeit ließ sich für die Übertragung der insgesamt 17 Rennen in der Saison 2024, die auf vier Kontinenten und in elf Ländern zu unterschiedlichen Tageszeiten über die Bühne gehen, jedoch keine Zusammenarbeit verwirklichen.

Mit DF1 betritt 2024 zwar ein neuer Sender den deutschen TV-Markt, die Älteren unter den Zuschauern dürften sich aber noch an den Namen erinnern: Im Jahr 1996 ging das damalige DF1 als erster digitaler Fernsehsender Deutschlands an den Start. 1999 fusionierte der Sender aus dem Unternehmen des früheren Medienmoguls Leo Kirch mit Premiere (heute als Sky bekannt), woraufhin der Name DF1 verschwand und erst jetzt durch die DF1 Medien GmbH um Geschäftsführer David Frederic Müller wiederbelebt wurde.