Von Lance Stroll erwartete die Formel 1 2023 nicht mehr wirklich viel. Zu lange ist der Aston-Martin-Pilot inzwischen schon dabei, als dass die Königsklasse noch große Hoffnungen in eine plötzliche Leistungssteigerung setzen würde. Abgesehen von einzelnen Spitzen-Resultaten wie seinen drei - etwas glücklichen - Podien und einer Pole Position blieb diese bislang aber aus und es wäre eine Überraschung, wenn diese in Zukunft plötzlich kommen würde.

2023 war unter dem Strich ein wieder einmal ein schwieriges Jahr für den ehemaligen F3-Champion. Zuerst gefährdete eine Verletzung nach einem Radunfall seine Teilnahme am Auftakt in Bahrain, dann hatte er über die gesamte Dauer der Saison permanent das Nachsehen gegen Doppel-Weltmeister Fernando Alonso und das meist deutlich. Das Zeugnis, das Stroll für die Formel-1-Saison 2023 von Motorsport-Magazin.com erhält, fällt dementsprechend betrüblich aus.

Lance Strolls Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis3 (1x)
Q3-Teilnahmen10
Ø Ergebnis12,5
Ø Rückstand auf Teamkollegen+ 0,481
Siege im Quali-Duell3 von 26

Lance Stroll im Qualifying: Mit Sebastian Vettel, der sich im Spätherbst seiner Karriere befand, konnte Stroll auf eine Runde über zwei Jahre hinweg schon kaum Schritt halten. Dass es mit Fernando Alonso im Team mitnichten einfacher werden würde, schien ebenfalls klar. Diese Prognosen bewahrheiteten sich schließlich auch. Strolls einzige teaminterne Erfolge im Qualifying kamen in Spanien, Österreich und Brasilien zustande.

In Barcelona hatte sich Fernando Alonso den Unterboden beschädigt und war deshalb chancenlos gegen Stroll, in Sao Paulo entschied sich das Qualifying in nur einem wetterbedingt äußerst schwierigen Run. Nichtsdestotrotz kann Stroll mit Fug und Recht behaupten, dass er bei diesen drei GPs auf eine Runde die bessere Leistung abgeliefert hat als sein Teamkollege.

Abgesehen davon wird es aber düster. Fast eine halbe Sekunde drückte ihm Alonso trotz dieser vereinzelten Siege pro Runde auf. Während Alonso den nach einer Reihe von fehlgeschlagenen Unterboden-Updates kniffligen AMR23 verlässlich bis ins Q3 steuerte, hatte Stroll im Spätsommer und Frühherbst den Q1-Ausfall praktisch gepachtet. Erst im Endspurt fing er sich dann wieder etwas. Auf einem Niveau mit Alonso befand er sich trotzdem nicht. Strolls Qualifying-Tiefpunkt 2023: Der schwere Unfall beim Großen Preis von Singapur, wegen dem er sogar das Rennen verpasste.

Lance Strolls Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis4 (1x)4 (1x)
Ø Zielankunft9,310
Ausfälle41
Punkte74
WM-Platz10

Lance Stroll im Rennen: Die Qualifying-Probleme von Lance Stroll setzen sich auch in der Rennpace des Kanadiers fort, auch wenn er auf die Länge eines Grands Prix deutlich näher an Alonso dran war. Ein Pluspunkt im Jahres-Zeugnis von Lance Stroll ist deshalb die Startphase. Dort konnte er häufig mit aggressiven Manövern Plätze gutmachen, auch wenn das von schlechteren Startpositionen aus natürlich eine Spur einfacher ist. Stroll kam mit dem Handling des Wagens über lange Phasen der Saison nicht zurecht. Zu viel Untersteuern und punktuell plötzlich auftretendes Übersteuern plagten den Kanadier an mehreren Wochenenden.

Der 25-Jährige fand dadurch kein Vertrauen in seinen Boliden. Strolls wohl beeindruckendster Auftritt kam beim Saison-Auftakt in Bahrain. Seine Teilnahme stand nach einer Handverletzung lange auf der Kippe. Trotzdem - und trotz verpasster Testfahrten - pilotierte er seinen Aston Martin im Rennen souverän auf Rang 6.

Das zweite Stroll-Rennen, das man hervorheben muss, ist der Brasilien-GP als er ohne Schützenhilfe den fünften Rang einfuhr. Der Vollständigkeit halber muss allerdings erwähnt werden, dass Fernando Alonso beide Male auf dem Podium landete. Diesem kam Stroll nur in Australien nah, dort allerdings weniger aufgrund seiner Pace, sondern vor allem aufgrund des chaotischen stehenden Restarts in einem ohnehin schon chaotischen Rennen. Unfälle leistete er sich im Rennen 2023 nur wenige, allerdings täuscht das nicht über seine allgemein mäßige Performance hinweg.

Lance Strolls Entwicklung: Obwohl er mit einer Verletzung in die Saison startete, zählten die ersten Rennen zu den besseren von Lance Stroll. Doch im Laufe der Entwicklungs-Irrfahrt von Aston Martin verlor er zunehmend das Gefühl für seinen Boliden und damit einhergehend auch an Pace. Das negative Highlight war wohl der Schubser gegen seinen Physio-Therapeuten beim Katar-GP. Erst bei den letzten drei Grand Prix, als das Team die 'Test-Phase' am Unterboden für beendet erklärte, fing sich Stroll wieder ein bisschen.

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote3,53 (19.)
Redaktionsnote3,50 (20.)
Lesernote3,55 (19.)
Bester GPBahrain (1,95 - 5.)
Schlechtester GPSingapur (5,08 - 20.)

Das sagte Lance Stroll: "Es war ein starker Start in die Saison, aber im Laufe der Saison wurde es dann sehr schwierig. Wir haben uns viel reingehängt und ich habe sicherlich einige Sachen, an denen ich für nächstes Jahr arbeiten muss. Es war eine Saison voller Emotionen. Was mich nicht umbringt, macht mich stärker."

Das sagt MSM: Lance Stroll hat in seiner siebten Formel-1-Saison die Erwartungen erfüllt, welche man nach sechs Jahren in der Königsklasse an ihn haben konnte. Und das ist für ihn alles andere als schmeichelhaft, denn diese waren äußerst gering. Fernando Alonso ist eine andere Messlatte als es Sebastian Vettel in den letzten beiden Jahren war oder auch Sergio Perez davor. Der Asturier legte den Finger über die gesamte Saison in die Wunde seines Teamkollegen: Unterm Strich ist er einfach nicht schnell genug für diese Sphären. Einzelne Lichtblicke wie in Brasilien können darüber nicht hinwegtäuschen. Dass Stroll auch nicht in der Lage war seinen Fahrstil an die Updates seines Wagens anzupassen, passt irgendwie ins Bild. Ein Top-Fahrer kann so etwas, der Sohn des Teambesitzers offenbar nicht.