Heute vor zehn Jahren erlitt Michael Schumacher in Frankreich einen folgenschweren Skiunfall. Nachdem er erst etwas mehr als ein Jahr zuvor seine Rennhandschuhe an den Nagel gehängt hatte, ist der Formel-1-Weltmeister seitdem von der Bildfläche verschwunden. Informationen über seinen Gesundheitszustand sind vage. Klar ist nur, nichts ist mehr so wie vorher. Sein Privatleben wird berechtigterweise von der Familie Schumacher und seinem Umfeld geschützt.

Wir wollen uns deshalb zehn Jahre nach dem tragischen Unfall deshalb weniger damit beschäftigen, sondern erinnern lieber daran, was den Rennfahrer Michael Schumacher zu dem Mythos gemacht hat, der er heute ist: Seine Performance, seine Erfolge, seine WM-Titel, aber auch seine Duelle und die Beziehungen zu seinen Formel-1-Kollegen. Denn egal ob alte Rivalen, Schützlinge oder einfach nur Zeitgenossen. Respekt vor ihm und seinen Leistungen zollt ihm jeder Fahrer aus dem Umfeld der Formel 1.

Sebastian Vettel: Er ist immer noch mein Held

Die Beziehung zwischen Schumacher und Sebastian Vettel war eine besonders innige. Bereits vor dem Einstieg des Heppenheimers in die Königsklasse begegnete der später vierfache Red-Bull-Weltmeister seinem großen Idol. "Michael war immer für mich da, seit ich mich erinnern kann", erklärte Vettel im Podcast 'Beyond The Grid' kurz vor seinem eigenen Rücktritt 2022.

"Ich habe ihn dann auch an der Kart-Strecke getroffen. Er schüttelte mir die Hand und übergab mit den Pokal", beschrieb er die erste Begegnung zwischen den Beiden und stellte klar: "Er ist immer noch mein Held." Schumacher nahm in der frühen Karriere von Vettel eine Art Mentor-Rolle für ihn ein. Persönlich verband die beiden eine enge Freundschaft. "Manchmal fing ich an zu vergessen, dass er der Michael war, den ich als Kind noch so bewunderte. Es war nicht derselbe Michael, denn du lernst ihn kennen und dann siehst du ihn zuerst als Person und nicht seine Erfolge", erklärte Vettel die Beziehung zwischen den beiden ersten deutschen F1-Champions.

Michael Schumacher und Sebastian Vettel 2012, Foto: Sutton
Michael Schumacher und Sebastian Vettel 2012, Foto: Sutton

Zwischen 2007 und 2012 nahmen sie auch jeweils als Team Deutschland am Race of Champions teil. Im Duo blieben sie ungeschlagen und sicherten sich in jedem Jahr des gemeinsamen Antretens bei der Veranstaltung den Team-Titel. Für Vettel eine beeindruckende Erfahrung: "Es sah einfach besser aus als bei allen anderen Fahrern, die ich bis jetzt sehen durfte. Vielleicht spricht da auch nur meine Bewunderung für ihn, aber es gab da etwas ganz Besonderes bei ihm."

"Er hatte eine Kontrolle, die einfach natürlich wirkte. Ich habe mich selbst logischerweise noch nie von außen beobachten können, aber bei anderen Fahrern habe ich immer den Eindruck, dass sie mit dem Auto, den Reifen und der Strecke zu kämpfen haben. Michael hat bei diesen Dingen sicher auch gekämpft, aber es sah niemals hektisch oder außer Kontrolle aus", sagte Vettel übe den Fahrstil des Ferrari-Champions.

In ihrer aktiven gemeinsamen Formel-1-Zeit duellierten sich Vettel und Schumacher kaum. Während Vettel im nicht selten dominanten Red Bull auf den Gipfel seiner Karriere zusteuerten, war Mercedes noch weit weit davon entfernt und 'Schumi' befand sich im Herbst seiner Karriere. Ein Abschiedsgeschenk machte Schumacher seinem Schützling aber noch. Beim Brasilien-GP 2012 ließ er ihn kampflos vorbei als Vettel jede Position im WM-Kampf gegen Fernando Alonso dringend brauchte.

Fernando Alonso: Der größte Rivale meiner Karriere

Die Beziehung zwischen Schumacher und dem Asturier war hingegen eine diametral andere. Angesichts der Ausgangslage auch keine Überraschung. Alonso, frisch gebackener Weltmeister im Renault, traf 2006 im Titel-Duell auf den größten Fahrer rund um die Jahrtausendwende und das auch noch im selben Jahr, als Schumacher seinen Rücktritt erklärte.

"Ich denke, dass Michael der größte Rivale meiner Karriere war. Ich würde sogar sagen, dass er in vielen Dingen auch ein Lehrer für mich war", sagte Alonso in einer anderen Ausgabe des selben Podcasts und führte aus: "Ich war jung, bin in die Formel 1 gekommen, habe mich im Titelkampf wiedergefunden und war in diesem Moment vielleicht gar nicht dafür bereit, um für so eine große Sache zu kämpfen. Auf der anderen Seite hatte ich Michael mit all seinem Wissen und seinem Ansatz, nie aufzugeben oder einfach etwas Besonderes zu schaffen."

Rivalen: Fernando Alonso und Michael Schumacher schenkten sich auf der Strecke nichts, Foto: Sutton
Rivalen: Fernando Alonso und Michael Schumacher schenkten sich auf der Strecke nichts, Foto: Sutton

Was Alonso besonders beeindruckte: Auch an schlechten Tagen schaffte es Schumacher noch auf den zweiten Platz zu fahren. "Die Performance, die er an einem Wochenende abrufen konnte, an dem er nicht konkurrenzfähig war, war unglaublich. Da hat er manchmal Magie spielen lassen", sagte er. Das Punkterennen 2006 zwischen den Beiden wurde erst im Saisonfinale endgültig zugunsten des damaligen Jungspunds entschieden. Ein Motorschaden im vorletzten Rennen in Japan, als beide auf Augenhöhe waren, spielte eine wesentliche Rolle im WM-Kampf. Dafür konnte Schumacher am allerwenigsten.

"Es war fantastisch. Weil wir gegen die Legenden gefahren sind. Gegen Michael, aber auch gegen Ferrari", erinnerte sich der jetzige Aston-Martin-Pilot an diese Zeit. Dass er das Privileg genießen konnte gegen Schumacher gekämpft zu haben, hob er immer hervor. Unvergessen ist vor allem der Zweikampf zwischen Alonso und Schumacher 2005 in Imola, als sich der Deutsche auf den letzten Runden die Zähne an ihm ausbiss.

Mika Häkkinen: Schumacher die ewige Nummer 1

Auch um Formel-1-Titel gekämpft wurde zwischen Michael Schumacher und Mika Häkkinen, wenn auch zu einem viel früheren Zeitpunkt in ihrer Karriere. Zwischen 1998 und 2000 gaben sie den Ton in der Königsklasse an. Häkkinens Manöver gegen Schumacher beim Belgien-GP 2000 gilt bis heute als eines der besten in der Geschichte des Sports - doch die WM schnappte sich in diesem Jahr der Ferrari-Fahrer.

Mika Häkkinen erklärte bereits 2017, dass Schumacher für ihn sogar über Ayrton Senna steht. " Den ewigen Nummer 1-Status würde ich an meinen großen Rivalen Michael Schumacher vergeben", so der Finne. Das Gentlemen-Duell zwischen dem Duo kam in der Formel 1 auf die große Bühne, doch bereits im Nachwuchs trafen sie mehrmals aufeinander. "Wir fuhren schon mit 14 gegeneinander Kart. Unsere irgendwie lustige Rivalität begann schon damals", sagte Häkkinen in einem Interview gegenüber Sport1.

Mika Häkkinen und Michael Schumacher kämpften mehrmals um den Titel, Foto: Sutton
Mika Häkkinen und Michael Schumacher kämpften mehrmals um den Titel, Foto: Sutton

"Wir hatten einige großartige Duelle. Er war ein ziemlich harter Gegner, hat nie viel Raum gelassen, immer extrem hart verteidigt." Diese Eigenschaft sorgte mehrmals für Reibung zwischen ihnen. 1990 crashte Häkkinen beim Macau-GP, als Schumacher ein spätes Verteidigungsmanöver ansetzte, oder 2000 in Spa als Häkkinen Schumacher damit konfrontierte, dass er ihn aufs Gras gedrückt habe. "Er legte nur den Kopf zur Seite und schaute mich fragend an. Für ihn war das Racing. Das machte ihn am Ende zum Besten von uns", beschrieb er die damalige Situation.

Doch das tut der Bewunderung des Doppel-Weltmeisters für Schumacher keinen Abbruch. Häkkinen sagte:" Michael war neben dem großen Naturtalent jemand, der unglaublich hart gearbeitet hat, mental sehr stark war und auch noch sehr clever. Es gibt so viele Aspekte, die ich an ihm bewundert habe. Der Wichtigste: Er ließ nie locker. Aufgeben gehörte einfach nicht zu seinem Wortschatz", so Häkkinen weiter und ergänzte: " Ich hoffe, dass ihm diese Eigenschaft auch heute hilft". Eine Aussage, der wir uns vor allem an Tagen wie heute, nur anschließen können.