Die Formel-1-Fahrer rebellieren immer mehr gegen die geringe Anzahl an Testtagen vor Saisonbeginn. Obwohl es 2024 keinen Rookie gibt, ist der Tenor klar gegen nur drei Testtage pro Team, die eineinhalb für jeden Fahrer bedeuten. Reduziert wurden die Tests auf diese geringe Anzahl aus Kostengründen. Vor allem für die kleineren und finanzschwächeren Teams sollte es die Formel 1 fairer gestalten. Dem widerspricht nun aber einer der Piloten dieser Teams.

Alex Albon: Teams wie Williams durch wenig Tests im Nachteil

"Ich verstehe, dass es gemacht wurde, um es für alle fairer zu gestalten. Andererseits haben wir kein Test-Auto [2022er-Modelle, Anm. d. Red.]. Die anderen fangen schon in den Wintermonaten zum Testen an. Für mich ist das hier das erste Mal seit Abu Dhabi, dass ich ein Formel-1-Auto gefahren bin. Es ist also gar nicht so fair", seufzte Williams-Pilot Alex Albon im Rahmen der laufenden F1-Testfahrten in Bahrain. Sein Team kann sich keine privaten Tests mit 2022er-Modellen leisten und kommt daher auch nicht für Reifentests von Pirelli in Frage. Mit anderen Worten: Er bekommt deutlich weniger Fahrpraxis.

Fernando Alonso (Aston Martin), George Russell (Mercedes) und Alexander Albon (Williams) in der Pressekonferenz
Alex Albon(r.) und seine Kollegen wollen mehr Testtage, Foto: LAT Images

Der Mangel an Fahrzeit auf der Strecke macht andere Werkzeuge umso wichtiger. Doch genau bei diesen ist Albons Team auch im Hintertreffen: "Dazu kommt das Geld, dass sie [die Top-Teams, Anm. d. Red.] in der virtuellen Welt für Simulationen ausgeben können. Es gibt den Kostendeckel, aber es gibt viel Budget, das in andere Dinge geht [CapEx für Infrastruktur wie Simulatoren, Windkanäle etc., Anm. d. Red.]." Für Williams ist die Vorbereitung auf die Tests also schwieriger, und so liefen die Tests mit dem FW 46 bisher auch nicht reibungslos. Albon wünscht sich daher: "Ich glaube nicht, dass es eine völlig richtige Lösung gibt, aber drei Tage mehr wären gut."

Fernando Alonso: Drei F1-Testtage sind lächerlich

Unterstützung erfährt er dabei auch von den Fahrern der Top-Teams, die laut dem Thailänder eigentlich in einer besseren Position sind. Fernando Alonso hatte bereits vor dem Bahrain-Test klar Stellung bezogen und hielt sich erneut nicht zurück: "Ich habe schon bei unserer Präsentation gesagt, dass ich es nur schwer verstehen kann, wie jeder Fahrer nur eineinhalb Tage haben kann. Nach diesem Vorfall heute Morgen [der gelöste Gullideckel, Anm. d. Red.] sind es jetzt sogar nur noch eineinviertel Tage, um sich auf eine Meisterschaft vorzubereiten."

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Alonso zieht den Vergleich mit einer seiner Lieblingsportarten: "Es ist so, als würdest du im Tennis den Schläger und den Ball verändern, und dann lässt du die Spieler die neue Ausrüstung einen Tag vor einem Grand-Slam-Turnier ausprobieren." Für ihn ist die Lage der Königklasse unwürdig: "Wir reden hier über den fortschrittlichsten Sport mit 200 Millionen Budget pro Team. Das wirkt alles lächerlich für mich."

George Russell stimmt ein und bringt Lösungsvorschlag für Formel-1-Tests

Auch die jüngere Generation, die nicht wie Alonso die Testorgien früherer Zeiten erlebt hat, stimmt zu. Für Mercedes-Pilot George Russell wird die Formel 1 immer schwieriger für die Fahrer: "Wenn es ein komplett glatt gelaufener Test ist, dann sind eineinhalb Tage das absolute Minimum. Wenn du dir dann aber ansiehst, was den Fahrern heute Morgen passiert ist, dann ist das ein großer Nachteil. Jede einzelne Runde ist wertvoll. Die Autos sind komplexer als jemals zuvor. Die Reifen sind extrem herausfordernd. Die Autos werden immer anspruchsvoller."

Es geht also nicht einfach nur darum, ein bisschen den Rost des Winters abzuschütteln und zu trainieren: "Das ist nicht so, wie in ein Formel-2-Auto zu springen. Das ist natürlich auch ein sehr schnelles Auto, aber die haben nicht die ganzen Spielereien, die ein Formel-1-Auto hat." Und dann bringt der Brite einen Lösungsvorschlag: "Ich hätte gerne einen Extra-Tag oder zwei Autos. Eineinhalb Tage für jeden ist zu wenig."

Auf die Idee mit zwei Autos pro Team für die Tests sprang auch Alonso auf. Der Spanier sah kein wirkliches Gegenargument: "Unsere Crew und alle Mechaniker sind ja schon hier für nächste Woche [Saisonauftakt]. Ich weiß nicht, was es kostet, schon jetzt beide Autos hier zu haben. Aber wir fahren hier in fünf Tagen. Es ist ja nicht so, dass wir zurück nach Europa und dann die Autos wieder nach Bahrain verfrachten müssen. Wir alle haben bald zwei fertige Autos hier." Doch auch dann wäre es dem Formel-1-Veteran nicht genug: "Selbst mit zwei Autos sollten es aber Minimum drei oder vier Tage sein, für professionelle Athleten, die in einer Weltmeisterschaft antreten."