Formel 1 Fahrer-Ranking 2023: Steinrisser rechnet ab

Vor genau einem Jahr musste ich mir an dieser Stelle von meinem geschätzten MSM-F1-Kollegen Christian Menath anhören, dass ich Max Verstappen im MSM-Fahrerranking zu schlecht benotet hätte. Damit können wir diesmal abschließen. Außer wenn mir Herr Menath eine Differenz von 0,02 (1,23 zu 1,25) vorhalten will. Neue Kontroversen habe ich dafür im Gepäck. Beginnend damit: Ist Alex Albon ein besserer Fahrer als Lewis Hamilton?

Die Albon-Frage muss ich wohl zuerst adressieren. Der Rest der Spitze sieht bei mir nur logisch aus. Verstappen mit einem Vorsprung von fast einer ganzen Note vor Fernando Alonso und Lando Norris. Wenn wir Teilzeit-Mann Liam Lawson ausklammern, komplettiert Charles Leclerc die Top-4. So weit, so gut. Dann Albon. Dann erst Hamilton, Piastri, Russell.

Das Jahres-Ranking 2023 von Markus Steinrisser

Wie verteidigt man Alex Albon vor Lewis Hamilton?

Ich bin nicht der einzige, möchte ich anmerken. Kollege Menath sitzt im gleichen Boot. Ist Alex Albon wirklich besser als das Mercedes-Duo? Ich sehe mir das von zwei Seiten an - und stehe erst einmal dazu. Ja, jetzt wird's wild. Albon darf mit Hamilton und Leclerc in einem Atemzug genannt werden, weil er verlässlich war, fast immer ablieferte. Eine ruhige Hand, nur in Australien warf er ein Top-Ergebnis in die Wand.

Das kann ich von anderen nicht behaupten. Hamilton und Russell hatten dieses Jahr ihre Probleme. Nur Talent zählt nicht, man muss auch abliefern. Unter den gegebenen Umständen war Alex Albon 2023 der bessere Fahrer. Aber halt! Ist er auch der bessere Fahrer? Schneller, mehr Talent, mehr Potenzial?

Also, folgendes: Verstappen vorne, dann Alonso/Norris, dann Hamilton, dann Leclerc. Die zwei gaben sich dieses Jahr dem Frust des nicht WM-fähigen Materials hin und waren sehr leichtfertig, wenn es um riskante Setups ging. Das bezahlten sie mit schwachen Wochenenden. Macht einen das schlechter als Albon? In der Saisonbilanz irgendwie schon, Fahrer tragen Setup-Entscheidungen mit.

Wenn Hamilton und Leclerc siegfähige Autos gehabt und deshalb nicht den Druck zum Risiko verspürt hätten, so steht es für mich außer Frage, dass sie mit Alonso/Norris auf einem Level wären. Mindestens. Deshalb habe ich auch Leclerc dreimal als positiven Härtefall genannt, gleich oft wie Alonso (und Pierre Gasly - den ich offenbar einfach gerne hervorhebe!). Wenn Leclerc ganz vorne ist, dann ist das noch einmal ein anderes Niveau. Dass Hamilton in der Härtefälle-Tabelle fehlt ist einfach Pech, es waren nicht so viele gute Wochenenden wie sonst.

Alle Härtefälle von Markus Steinrisser in der Saison 2023

Die Luft wird dünn: Was tun mit Sainz & Russell?

Scrollen wir weiter. Unendlich viele Top-Fahrer gibt es nicht, und ein paar fallen 2023 ab. George Russells neunten Platz kann ich nach einer durchschnittlichen Saison schon vertreten. Nur Oscar Piastri vor ihn zu setzen ist gewagt, da der teils echte Probleme mit der Rennpace hatte. Ich fürchte, dass ich ihm einen kleinen Rookie-Bonus zugestand, der den Unterschied machte.

Russell hat die gleiche Note wie Nico Hülkenberg und Esteban Ocon. Verdient für Hülk? Ja, finde ich, die Comeback-Saison war toll und Top-10-würdig. Aber ... muss Carlos Sainz so weit hinten sein? Die Saison war ehrlich uninspiriert. Irgendwie war er bis auf die vier Rennen nach der Sommerpause nie unglaublich gut, sondern entweder durchschnittlich oder unterdurchschnittlich. Das fällt in einem guten Auto eher auf, und dann ist der Schnitt kaputt.

Sainz ist der einzige Platz, den ich nicht guten Gewissens verteidigen kann. Er gehört rauf in den Hülkenberg-Bereich. Durchaus bereit bin ich, Sergio Perez' P20 zu verteidigen. Dass ich ihn vier Mal als negativen Härtefall verriss, zeigt eine Geringschätzung, die für mich aber vertretbar ist. Langsam und fehleranfällig ist eine miserable Kombi. Die Luft ist eben dünn.

Logan Sargeant als schlechtesten Fahrer steht für mich nicht infrage. Zu wenig Fortschritt, auch wenn er in Las Vegas einen positiven Gnaden-Härtefall von mir bekam. Kein Fahrer bekam öfter von mir eine Fünf. Keiner bekam eine Sechs, das reserviere ich mir für richtig Unterirdisches von Freitag bis Sonntag. Oder für Rennen wie Australien, meine einzige Sechs war dieses Jahr eine Renn-Note. Bei dem Abbruch-Mist riss mir der Geduldsfaden.

Markus Steinrissers Verteilung der besten und schlechtesten Noten

Die Abrechnung meines Kollegen Florian Niedermair gibt es übrigens hier: