So sehr sich Red Bull und Christian Horner bemühen - sie können das Fahrermarkt-Feuer rund um Max Verstappens Zukunft nicht auslöschen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Mercedes-Teamchef Toto Wolff, seines Zeichens der erste (und wohl einzige) ernsthafte Alternativ-Bewerber für Verstappen, die Flammen wiederholt anfacht. So gießt Wolff nach einem weiteren dominanten Verstappen-Sieg in China wieder Öl ins Feuer.

"So viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn es darum geht, ob ein Fahrer kommt", gibt sich Wolff am Sonntagabend in Shanghai kryptisch. "Von einem rationalen Blickpunkt kannst du sagen: Schnellstes Auto mit dem schnellsten Fahrer. Aber ich denke nicht, dass das der einzige Grund ist, ob du wo bleibst."

Wolff vertraut auf 2026: Mercedes hat gutes Angebot

"Manche gehen mehr in die Tiefe und bedenken andere Faktoren, und Max ist denke ich jemand mit mehr Tiefe", lautet Wolffs Folgerung. Das folgt auf Verstappens donnerstägliche Aussagen, er wolle eine "stille und friedliche Umgebung". Der dreifache Weltmeister gibt sich in seiner Position stets unverfänglich: "So lange ich mit dem Team happy bin, gibt es keinen Grund zu gehen."

Sportlich hat Wolffs Pitch ein Problem. Er verkauft ein Auto, dass zumindest 2025 kaum WM-fähig sein wird, und das weiß er. Und er weiß, dass es das Verstappen-Lager um Vater Jos und Manager Raymond Vermeulen weiß: "Bei ihrem kombinierten Verständnis von Motorsport ändert es nichts, ob du etwas gut oder schlecht verkaufst. Es ist denke ich eine Frage, wie sie sich für die Zukunft fühlen, was sie als das Beste erachten. Da spielen viele Faktoren hinein."

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Wolff schiebt nach, dass er mittelfristig sportlich Gutes bei Mercedes bieten kann, nämlich beim Regel-Umbruch 2026: "Ich denke, wir sind in einer guten Position für 2026. Wir sind ambitioniert mit unseren Zielen für die Power Unit, für die Batterien, für den Treibstoff, und ich denke, wir können ein brauchbares Chassis produzieren. Wir sind eine Option mit gutem Wert. Aber wer weiß."

Außer Frage steht, dass für Wolff die Hoffnung lebt. Es mag keine konkreten Vertragsgespräche geben, aber sehr wohl wurden Fühler ausgestreckt. "Er ist der, der die nächsten Dominosteine zu Fall bringen wird", kündigt Wolff an. Sein jüngstes Anfachen der Verstappen-Flammen endet in Wolffs Presserunde mit der Frage, ob es noch eine Chance gebe, dass Verstappen 2025 komme: "Wenn ich da was sage, mach' ich meine ganze Strategie vielleicht kaputt!"

Horner kann Wolffs Verstappen-Pitches nicht mehr hören

Wenige Minuten später fand sich die Formel 1 ein Motorhome weiter in Christian Horners Presserunde ein. Das kontinuierliche Sticheln Wolffs geht Horner inzwischen merklich gegen den Strich, und zurückhalten kann er sich nicht mehr: "Ich glaube nicht, dass Totos Probleme seine Fahrer sind. Er hat denke ich andere Elemente, auf die er sich fokussieren muss. Anstatt von Fahrern, die nicht verfügbar sind."

Red Bull-Teamfeier mit Teamchef Christian Horner, Sieger Max Verstappen und dem drittplatzierten Sergio Perez
Red Bulls Siegesfeier in China, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

"Das Team ist in Form, warum um alles in der Welt würdest du dieses Team verlassen?", fragt sich Horner. Und von wegen Tiefgang - auch abseits der sportlichen Form sieht er keine persönlichen Probleme: "Wenn ihr mit Max sprecht - auf jeden Fall geht es am Ende des Tages nicht um ein Stück Papier. Wir wissen, er ist bis Ende 2028 unter Vertrag. Es geht darum, wie er sich im Team fühlt, welche Beziehungen er im Team hat und wie er abliefert."

"Ich kann euch versichern, dass es keine Ungewissheit gibt, wo Max Verstappen nächstes Jahr sein wird", legt sich Horner fest und kann sich den Hinweis nicht verkneifen, dass Wolffs Mannschaft aktuell hinter Motorkunde McLaren herfährt auch an Aston Martin zu knabbern hat: "Mercedes ist das dritte Team, hinter ihren Kunden. Ich würde doch denken, dass er seine Zeit besser auf das Team verwenden solle anstatt auf den Fahrermarkt."

So kann sich Horner auch am Schluss noch mit einem Lächeln einen Seitenhieb gegen Wolff nicht verkneifen: "Habt ihr gehört, dass George Russells Vertrag Ende 2025 ausläuft? Vielleicht ist er nicht so heiß drauf, 2026 zu bleiben. Der Markt bewegt sich."