Die Protestaktionen der sogenannten 'Letzte Generation' beherrschen die Schlagzeilen diese Woche in Berlin. Den Anfang machte die Störung des Formel-E-Rennens am Sonntag auf dem Rollfeld des stillgelegten Flughafens Tempelhof, bevor die Vereinigung ankündigte, Berlin zu Beginn dieser Woche komplett lahmlegen zu wollen.

Nach den gefährlichen Vorfällen beim Formel-E-Rennen mit dem gescheiterten Ziel, für einen Abbruch des Starts zu sorgen, hat die Polizei auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com insgesamt acht Strafanzeigen erstellt: sechsmal wegen Nötigung in Verbindung mit Hausfriedensbruch, einmal wegen Körperverletzung sowie einmal wegen Sachbeschädigung.

Sicherheitskraft und Sportwart verletzt

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll es sich bei der verletzten Person um eine Sicherheitskraft gehandelt haben. Nachdem sechs Aktivisten während des Startprozederes über die Fangzäune geklettert waren und versucht hatten, sich vor den Rennwagen auf dem Asphalt festzukleben, hatte das Sicherheitspersonal schnell reagiert und die Störer unter dem Beifall der Zuschauer abgeführt. Laut Polizei waren 15 eigene Kräfte sowie zusätzlich eine dreistellige Zahl an Sicherheitsleuten vor Ort.

Der Rennstart zum achten Lauf der Formel-E-Saison 2023 musste allerdings um sechs Minuten nach hinten verschoben werden. Bei dieser Aktion der Klima-Protestler soll sich nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus dem Umfeld der Formel E auch ein Sportwart verletzt haben. Die Schwere der Verletzungen ist nicht bekannt.

Formel-E-Fahrer verurteilen gefährliche Aktion

Wie gefährlich der Eingriff in den laufenden Wettbewerb war, zeigten von Zuschauern in den sozialen Netzwerken veröffentlichte Videos. Einige der 'Klimakleber' hatten die Rennstrecke bereits betreten, als die Autos gerade das sogenannte Dummy-Grid-Prozedere durchführten, bei dem sie mit durchdrehenden Rädern (um Temperatur in die Reifen zu bekommen) einige Meter nach vorne schnellten.

Der dadurch erzeugte Qualm sorgt für schlechte Sichtverhältnisse. Mehrere Fahrer sprachen im Anschluss von einer gefährlichen Situation und davon, dass sie von den Menschen auf der Strecke völlig überrascht und aus der Konzentration gebracht worden seien. "Ich weiß nicht, ob sie Glück hatten, weil sie nicht wissen, wie eine Startprozedur funktioniert", sagte etwa McLaren-Fahrer Jake Hughes. "Wenn du über einen Zaun kletterst, dann riskierst du dein Leben, das der Fans und das der Fahrer."

Formel-E-Störung: Ermittlungsverfahren läuft

Wie es mit den Klima-Aktivisten nach der Formel-E-Protestaktion weitergeht, ist noch nicht klar. Die Pressestelle der Polizei Berlin teilte auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com mit: "Das polizeiliche Ermittlungsverfahren läuft und wird bei Abschluss an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Diese entscheidet dann nach eigenen Ermittlungen über das weitere Vorgehen."

Langweilig dürfte es den ermittelnden Behörden diese Woche nicht werden in der deutschen Hauptstadt. Am Montag nach dem Rennwochenende, an dem auch der offizielle Rookie-Test der Formel E in Berlin ausgetragen wurde, kam es zu zahlreichen Protestaktionen in und rund um die Millionenstadt.

Klimaaktivsten werden in Berlin abgeführt, Foto: Motorsport-Magazin.com
Klimaaktivsten werden in Berlin abgeführt, Foto: Motorsport-Magazin.com

An mehr als 30 Orten haben Mitglieder der 'Letzten Generation' protestiert und mit Blockaden zahlreiche Straßen und die Stadtautobahn lahmgelegt. Die Polizei war laut offiziellen Angaben mit rund 500 Beamten im Einsatz. Rund 50 Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen. Die Proteste in Berlin sollen diese Woche weitergehen. Die 'Letzte Generation' fordert unter anderem ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket und ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen.

Die Formel E ist die erste und bislang einzige Rennserie, die seit ihrer Gründung 2014 mit einem Netto-Null-CO2-Fußabdruck zertifiziert wurde. Sie hat in zertifizierte Klimaschutzprojekte in allen Rennmärkten investiert, um die Emissionen aus jeder Saison auszugleichen. Das aktuelle Gen3-Auto ist laut Angaben der Formel E als klimaneutral eingestuft. Es könne über 90 Prozent der elektrischen in mechanische Energie umwandeln. Alle Lieferanten und Teams müssen Nachhaltigkeits-KPIs einhalten, insbesondere die Zertifizierung nach der FIA 3 3-Sterne-Umweltakkreditierung.