Toto Wolff steht bei Mercedes eine wichtige Entscheidung bevor. Die Silberpfeile suchen seit dem Abgang von Lewis Hamilton im Winter nach einem neuen Fahrer, der neben George Russell auf Punktejagd gehen soll. Im Vordergrund steht dabei auch eine Richtungsentscheidung. Denn zwischen einem kompletten Neuling und dem Comeback eines ehemaligen Weltmeisters ist alles möglich.

An einem Ende der Skala rangiert Andrea Kimi Antonelli. Der Formel-2-Fahrer gilt als absolutes Toptalent und er bekommt Ende April seine erste Chance, sich in einem Formel-1-Auto zu beweisen. Dann bestreitet er nämlich einen Test in einem Mercedes aus der Saison 2021 in Spielberg. Wie Wolff aber betonte, ist das keine direkte Reaktion auf die Fahrerbesetzung 2025.

F1 blamiert sich in Japan! Warum ist niemand gefahren? (16:32 Min.)

Andrea Kimi Antonelli testet Formel-1-Auto, Wolff: Schon lange geplant

Wolff erklärte: "Das Programm von Kimi in einem Formel-1-Auto gibt es schon seit einer langen Zeit und es hat sich in den letzten Wochen nicht massiv verändert. Was wir aber getan haben ist, dass wir mehr Tage hinzugefügt haben."

Ebenfalls interessant ist, dass Mercedes sich dafür entschied, Antonelli in einem W12 aus der F1-Saison 2021 für seine erste Ausfahrt auf die Strecke zu schicken und nicht etwa in einem Auto der derzeitigen Regel-Generation. Denn die Boliden aus dem Jahr 2022 sind eigentlich bereits für Testfahrten unter dem TPC-Reglement [Testing Previous Cars] freigegeben.

Warum testet Antonelli ein Formel-1-Auto von 2021?

"Wir wollen ihm ein Gefühl dafür geben, wie sich ein gutes Auto anfühlt, bevor wir ihn in das Auto aus der Saison 2022 setzen", beschrieb Wolff diese Entscheidung. Ein weiteres Augenmerk, das zeigt, wie groß das Misstrauen von Mercedes in die Erstkreation unter dem Ground-Effect-Reglement ist. Der W13 wurde von zahlreichen konzeptuellen Problemen geplagt, darunter Bouncing, die bis zum Saisonende nicht gelöst wurden.

Antonelli testet Ende April den Mercedes W12 in Spielberg, Foto: LAT Images
Antonelli testet Ende April den Mercedes W12 in Spielberg, Foto: LAT Images

Wolff ist davon überzeugt, dass Antonelli bei dem Test eine gute Figur abgeben wird. " Ollie Bearman war erfrischend, wenn man sieht, wie konkurrenzfähig er in Saudi-Arabien war. Kein freies Training, hohe Geschwindigkeit, komplizierte Strecke und er war ganz vorne dabei. Kimi wird also gut zurechtkommen."

Die Mercedes-Philosophie in den letzten Jahren war eher konservativ geprägt. Doch mit Andrea Kimi Antonelli könnte sich das ändern. Bereits bei Max Verstappen verlor man den Kampf um ein Toptalent gegen Red Bull, da ihm keine schnelle Aufstiegschance in die Formel 1 gegeben wurde. Mit Antonelli will man nicht noch einmal den gleichen Fehler machen. Ein Werks-Cockpit anstatt einiger Lehrjahre bei Williams wäre natürlich die ideale Grundlage, um ihn an das Team zu binden.

Sebastian Vettel bei Mercedes? Das sagt Toto Wolff

Doch Antonelli ist nicht der einzige Kandidat, um den es in den letzten Tagen Neuigkeiten zu vermelden gab. Sebastian Vettel brachte sich immer deutlicher in das Gespräch um das zweite Mercedes-Cockpit. Lewis Hamilton würdigte vor dem Japan-Wochenende den ehemaligen Red-Bull-Champion und hält ihn für einen geeigneten Nachfolger.

Toto Wolff sagte: "Sebastian ist jemand, den man nie abschreiben kann. Seine Erfolgsbilanz ist phänomenal und manchmal tut es gut, wenn man eine Pause einlegt, um herauszufinden was wichtig für einen ist und wie man seine Motivation wiederfindet." Der Mercedes-Boss betonte allerdings, dass noch keine Entscheidung getroffen wurde.

Auch die allgemeine Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll, sei noch nicht gefallen. "Es ist zu früh für uns, um uns auf einen Fahrer festzulegen, egal ob er sehr jung ist oder sehr erfahren", so der Österreicher. Auf wie viele Namen die Mercedes-Liste inzwischen geschrumpft ist, wollte er nicht sagen.

Last-Minute-Reise: Deshalb ist Toto Wolff in Suzuka

Ursprünglich hatte Wolf geplant, den Japan-GP auszulassen und stattdessen in Europa zu bleiben. Letztendlich entschied er sich aber doch dazu, mit seinem Team nach Suzuka zu reisen. "Ich hatte das Gefühl, dass es die falsche Entscheidung wäre, nicht nach Japan zu kommen. Denn ich denke, dass es wichtig ist, beim Team zu sein. Es hilft mir, wenn ich nah am Geschehen bin", so Wolff. Es lässt sich allerdings spekulieren, dass mehr hinter dieser Last-Minute-Entscheidung stecken könnte, die möglicherweise in Zusammenhang mit den neusten Fahrergerüchten steht.

"Wir experimentieren mit einigen Dingen und dann gibt es mir Energie, wenn ich Teil des Teams bin. Ich hoffe, dass das andersherum auch so ist", so Wolff weiter. Mercedes schließt damit an das Programm der ersten Renn-Wochenenden an. Bereits bei den bisherigen Grands Prix wurde das Training häufig als Lerneinheit genutzt, um mehr Verständnis für das Auto zu erzeugen. Gelungen ist das bislang noch nicht, vor allem Lewis Hamilton klagte nach zahlreichen Experimenten mehrmals über ein suboptimales Fahrgefühl.