Daniel, Platz zwölf im zweiten Rennen gab zwar keine Punkte, aber immerhin ging es acht Plätze nach vorne. War das zumindest halbwegs zufriedenstellend?
Daniel Abt: Nicht wirklich. Das Rennen an sich war ok, viel mehr war von dieser Startposition nicht zu erwarten. Es gab nicht viele Unfälle und das Überholen ist auf dieser Strecke nahezu unmöglich. Im Endeffekt bringt mir der zwölfte Platz im zweiten Rennen nichts. Verloren haben wir bei den regnerischen Bedingungen im Qualifying.

In London war Abt nicht zufrieden, obwohl er acht Plätze gewann, Foto: Sutton
In London war Abt nicht zufrieden, obwohl er acht Plätze gewann, Foto: Sutton

Es gab hier nicht viele Überholmanöver - das ist schwierig für eine solche Serie. Ist das etwas, was in Zukunft vielleicht geändert werden sollte?
Daniel Abt: Wir hatten viele Strecken, auf denen es viele Überholmanöver gegeben hat. Aber es gab natürlich auch ein paar, auf denen es weniger Überholmanöver gegeben hat. Das ist leider so auf Stadtkursen. Man kann es sich leider nicht immer aussuchen. Gerade hier mussten wir mit dem Asphaltbelag leben, der vorhanden war. Man ist sich dessen schon bewusst, aber auf die ganze Saison betrachtet, war es insgesamt auch nicht so schlecht.

Du hattest einen schwierigen Start, dann lief es zwischendurch richtig gut. Was ist dein Fazit zur Saison?
Daniel Abt: Mein Saisonstart war mit Blick auf die Pace und die Ergebnisse nicht so schlecht. Ich hätte eigentlich im ersten Rennen auf dem Podium gestanden. Aber wenn man sich die ersten Rennen ansieht, haben wir leider viel zu viele Fehler gemacht. Wir hatten technische Probleme und haben dadurch etwas den Anschluss verloren. Gegen Mitte der Saison haben wir uns wieder gefangen. Die Pace war gut. Ich habe in Miami auf dem Podium gestanden, in Long Beach die Pole Position geholt. Leider kam dann wieder ein technisches Problem dazwischen. Wir haben einfach zu viele Rennen nicht beendet. Von der reinen Pace in der Qualifikation war ich im Schnitt glaube ich Drittbester. Das Rennen in London nicht mitgerechnet. Aber das zählt nicht, denn in der Qualifikation gibt es keine Punkte. Für das erste Jahr war es aber okay. Wir dürfen deswegen nicht den Kopf in den Sand stecken, obwohl ich mir von meiner Debütsaison in der Formel E mehr erhofft hatte. Jetzt haben wir etwas Zeit, um Kraft zu sammeln und weiter zu entwickeln. , Warten wir ab, wie es aussieht, wenn es in drei Monaten wieder losgeht.

Gibt es bestimmte Aspekte, in denen du dich noch steigern möchtest? Wo siehst du noch Entwicklungspotential?
Daniel Abt: Vor dem London-Wochenende hätte ich gesagt in den Rennen. Grundsätzlich habe ich einige Fehler gemacht, die nicht hätten sein müssen. Das Qualifying war so gut wie immer gut, aber natürlich kann man sich überall verbessern. Gerade was das Energiemanagement angeht. Das zu verstehen, war für mich besonders in der ersten Saisonhälfte sehr schwierig, weil ich das vorher noch nie gemacht hatte. Meine Fahrerkollegen wie Lucas di Grassi kannten das schon aus dem Sportwagenbereich. Sie sind jahrelang so gefahren. Ihnen wurde das von den Herstellern quasi antrainiert. Dadurch hatten sie einen riesigen Erfahrungsvorsprung. Jetzt ist es aber in Ordnung.

Abt hofft auf eine bessere zweite Saison, Foto: FIA Formel E
Abt hofft auf eine bessere zweite Saison, Foto: FIA Formel E

In dieser Saison wurden einige Rennergebnisse nachträglich durch Disqualifikationen verändert. Schadet so etwas der Rennserie?
Daniel Abt: Das ist gar nicht gut. Ich habe das schon nach dem ersten Rennen gesagt. Dort wurde mir ein Podestplatz wegen zwei Kilowattstunden gestrichen. Ich war der allererste Fahrer, der das am eigenen Leib erfahren hat. Es gab viele Vorschläge, die wir mit der FIA diskutiert haben. Am Ende haben wir gesagt, dass wir es besser fänden, wenn die Leistung reduziert würde, sobald man ans Limit kommt. Die Batterie ist ja nicht leer, man kann dennoch weiterfahren. Wenn die Leistung reduziert wird, sieht man das auf der Strecke. Sollte ein Pilot deswegen Positionen verlieren, weiß zumindest jeder Zuschauer, wie das Ergebnis zustande gekommen ist. Es ist immer schwierig, dem Zuschauer nachträgliche Strafen zu erklären. Meiner Meinung nach sollte das geändert werden, aber das ist immer ein heikles Thema.

Was sollte sonst noch für die zweite Saison der Formel E geändert werden?
Daniel Abt: Vielleicht könnte man das Format leicht verändern. Meiner Meinung nach ist die Pause zwischen Qualifikation und Rennen ziemlich lang. Da könnte man sich noch etwas einfallen lassen. Insgesamt war es aber Wahnsinn, wenn man bedenkt, was hier im ersten Jahr alles los war. Wir haben vieles richtig gemacht. Davor muss man den Hut ziehen! Aber es gibt immer Dinge, die man besser machen kann.

Die nächste Saison startet im Prinzip schon diese Woche. Wie gut siehst du euch dafür aufgestellt?
Daniel Abt: Das ist schwer zu sagen. Grundsätzlich denke ich aber positiv, weil wir mit Schaeffler, Audi und all unseren Partnern viel Know-how und viele Ressourcen hinter uns haben. So gesehen glaube ich, dass wir gut aufgestellt sein werden. Aber natürlich glaubt das jedes Team. Bis zum ersten Test oder sogar bis zum ersten Rennen werden wir nicht wissen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen.