Fernando Alonso erhielt beim Formel-1-Rennen in Australien eine umstrittene Strafe. Der Aston-Martin-Pilot wurde mit einer Zeitstrafe von 20 Sekunden belegt, da die Stewards ihm "potenziell gefährliches Fahren" unterstellten. Der Spanier hatte in Kurve 6 auf dem Albert Park Circuit 100 Meter früher als üblich verlangsamt, ehe er wieder hochschaltete, um schließlich endgültig für die Kurve zu bremsen.

Als indirekte Folge der Verlangsamung verunfallte Alonsos Verfolger George Russell schwer. Kontakt gab es zwischen den beiden Fahrern, die sich im Kampf um P6 befanden, allerdings keinen. Alonso verschaffte nach dem Rennen via Social Media seinem Ärger über die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Strafe Luft. Zwei Tage nach dem Rennen meldete sich nun auch sein Team zu dem Vorfall zu Wort.

Aston Martin verzichtet auf Right of Review: Keine neuen Beweise

Teamchef Mike Krack teilte in einem Statement, das via Social Media veröffentlicht wurde, mit, dass Aston Martin keinen Protest in Form eines 'Right of Review' (Recht auf Neubeurteilung) einlegen werde. Allerdings aus Mangel an neuen Beweisen und nicht etwa, weil man nicht einer Meinung mit Alonso sei.

Krack sagte: "Eine 20-Sekunden-Strafe zu erhalten, obwohl es keinen Kontakt mit dem Verfolger-Auto gegeben hat, ist eine bittere Pille, die wir schlucken müssen, aber wir müssen die Entscheidung akzeptieren. Wir haben unser Bestes getan. Aber ohne neues Beweismaterial sind wir nicht in der Lage ein 'Right of Review' zu beantragen."

Um den Fall neu aufzurollen, verlangt Artikel 14 des Internationalen Sportkodex (International Sporting Code), dass "ein wesentliches neues Elemente entdeckt wird, das […] zum Zeitpunkt der betreffenden Entscheidung nicht zur Verfügung stand." Im Falle von Alonso waren sowohl das Video-Material, die GPS-Daten, als auch weitere Daten wie die Brems- und Gaspedalstellung zum Zeitpunkt des Urteilsspruches bereits abrufbar.

In der Vergangenheit wurde in der Formel 1 häufig mit teils fragwürdigem 'neuen Beweismaterial' von diesem Recht Gebrauch gemacht. Allerdings nur in den wenigsten Fällen mit Erfolg. In der Formel-1-Saison 2024 ist neu, dass die Teams für ein Right of Review eine Kaution von 2.000 Euro hinterlegen müssen, die sich bei einem Scheitern ihres Antrags nicht zurückerhalten. In der Vergangenheit war dies nur bei Einsprüchen und Protesten der Fall, weshalb die Teams gerne auf diesen kostenlosen Rechtsweg zurückgriffen.

Mike Krack verteidigt Alonso: Das ist die Kunst des Motorsports

Krack verteidigte die Fahrweise von Alonso deutlich. "Fernando ist ein phänomenaler Rennfahrer und er hat einfach nur jedes Werkzeug genutzt, das ihm zur Verfügung stand, um vor George zu bleiben - genau so wie wir es in Brasilien letztes Jahr mit Sergio gesehen haben", so Krack.

Fernando Alonso und Sergio Perez beim Brasilien GP
Das Duell zwischen Sergio Perez und Fernando Alonso in Brasilien ging ohne strittige Situationen über die Bühne, Foto: LAT Images

Der Vergleich hinkt allerdings: Im Unterschied zu Australien kam es bei dem von Krack zitierten Sao-Paulo-GP zu keinem vergleichbaren Vorfall, bei dem ein Fahrer deutlich früher verlangsamt hat. Der Luxemburger ist dennoch davon überzeugt, dass das Manöver in Melbourne im Rahmen war. "Das ist die Kunst des Motorsports auf höchstem Level. Er [Alonso] würde niemals jemanden in Gefahr bringen."

Ex-Formel-1-Fahrer Christian Danner sieht das jedoch etwas anders. Was der MSM-Experte über die Aktion von Fernando Alonso denkt, könnt ihr hier nachlesen: