Nach der zweimonatigen Rennpause hat sich die Formel E in Rom turbulent zurückgemeldet. Beim vierten Saisonrennen an diesem Samstag ging es drunter und drüber mit Positionswechseln am laufenden Band, zahlreichen Kollisionen und Vorfällen, die im Fernsehen gar nicht zu sehen waren. So wie die Kollision zwischen Mercedes-Weltmeister Nyck de Vries und Pascal Wehrlein, für die der Niederländer im Nachgang eine 3-Platz-Strafe für das Sonntagsrennen kassierte.

De Vries und Porsche, das war keine Liebesbeziehung auf dem anspruchsvollen Kurs im Süden der italienischen Hauptstadt. Oder wie es Wehrleins Teamkollege Andre Lotterer gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte: "De Vries hat mich voll in die Wand geschubst, nachdem er voll in Pascal gefahren ist. Danach war meine Aufhängung krumm und ich konnte die verbleibende Energie nicht mehr richtig nutzen."

Während Wehrlein und Lotterer nach dem dominanten Doppelsieg zuletzt in Mexiko-City diesmal nicht über die Plätze acht und zehn hinauskamen, sah Formel-E-Weltmeister de Vries nicht einmal die Ziellinie. Zwei Runden vor dem Rennende stellte er seinen Mercedes in der Boxengasse ab, während Teamkollege Stoffel Vandoorne mit dem dritten Platz hinter Sieger Mitch Evans (Jaguar) und Robin Frijns (Envision) die Silberpfeil-Ehre rettete.

De Vries über den Vorfall mit Wehrlein zu Motorsport-Magazin.com: "Ich habe versucht, Pascal in Kurve 7 zu überholen, wir sind auf dem Weg zur Kurve kollidiert. Dann war meine Lenkung krumm. Das Bodywork war soweit intakt, aber mit der schiefen Lenkung konnte ich das Rennen nicht beenden."

Die in den ersten drei Saisonrennen so starken Mercedes und Porsche mussten, mit Ausnahme von Vandoorne, in Rom erst einmal Federn lassen. Während de Vries über eine mangelnde Balance des Autos und nicht genug Pace klagte, klangen die Zuffenhausener zumindest in der Theorie zuversichtlicher. Zur Rennmitte hatten Wehrlein und Lotterer mehr Energie übrig als die Konkurrenten an der Spitze, doch den Vorteil konnten sie diesmal nicht ausspielen.

"Virtuell waren wir nicht schlecht, wenn man sich die Energie anschaut im Verhältnis zu den anderen", sagte Lotterer, dessen Lenkrad schon nach einer Berührung in der ersten Kurve nicht mehr ganz gerade stand. "Ich war von Beginn an auf der gleichen Strategie unterwegs wie Evans, aber der war dann einiges schneller."

Foto: LAT Images
Foto: LAT Images

Der Neuseeländer, der schon 2019 in Rom gesiegt hatte und heute sein drittes Formel-E-Rennen gewann, war nach einem Strategie-Fehler im Rennen nur von Platz neun gestartet. Sein Vorsprung von 5,7 Sekunden beim Zieleinlauf auf den ebenfalls starken Frijns war für Formel-E-Verhältnisse gigantisch. Die etwas überraschende Stärke der Jaguars unterstrich Teamkollege Sam Bird mit einer Aufholjagd vom 15. bis auf den fünften Platz - nachdem das britische Werksteam in den letzten beiden Rennen punktelos geblieben war!

"Die Strecke liegt uns einfach", sagte Bird. "Wir haben ein Auto für Formel-E-Rennstrecken gebaut - und das hier ist eine." Der erfahrene Brite hatte sich sogar Podestchancen ausgerechnet, wurde aber auf dem Weg nach vorne unnötig von Edoardo Mortara aufgehalten. Bird: "Ihm wurde erst in der letzten Runde mitgeteilt, dass er eine 5-Sekunden-Strafe kassiert. Sonst hätte er mich vielleicht früher vorbeigelassen, weil er sein Rennen ja nicht mehr gegen mich fuhr."

Auch Bird soll sich mit Porsche-Ass Wehrlein ins Gehege gekommen sein, wie er erklärte: "Zuerst habe ich bei dem Unfall am Start von anderen Autos einen Teil meines Frontflügels verloren. Ich war glücklich, dass ich mit einem Großteil meines Autos durchgekommen bin. Dann hat Pascal netterweise in mich reingelenkt. Ich dachte erst, dass ich einen Reifenschaden habe. Mein Auto sah nach dem Rennen ganz schön mitgenommen aus..."