In 37 Tagen beginnt die Formel-E-Saison 2024 mit dem Auftakt in Mexiko-City (13. Januar). Während noch immer nicht bekannt ist, ob und wie Zuschauer in Deutschland die Rennen nach dem Aus von ProSieben gucken können, ist für Großbritannien nun eine Lösung gefunden worden. Auf der Insel läuft die Formel E ab der kommenden Saison bei 'TNT Sports', das Mitte dieses Jahres das Angebot von BT Sport übernommen hat und damit nach zwei Jahrzehnten nach Großbritannien zurückgekehrt ist.
Bei TNT Sports handelt es sich um ein Pay-TV-Angebot hinter einer Bezahlschranke. Damit wird die Formel E in England erstmals seit ihrem Debüt 2014 nicht mehr im Free-TV gezeigt. TNT-Vorgänger Channel 4, das sich wie ProSieben nach nur zwei Jahren zurückgezogen hatte, zeigte einige Rennen im frei empfangbaren Fernsehen. In der Vergangenheit lief die Elektro-Weltmeisterschaft auch auf Channel 5 und in der BBC.
Formel E in Deutschland zurück zu Eurosport?
TNT (Turner Network Television), im Jahr 1988 vom US-amerikanischen Medienmogul Ted Turner gegründet, gehört seit 2022 zum globalen Warner Bros.-Konzern. In Großbritannien können Zuschauer die Formel-E-Rennen demnach auch über den kostenpflichtigen Streaming-Dienst discovery+ verfolgen, der ebenfalls zur Warner-Gruppe zählt.
Kommt es zu einer ähnlichen Lösung auch für den deutschen TV-Markt? discovery+ ist seit Juni 2022 der Streaming-Dienst von Warner Bros. Discovery in Deutschland und bildet unter anderem die Sportinhalte der zum Konzern gehörenden Eurosport-Sender ab. Sollte es zu einem derartigen Deal kommen, besteht für heimische Zuschauer im Gegensatz zu Großbritannien zumindest die Möglichkeit, die Formel E weiter im Free-TV zu sehen. In Deutschland zählt Eurosport 1 zu den kostenlos empfangbaren Sendern, nur Eurosport 2 steckt hinter einer Pay-Wall.
Unter Szene-Kennern gilt Eurosport weiterhin als Favorit für die TV-Nachfolge von ProSiebenSat.1. Für eine 'große' Lösung a la RTL oder Öffentlich-Rechtliche dürfte die Zeit inzwischen viel zu knapp sein, um ein Paket für die bevorstehenden 17 Saisonrennen 2024 zu schnüren. Bei einem internen Partner- und Sponsoren-Treffen im Formel-E-Hauptquartier in London am Donnerstag vergangener Woche konnten die Verantwortlichen noch keine Antworten liefern, wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtete.
Formel-E-Vergangenheit bei Eurosport mit überschaubaren Quoten
Bei Eurosport 1 lief die Formel E in Deutschland bereits von der Saison 2015/16 (Saison 2) bis 2019/20 (Saison 6) im Free-TV. Der Privatsender übertrug die Rennen zwar mit deutschem Kommentar, sparte sich im Gegensatz zu ProSieben aber ein eigenes Reporter-Team vor Ort. Seit der Rechteübernahme durch ProSiebenSat.1 mit dem Beginn der Saison 2020/21 zeigte Eurosport die Rennen nur noch hinter der Bezahlschranke auf Eurosport 2.
Bei einer derartigen 'TV-Notlösung' dürften die Sichtbarkeit und Reichweite der Formel E auf dem deutschen Markt dramatisch einbrechen. Zur Erinnerung: Zu Zeiten von Eurosport 1 bewegten sich die Marktanteile der Formel-E-Rennen zwischen 0,6 und 0,8 Prozent. Bei vielen ePrixs schaltete nur eine fünfstellige Zahl an Zuschauern ein. Das lag meilenweit hinter dem Anspruch der zahlreichen in der Formel E vertretenen Autohersteller und Partner, damals noch mit den vier deutschen Premiummarken Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche. Von den 'Big-Four' ist nur Porsche übrig geblieben.
Nachfolger ProSieben/Sat.1 bekleckerte sich mit Blick auf den eigenen Senderschnitt zwar ebenfalls nicht mit überzeugenden Einschaltquoten, lieferte aber auf einem deutlich höheren Niveau ab. In der abgelaufenen Saison 2023 erzielte ProSieben einen Marktanteil von 2,2 Prozent und durchschnittlich 250.000 Zuschauer. Das entsprach einem leichten Rückgang zum Vorjahr (280.000 Zuschauer bei 2,5 Prozent Marktanteil) und lag erneut einiges hinter den Quoten von Konzernschwester Sat.1, die die Formel-E-Rennen 2021 zeigte (454.000 Zuschauer bei 3,3 Prozent Marktanteil).
Ex-Fußballprofi wird neuer Formel-E-Moderator
In Großbritannien wird die TV-Übertragung der Formel E von Whisper TV produziert, zu deren Gründern der frühere Formel-1- und DTM-Fahrer David Coulthard gehört. Zum TNT-Aufgebot vor der Kamera zählen weiterhin die langjährige Formel-E-Reporterin Nicki Shields, der frühere F1- und Formel-E-Pilot Karun Chandhok, der viermalige IndyCar-Champion Dario Franchitti und Ex-Audi-Teamchef Allan McNish.
Neuer Moderator wird der ehemalige Profi-Fußballer Jermaine Jenas, der sich bei Fußball-Formaten der BBC einen Namen in seiner Heimat England gemacht hat. Gastauftritte unter anderem von Andre Lotterer, Jamey Chadwick, Billy Monger und David Coulthard sind zudem angekündigt worden. "Das sind unglaubliche Neuigkeiten für Sport-Fans in Großbritannien, die bereits Premium-Live-Sport bei TNT Sports schauen", meinte der neue Formel-E-Geschäftsführer Jeff Dodds.
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