Jetzt steht es offiziell fest: Abt Sportsline setzt beim Comeback in der Formel E zur Saison 2023 auf die bestens bekannten Fahrer Nico Müller und Robin Frijns. Das gab der Rennstall aus Kempten an diesem Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung bekannt.

Es war ein schlecht gehütetes Geheimnis: Motorsport-Magazin.com hatte bereits im Mai dieses Jahres spekuliert, dass die ehemaligen DTM-Teamkollegen das künftige Einsatzduo der Äbte auch in der Elektro-Rennserie bilden würden.

Abt-Boss: "Frijns und Müller passen perfekt"

Im Gegensatz zu früheren Zeiten - Abt Sportsline zählt zu den Gründungsmitgliedern der Formel E im Jahr 2014 und startete von 2018 bis 2021 als Audi-Werksteam - geht der Rennstall 2023 erstmals als Kundenteam an den Start. Der Motoren-Deal mit dem indischen Automobilgiganten Mahindra ist seit einigen Wochen offiziell bekannt. Die Äbte sind nach einem Jahr Auszeit einer von drei Neueinsteigern neben McLaren (übernimmt Mercedes-Startlizenz) und Maserati (Venturi als Einsatzteam) für den Beginn der Gen3-Ära in der Formel E.

"Robin und Nico waren von Anfang an unsere absolute Wunschbesetzung, denn sie bringen alles mit, was wir für unser Formel-E-Comeback brauchen: Speed, Erfahrung und den richtigen Spirit", sagt Hans-Jürgen Abt, geschäftsführender Gesellschafter von Abt. "Wenn wir in der neuen Saison gegen die großen Werksteams bestehen wollen, brauchen wir eine kleine, schlagkräftige Mannschaft. Und da passen Robin und Nico perfekt hinein."

Zu DTM-Hersteller-Zeiten bildeten Müller und Frijns bereits ein erfolgreiches Duo bei Abt Sportsline. Für einen Fahrer-Titel reichte es nicht, doch immerhin gewannen die Äbte im Jahr 2020 vorzeitig die Team-Meisterschaft. Der Schweizer Müller, der am vergangenen Wochenende seine Verlobte Viktoria Paschold heiratete und unter anderem Frijns unter den Hochzeitsgästen begrüßte, startete von 2016 bis 2021 für die Äbte in der Tourenwagenserie.

Nico Müller: Formel-E-Wiedersehen mit Rene Rast

Müllers Abt-Bilanz nach harten Titel-Kämpfen mit seinem Audi-Markenkollegen und dreifachen DTM-Champion Rene Rast: 31 Podestplätze, zehn Siege und zwei Vize-Meisterschaften. Die beiden Rivalen treffen 2023 wieder in der Formel E aufeinander: Rast wurde jüngst als Fahrer bei Neueinsteiger McLaren verkündet, das aus dem zweifachen Weltmeister-Team Mercedes hervorgeht.

In der DTM startet Müller aktuell für das Audi-Kundenteam Rosberg, Rast steuert letztmalig für Abt einen Audi R8 LMS GT3. Während Rast zu Beginn dieser Woche seinen langfristig ausgelegten Vertrag bei Audi Sport beendete und 2023 neben seinem Formel-E-Engagement zu BMW M Motorsport wechselt, soll Müller nach Informationen von Motorsport-Magazin.com seinen ebenfalls über 2022 hinaus laufenden Vertrag beim Autobauer aus Ingolstadt erfüllen. GT3-Einsätze bilden eine Möglichkeit neben seinem neuen Formel-E-Deal mit Abt Sportsline.

Frijns liefert seit Jahren in der Formel E ab

Der Niederländer Frijns ist ebenfalls ein alter Bekannter in Kempten: Der 31-Jährige startete drei Jahre lang von 2018 bis 2020 für Abt in der DTM, erzielte dabei 18 Podestplätze und drei Siege. Sein bestes Ergebnis feierte Frijns in der Saison 2020 mit dem dritten Gesamtplatz hinter Rast und Müller.

Abt-Geschäftsführer und Teamchef Thomas Biermaier: "Wir wissen aus unseren gemeinsamen Jahren in der DTM, dass sie schnell sind, echte Teamplayer und die Leidenschaft von Abt teilen. Dass sich beide trotz anderer verlockender Angebote für uns entschieden haben, zeigt, wie wichtig ihnen die Abt-Familie ist, das macht uns schon ein bisschen stolz."

Abt-Teamchef Biermaier mit Müller und Frijns, Foto: Abt Sportsline
Abt-Teamchef Biermaier mit Müller und Frijns, Foto: Abt Sportsline

Mit Frijns haben sich die Äbte nicht nur einen schnellen, sondern auch einen Piloten mit großer Erfahrung in der Formel E geangelt. Der einstige Formel-1-Testfahrer blickt auf 76 Formel-E-Rennen seit 2015 mit zwei Siegen und 13 Podestplätzen zurück. In der laufenden Saison zählt er mit seinem Team Envision bis zur Saisonmitte zu den Titelanwärtern.

In meist leicht unterlegenen Teams (Andretti, Envision/Virgin) lieferte Frijns in der Formel E konstant ab. Kurios: Bei sieben seiner 13 Podiums-Fahrten landete er auf dem zweiten Platz! Envision, ehemals Virgin Racing, nutzte in der abgelaufenen Saison letztmalig Kundenmotoren von Aussteiger Audi und wechselt mit der Einführung des Gen3-Autos ab 2023 zu Jaguar. Frijns' Nachfolger bei Envision soll der frühere Formel-E-Meister Sebastien Buemi werden, der von Nissan kommt.

"Ich kenne die Abt-Mannschaft und Nico aus der DTM, wo wir eine tolle Atmosphäre im Team hatten und sehr erfolgreich waren", sagt Frijns. "Genau da wollen wir in der Formel E weitermachen. Es ist natürlich ein großer Schritt für uns alle und wir werden viel und schnell lernen müssen. Aber ich habe volles Vertrauen in das Abt-Team, das in seiner Geschichte noch in jeder Rennserie für Aufsehen gesorgt hat. Schön, dass ich wieder ein Teil davon bin."

Foto: Abt Sportsline
Foto: Abt Sportsline

Müller: Habe noch eine Rechnung mit Formel E offen

Kumpel und Teamkollege Müller verfügt ebenfalls über Erfahrung in der Formel E, allerdings deutlich weniger als Frijns. Der zweifache DTM-Vizemeister trat zwischen 2019 und 2021 zu 17 Rennen für Chaos-Rennstall Dragon in der Formel E an, bevor die Zusammenarbeit während der laufenden Saison endete. Müller war nach überzeugenden Leistungen bei Testfahrten bereits 2019 ein Anwärter auf das Audi-Werkscockpit in der Formel E. Nach einem internen Politikum in Ingolstadt durfte jedoch Daniel Abt sein Cockpit an Lucas di Grassis Seite für die Saison 2019/20 behalten.

"Ich freue mich nach unseren tollen gemeinsamen Jahren in der DTM riesig auf dieses neue Kapitel mit ABT und auf meine Rückkehr in die Formel E", sagt Müller. "Und dann starte ich auch noch zusammen mit Robin, mit dem ich auf und neben der Rennstrecke einfach eine geile Zeit hatte - ich glaube, da kommen einige gute Zutaten zusammen, mit denen wir uns für diese neue Herausforderung gut aufgestellt haben. Ich persönlich habe nach meinen eineinhalb schwierigen Jahren eh noch eine Rechnung mit der Formel E offen und freue mich, dass ich die Chance habe, sie zusammen mit diesem Team zu begleichen."

Abt Sportsline: Wiedersehen mit Lucas di Grassi

Übrigens: Beim neuen Motorenpartner trifft Abt Sportsline nicht nur auf ein weiteres Formel-E-Gründungsmitglied, sondern auch auf den langjährigen Fahrer Lucas di Grassi. Der Brasilianer, der beim Saisonfinale in Seoul vor einer Woche als erster Fahrer die 1.000-Punkte-Marke sprengte, verlässt Venturi nach nur einer Saison in Richtung des indischen Rennstalls Mahindra um Teamchef Dilbagh Gill.

"Die lange Zusammenarbeit mit Abt, bei der wir gemeinsam die Weltmeisterschaft (2017; d. Red.) gewonnen haben, ist eine gute Basis für den Start in die neue Formel-E-Ära", sagt di Grassi. "Wir setzen den gleichen Antriebsstrang ein - alle gesammelten Daten und meine enge Verbindung zu allen Ingenieuren werden uns dabei bestimmt gemeinsam zugutekommen." Nicht mehr an Bord der einstigen Erfolgs-Kombo ist Florian Modlinger, der Abt Sportsline zum Ende der vergangenen Saison in Richtung Porsche verlassen hat und bei den Zuffenhausenern die Gesamtleitung für das Formel-E-Projekt innehat.

Formel E: Starterfeld 2023

TeamFahrer 1Fahrer 2
McLarenRene Rast?
Maserati??
DS-Dragon??
JaguarMitch EvansSam Bird
Envision-Jaguar??
Andretti-Porsche??
PorschePascal WehrleinAntonio Felix da Costa
Abt-MahindraNico MüllerRobin Frijns
MahindraLucas di GrassiOliver Rowland
NissanNorman NatoSacha Fenestraz
NIO 333??