Das Coronavirus beherrscht weltweit die Schlagzeilen in diesen Tagen. Bislang wurden mehr als 8.100 Menschen infiziert. In China, in der dortigen Millionenstadt Wuhan hat das Virus seinen Ursprung, ist die Zahl der Todesfälle auf über 200 gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rief zuletzt den internationalen Gesundheitsnotstand aus.

Die derzeitigen Entwicklungen des Coronavirus könnten sich auch auf das Geschehen im Motorsport auswirken. Am 21. März, in 50 Tagen, soll die Formel E zum sechsten Rennen der Saison 2019/20 ins chinesische Sanya zurückkehren. Ob das Rennen zustande kommt, bleibt angesichts der aktuellen Lage ungeklärt.

Die Formel E und alle Involvierten beobachten die Situation in China sehr genau und mit Bedacht, während die Vorbereitungen weiterlaufen. Die nächsten zwei bis drei Wochen gelten als entscheidende Phase in der Entscheidungsfindung, ob das Rennen im beliebten Badeort stattfinden kann.

Sanya in der Region Hainan liegt etwa 1.800 Kilometer südlich des Epizentrums von Wuhan. Allerdings mussten die Formel-E-Teams bei der Rennpremiere im vergangenen Jahr zunächst die Flughäfen in Peking oder Shanghai ansteuern, um ihre Reise von dort aus fortzusetzen - diese führt mitten durch die Region rund um Wuhan.

"Wir haben unseren regionalen Partner gebeten, mit dem örtlichen Motorsportverband zusammenzuarbeiten, um mit den zuständigen Behörden in der Provinz Hainan Kontakt aufzunehmen, um die Situation weiter zu analysieren, zu bewerten und Empfehlungen zur Vorbereitung des Rennens abzugeben", sagt ein Formel-E-Sprecher zu Motorsport-Magazin.com.

Die involvierten Hersteller haben in ihren Häusern längst Coronavirus-Task-Forces gebildet, um die Situation zu prüfen. Das Formel-E-Programm macht im Gesamtbild der internationalen Aufstellung der jeweiligen Autobauer nur einen Bruchteil aus.

Ein Mercedes-Sprecher zu Motorsport-Magazin.com: "Natürlich beobachten wir die Situation genau. Für die Daimler AG steht die Gesundheit der Mitarbeiter an erster Stelle. Noch ist es zu früh eine verbindliche Aussage über die Teilnahme am Rennen zu treffen."

Ähnliches lassen auch die Formel-E-Teams von Audi und BMW verlautbaren, die mit den eigenen Gesundheitswesen, lokalen Kollegen und der Formel-E-Organisation in engem Austausch stehen.

Eine Deadline, ob der Sanya ePrix zum geplanten Datum am 21. März über die Bühne geht oder nicht, gibt es offiziell noch nicht. Der Vorteil bei den Planungen des Rennkalenders und möglicher Anpassungen: Drei Wochen vor Sanya gastiert die Formel E in Marrakesch (29. Februar).

Aufgrund der Kürze der Zeit würde das gesamte Equipment ohnehin per Luftfracht nach China transportiert. Das verschafft unter Umständen wertvolle Zeit. Der Aufbau der temporären Rennstrecke beginnt üblicherweise zu Beginn einer Woche vor dem Rennen am Samstag. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Kosten wird die Ausstattung üblicherweise verschifft.

Sollte das Rennen nicht durchgeführt werden können, bieten sich unterschiedliche Alternativen an. Im Raum stehen eine alternativlose Absage, eine Verlegung auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr oder ein Ersatzrennen.

Schon als zu Beginn dieses Jahres unklar war, ob die Formel E in Santiago de Chile gastieren kann - dort herrschten zuletzt Aufstände in Folge der größten sozialen Krise des Landes seit 30 Jahren - wurden verschiedene Szenarien diskutiert.

Weit oben auf dem Krisenplan stand die Schaffung eines weiteren Double-Headers im Rennkalender, also der Austragung von zwei Rennen an einem Wochenende. New York und Berlin - beide Städte trugen in der Vergangenheit Double-Header aus - wurden die besten Chancen eingeräumt.

Neben dem Formel-E-Rennen in Sanya steht auch der geplante China Grand Prix der Formel 1 in Shanghai am 19. April 2020 unter Beobachtung des Motorsportweltverbandes. "In Folge der Coronavirus-Epidemie, die zu Jahresbeginn in China ausgebrochen ist, beobachtet die FIA mit den zuständigen Behörden und seinen Mitgliederclubs, unter Leitung des Präsidenten der FIA Medical Commission, Professor Gérard Saillant, die Entwicklung der Lage genau", teilte die FIA an diesem Donnerstag mit.

Der Sanya ePrix 2020 wäre nicht das erste Rennen im ursprünglich geplanten Formel-E-Rennkalender, das aufgrund äußerer Umstände nicht stattfinden kann. Eine für den 01. März 2020 geplante Rückkehr nach Hongkong kam aufgrund anhaltender Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungszone nicht zustande. Anstelle von Hongkong trat in der finalen Version des Rennkalenders für die Saison 6 ein Rennen in Marrakesch am 29. Februar 2020.

Formel E 2019/20: Offizieller Rennkalender

StadtLandDatum
Ad DiriyahSaudi-Arabien22./23. November 2019
SantiagoChile18. Januar 2020
Mexiko-CityMexiko15. Februar 2020
MarrakeschMarokko29. Februar 2020
SanyaChina21. März 2020
RomItalien04. April 2020
ParisFrankreich18. April 2020
SeoulSüdkorea03. Mai 2020
JakartaIndonesien06. Juni 2020
BerlinDeutschland21. Juni 2020
New YorkUSA11. Juli 2020
LondonGroßbritannien25./26. Juli 2020