Schlechte Nachrichten für Sergio Perez: Motorsport-Magazin.com hat von allen Formel-1-Redakteuren die Meinungen nach dem Move des Jahres eingeholt. Von gleich sechs kam eine Antwort, bei der Perez als Verlierer vom Platz ging. Die großen Sieger sind die großen Künstler am Lenkrad: Alonso, Leclerc, Verstappen. Was ist also der Move des Jahres?

Ist es Alonsos Perez-Abzocke?

Südamerikanisches Duell
von Rebekka Bauer
Brasilien markierte den 17. Saisonsieg von Max Verstappen, die wirkliche Show spielte sich in Interlagos allerdings dahinter ab. Fernando Alonso gegen Sergio Perez: Der Kampf um den letzten Podestplatz. Im unterlegenen AMR23 musste der Altmeister gegen Perez tief in die Trickkiste greifen. 30 Runden lang verteidigte er P3 mit einem Messer zwischen den Zähnen, gutem Batterie-Management und einer atypischen Linienwahl mit maximalem Verwirrungs-Faktor. Ein Katz-und-Maus-Spiel auf höchstem Niveau aufseiten beider Piloten, und ein hochverdientes 106. Podest für Fernando Alonso.

Alonsos Konter gegen Perez
von Tobias Mühlbauer
Was Fernando Alonso beim Brasilien Grand Prix abzog, zeigte wieder einmal die ganze Klasse des Fuchses aus Asturien. Rundelang hielt er Sergio Perez im schnelleren Red Bull in Schach. Als Perez dann aber vorbeiging, schien die Sache gegessen. Doch Alonso gab nicht auf. In der letzten Runde ging der Spanier wieder in Kurve 4 vorbei. Es war purer Wille, der Alonso zurück aufs Podest brachte. Am Ende trennten die beiden 53 Tausendstel im besten Duell des Jahres. Zwei Fahrer die sich respektieren, und auf höchstem Niveau kämpften.

... oder doch Leclercs Perez-Abzocke?

Leclerc sticht Perez aus
von Carina Teifelhard
Den meisten bleibt der Las Vegas GP vermutlich für die großen Showeinlagen in Erinnerung ... oder für die Gully-Deckel. Für mich war es aber ganz klar, das spektakuläre Überholmanöver von Charles Leclerc gegen Sergio Perez. Selbst die DRS-Spielchen des Mexikaners konnten dem Monegassen in der letzten Runde nichts anhaben, als er in Kurve 14 eiskalt innen an Perez vorbei schlüpfte. Mit seinem waghalsigen Manöver hat er ganz klar wieder gezeigt, wie gut hartes (aber faires) Racing sein kann.

Leclerc bäumt sich auf
von Samuel Marton
Es ist wahrscheinlich eine ‚unpopular Opinion‘, wie man im Englischen sagen würde, aber als Charles Leclerc in Las Vegas ein letztes Mal versuchte, den längst verloren geglaubten Sieg zurückzuholen und sich in Runde 35 an Sergio Perez vorbeidrückte, hielt ich kurz den Atem an. Um ehrlich zu sein war es das Gegenteil: Ein lautes Ächzen durchdrang die komplette MSM-Redaktion. Und dieses Ächzen kam von mir. Es war mit Sicherheit nicht das schönste Manöver des Jahres, dennoch ließ mich der Ferrari-Pilot mit seinem Kampfgeist schwer beeindruckt zurück. Der Monegasse sollte damit letztlich zwar nicht erfolgreich sein und hatte 2023 ohnehin nicht viele Glanzmomente. Das hier war aber einer.

Kein Happy End für Perez
von Florian Niedermair
Die Wahl fiel mir in diesem Jahr schwer zwischen einem Überholmanöver von Sergio Perez und einem Manöver gegen Sergio Perez. Passend zu seiner Saison unterlag der Mexikaner auch in diesem Duell. Wie Charles Leclerc in Las Vegas so spät auf die Bremse steigen konnte, um dem Red-Bull-Fahrer noch Platz 2 abzuluchsen, weiß wohl nur er selbst - vielleicht nicht einmal das. Mit etwas Wut über den verlorenen Sieg im Bauch riskiert sich's wohl auch einfacher. Da kann selbst das äußerst ästhetisch vorbereitete und exekutierte Manöver des Vize-Meisters gegen Carlos Sainz in Silverstone nicht mithalten.

... oder doch Verstappens Perez-Abzocke?

Verstappen zerstört Perez
von Christian Menath
Pech und Unvermögen bescheren Max Verstappen in Miami Startplatz neun. Teamkollege Sergio Perez - zu diesem Zeitpunkt voll im WM-Rennen - startet von Pole. Im Rennen braucht Verstappen aber kein Glück, kein Safety Car, kein Pech bei Perez: Er fährt mit einer Überlegenheit zum Sieg, die Perez für den Rest des Jahres zerstört hat. Die Probleme, die Perez im weiteren Saisonverlauf hatte, sind mehr auf den Kampf gegen den eigenen Kopf zurückzuführen als auf den Kampf mit den Updates.

Küss' die Wand, Max
von Markus Steinrisser
Hier ist die Monaco-Verteidigungslinie. Genau dieses Qualifying ist der Grund, war der GP seine Daseinsberechtigung hat. Nichts ist zu vergleichen mit diesem Ritt auf der Rasierklinge. Oder eben auf dem harten Beton am Ausgang von Anthony Noghes, letzte Kurve, letzter Sektor. Max Verstappen hatte keinen guten Start in die Runde und weiß instinktiv: Wenn ich nicht über mich hinauswachse, holt Fernando Alonso heute Pole, morgen Sieg. Und Verstappen wächst über sich hinaus, kratzt aus Anthony Noghes heraus die Wand und stellt den RB19 mit 84 Tausendstel Vorsprung trotzdem auf die Pole. Wallriding, Max, du alter Gaming-Cheater.

Auch abseits der Strecke ging es rund. Wer unsere größten Aufreger der Saison 2023 verpasst hat, der kann die hier nachlesen: