Mercedes erlebte am zweiten Trainingsdonnerstag des Jahres in Saudi-Arabien Licht und Schatten. Den Positionen vier und acht bei Tageslicht, folgten im zweiten Freien Training die Ränge zwei und acht. Eine Gemeinsamkeit: In beiden Trainings führte George Russell die Mercedes-Zeitenjagd an. In der zweiten Trainingssitzung, bei für das Rennen repräsentativeren Bedingungen, nahm er Lewis Hamilton mehr als vier Zehntelsekunden ab.

Vollends zufrieden war Russell dennoch nicht. Im zweiten Training klagte er am Funk über ein instabiles Heck bei hohen Geschwindigkeiten. "Es war eine etwas holprige Session. Wir hatten das Auto wahrscheinlich nicht im perfekten Fenster", so Russell nach Trainingsende.

Mercedes experimentiert mit dem Setup

Mercedes feilte zum Auftakt ins Saudi-Arabien-Wochenende fleißig am Setup der beiden W15-Boliden. Schon im ersten Freien Training starteten Hamilton und Russell mit unterschiedlichen Abstimmungen. Im FP2 stellte das Team Russell zufolge das Setup erneut auf den Kopf und tauschte die Einstellungen zwischen den beiden Autos. Das Ziel: Möglichst viel über das noch frische Auto lernen, indem Mercedes Feedback von beiden Fahrern zu beiden Setups erhält.

Bei Lewis Hamilton stießen beide Setups auf wenig Gegenliebe. Schon zu Beginn des ersten Freien Trainings klagte Hamilton über Bouncing im hinteren Teil des Fahrzeugs. Auch im zweiten Freien Training zeigte sich der Rekordweltmeister nicht zufrieden mit seinem W15. "Es war ein schwieriger Tag. Mir hat schlicht das Vertrauen ins Heck des Autos gefehlt", sagte ein ernüchterter Hamilton.

Strafe für Mercedes! Kann Alonso um die Pole mitfahren? (09:53 Min.)

Hamilton: Kein Vertrauen ins Heck, Strafe nach Behinderung

Dadurch erklärte sich der Brite auch den ein oder anderen Ausritt während der Sessions. Unter anderem brach ihm kurz vor Ende der Session eingangs von Kurve 22 das Heck stark aus und Hamilton kam von der Strecke ab. Danach beklagte er am Funk einen Leistungsverlust und kehrte an die Box zurück.

An den Problemen mit der Hinterachse konnten auch die Setup-Änderungen von FP1 zu FP2 nichts ändern, die Hauptbaustelle blieb genau jenes. Besonders problematisch, da das Vertrauen ins Heck laut Hamilton eine Schlüsselstelle zum Erfolg in Saudi-Arabien darstellt: "Und das habe ich noch nicht", stellte der 103-fache GP-Sieger fest.

Auch abgesehen von der eigenen Performance lief es für Hamilton am Donnerstag in Saudi-Arabien nicht rund. Der Rekordweltmeister behinderte in Kurve 11 den Williams von Logan Sargeant auf einer schnellen Runde, wobei sein Team ihn nicht vor dem heraneilenden US-Amerikaner warnte. Dafür wurde das Team bestraft. Wie genau, lest Ihr in diesem Artikel:

Mercedes in Saudi-Arabien: Im Qualifying auf Red-Bull-Niveau?

Obwohl beide Mercedes-Piloten noch nicht vollends zufrieden mit dem W15 auf dem Jeddah Corniche Circuit sind, beschwichtigte Teamchef und CEO Toto Wolff: "Wenn man den Fahrern zuhört, fährt das Ding nicht Geradeaus und auch nicht um eine Ecke. Aber das hört man irgendwie von jedem, wenn man sich das so anschaut. Aber an sich sind wir schnell!"

Mercedes-Kommandostand mit Teamchef Toto Wolff
Sieht eine gute Mercedes-Pace in Saudi-Arabien: Toto Wolff, Foto: LAT Images

Im Qualifying erwartet Wolff deshalb einen engen Kampf - auch gegen Max Verstappen: "Acht Autos werden wieder ganz dicht miteinander fahren. Es sei denn, Verstappen legt wieder einen drauf. Ich glaube, der war heute gar nicht happy."

Dem stimmte auch George Russell zu - zumindest, was die Pace auf eine Runde anbelangt. "Bei der Pace mit vollen Tanks, bin ich mir nicht so sicher, wo wir stehen", mahnte der 26-Jährige jedoch auch zur Zurückhaltung. Russell wies die Favoritenrolle nach wie vor Red Bull und Max Verstappen zu. Mercedes richtet seinen Fokus stattdessen auf Ferrari und Aston Martin.