Red Bull zu dominant. Max Verstappen zu spektakulär. Formel-1-WM 2024 schon gelaufen. Toto Wolff sprach Verstappen nach dem Japan-GP bereits den vierten Titel zu. Der Mercedes-Teamchef ist fest der Meinung, dass der amtierende Weltmeister in diesem Jahr schon nicht mehr einzuholen ist.

"In letzter Zeit war Toto wirklich freundlich und hat viele nette Dinge über mich gesagt", scherzt Verstappen, der immer wieder mit dem freien Mercedes-Sitz in Verbindung gebracht wird. An seinen möglichen vierten WM-Titel möchte der Niederländer jedoch noch nicht denken.

"Ich weiß nicht, ob die Meisterschaft schon entschieden ist", so Verstappen. "Ich möchte nicht zu viel über den Rest der Saison nachdenken. Ich möchte es lieber Rennen für Rennen angehen." Red Bull sieht 2024 erneut unaufhaltbar aus, doch laut dem WM-Führenden könnte sich dies ändern.

"Es wird Strecken geben, die uns nicht so liegen werden", gibt Verstappen zu. Darum sei es umso wichtiger zuzuschlagen, wenn es dazu die Möglichkeit gibt. "Wenn wir Strecken erreichen, auf denen wir wissen, dass wir schnell sein können, müssen wir das natürlich ausnutzen und als Team das Maximum an Punkten erreichen."

Verstappen weist auf mögliche Schwäche des RB20 hin

Das ist dem Team bisher gelungen – bis auf eine Ausnahme. Red Bull fuhr in der laufenden Saison bei jedem Rennen einen Doppelsieg ein, nur in Australien war der Wurm drin. Verstappens Hinterradbremse am RB20 fing Feuer, Sergio Perez konnte sich im Rennen nicht an die Spitze kämpfen. Ausgerechnet Ferrari, dieses Jahr bisher die härteste Konkurrenz für die Bullen, sackte die großen Zähler mit einem Doppelsieg ein.

Charles Leclerc und Sieger Carlos Sainz Jr. feiern den Ferrari-Doppelsieg auf dem Podium
Nicht Red Bull, sondern Ferrari feierte in Australien einen Doppelsieg, Foto: LAT Images

Eine solch ungewohnte Punkteschlappe will Verstappen nicht öfter zulassen, auch wenn eine weniger günstige Strecke für den RB20 ansteht. "Wir müssen auch versuchen, die Punkte dort zu maximieren, wo andere Teams gewinnen können", so der Niederländer.

Doch wo könnte Red Bull ein anderes Team zum Zug lassen? "Wenn man die Vergangenheit betrachtet, sind Stadtkurse im Allgemeinen etwas schwieriger für uns", erinnert Verstappen. "Ich glaube schon, dass sich unser Auto bei niedrigen Geschwindigkeiten etwas verbessert hat, aber auf einem Stadtkurs geht es natürlich nicht nur um die niedrige Geschwindigkeit. Daher ist im Moment noch ungewiss, wie sehr wir uns da verbessert haben."

Nicht zu voreilig - Diese WM-Chancen rechnet sich Carlos Sainz aus

Andere Teams könnten also öfter die Möglichkeit haben, einen Sieg einzufahren. Doch reicht das für einen echten Kampf um die Weltmeisterschaft? "Ich denke, dass Red Bull im ersten Drittel der Saison auf jeden Fall einen Vorteil haben wird, bis wir ein oder zwei Upgrades bringen, die es uns ermöglichen, konstanter gegen sie zu kämpfen", schätzt Sainz.

Den vierten Titel möchte der Spanier Verstappen also noch nicht zusprechen. Dennoch hat der Bullen-Verfolger, der in Melbourne den Überraschungssieg einfuhr, Zweifel an einem möglichen WM-Kampf. "Bis wir die Upgrades haben, ist es vielleicht schon etwas zu spät und Red Bull hat in der Meisterschaft schon einen zu großen Vorteil herausgefahren", so Sainz.

Doch eine Sache könnte das verhindern. "Wir brauchen bis zu den Upgrades mehr Australiens!", sagt der Ferrari-Fahrer. In Melbourne fiel Verstappen zum ersten Mal in zwei Jahren aufgrund eines Technik-Gebrechens im Rennen aus. Wäre dies öfter der Fall, könnte Ferrari Punkte gut machen. "Ich glaube jedoch nicht, dass Red Bull als Team diese Fehler sehr oft machen wird", meint Sainz. "Das ist schade, denn auch ich habe ein Rennen verpasst, was sowohl für das Team als auch für mich in der Meisterschaft teuer werden könnte."

In Saudi-Arabien saß wegen einer Blinddarm-OP statt dem Spanier Nachwuchspilot Oliver Bearman am Steuer. Mit P7 schlug sich der F1-Rookie zwar gut, aber Sainz hätte wohl noch mehr herausholen können. Durch den verpassten Einsatz hat der Spanier in der WM einen Nachteil – ärgerlich, aber kein großer Rückschlag. "Wir haben ein Rennen weniger, werden aber unser Bestes geben", so Sainz. "Es ist auch mein letztes Jahr bei Ferrari, also gibt es nichts zu verlieren und wir werden alles versuchen, um aufzuholen."