Formel 1 Jahres-Ranking 2023: Fernando Alonsos Belehrung der Jugend

Es hätte schon sehr viel Fantasie gebraucht, um sich einen anderen Sieger als Max Verstappen im Fahrer-Ranking von Motorsport-Magazin.com vorzustellen. Wobei ... denken wir zurück an Bahrain. An den Saisonstart. So verrückt das heute klingen mag, aber selbst am zehnten Wochenende von 2023 war es noch immer nicht Verstappen, der in den MSM-Wertungen die Nase vorne hatte.

Wie lange haben Formel-1-Freunde aus aller Welt schon lamentiert, dass Fernando Alonso wettbewerbsfähiges Material braucht. 2023 war es so weit. Das hat uns erst recht allen vor Augen geführt, was uns seit 2014 gefehlt hat. 42-jährig gab Alonso Verstappen zumindest im ersten Saisondrittel in Sachen fahrerischer Leistungen ordentlich Feuer. Nein, wie sich herausstellt, gehört die Gegenwart doch noch nicht den Herren Leclerc, Norris und Russell allein.

MSM-Fahrerranking 2023: Endstand der Top-11 nach Punkten

Verteilt man für die Ranking-Ergebnisse an jedem Wochenende nach dem bewährten F1-Schlüssel Punkte, ist die Wertung auf jeden Fall enger als die Realität, aber der Endstand spricht zugunsten von Max Verstappen dennoch eine deutliche Sprache. Das 2019 eingeführte MSM-Ranking-System hat er nach Punkten in allen fünf Jahren gewonnen, 2023 erzielt er zum ersten Mal mehr als 400.

Es bedurfte Altmeister Alonso, um Jungmeister Verstappen ins Schwitzen zu bringen. Beide feierten vor der Sommerpause drei Tagessiege im Ranking, und Alonso hatte in Bahrain schon mit dem ersten Sieg eröffnet. In Monaco betrug seine Lücke schon 34 Punkte. Doch in Österreich begann Aston Martins Abstieg.

Norris' Rekord-Feuerwerk gipfelt in Ranking-Showdown mit Alonso

Mit dem Abstieg seines Teams verblasste auch der Fahrer. Verstappen zog in Österreich - einem unauffälligen Alonso-Wochenende erstmals gleich. Danach war es vorbei. Bis Singapur kassierte Verstappen von der Redaktion bei neun Rennen in Serie nur Sehr Gut. Mit dieser souveränen Fehlerlosigkeit konnte Alonso nicht mithalten.

Die Zahlen zeigen, dass es im Ranking sehr wohl schmerzt, ein schwächeres Auto zu haben und dadurch nicht mehr prominent im TV-Bild aufzutreten. Die Lesernote von Alonso litt besonders. Bei sieben der Rennen nach Österreich war sie im Schnitt um mindestens 0,5 schlechter als de Redaktionsnote. Damit geriet plötzlich sogar sein zweiter Ranking-Platz in Gefahr. Denn bei Lando Norris spielte sich der Effekt in umgekehrter Reihenfolge ab.

Mit dem Upgrade-McLaren holte sich Norris zuerst einmal in Silverstone nicht bloß irgendeinen Ranking-Sieg, sondern mit 1,06 den besten Notenschnitt der MSM-Ranking-Geschichte. Seine Aufholjagd auf Alonso sabotierte er sich jedoch selbst. Immer wieder beging er kritische Fehler, besonders im Qualifying. Daher ist 2023 auch nicht seine beste Saison. 2021 beendete er das Ranking mit einem Notenschnitt von 1,84 hinter Max Verstappen. 2023 sind es "nur" 2,17. Alonso rettete P2 mit guten Rennen in Brasilien und Abu Dhabi.

McLaren mit der besten Fahrerpaarung der Formel 1?

Widmet man sich kurz dem Gedankenspiel einer Ranking-Teamwertung, so hätte Verstappen auch hier wie in der echten WM im Alleingang gewonnen. Die beste gemeinsame Leistung liefert McLaren ab. Rookie-Sensation Oscar Piastri stützt Lando Norris, auch wenn es noch hapert, aber die Signale sind positiv. Auch wenn man die Durchschnittsnoten nimmt, so ist die McLaren-Paarung (2,41) die zweite hinter Red Bull (2,31) - wo es aber natürlich nur einen Fahrer gibt, der sich dafür verantwortlich zeichnet.

MSM-Fahrerranking 2023: Die besten Fahrer nach Notenschnitt

Ganz vorne ändert sich nichts, wenn man die Fahrer nach ihren Durchschnittsnoten sortiert. Alonsos Sprung nach vorne ist kleiner, im Vorjahr hatte er es hier bereits unter die Top-5 geschafft. Das Mitnehmen von AlphaTauris Ersatzmann Liam Lawson kann man debattieren, aber er fuhr immerhin fünf Wochenenden. Das ist fast ein Viertel der Saison. Und er ließ sich nur in Katar mit Abflug im Sprint etwas zuschulden kommen.

Verlierer Ferrari & Mercedes - Gewinner Daniel Ricciardo!

Das alles wirft den Vorjahres-Vizemeister Charles Leclerc zurück auf den fünften Platz. Mit einem Verlust von 0,45 hatte er die drittgrößte Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr. Sein starkes Saisonfinale rette ihn nach seinem Durchhänger im Sommer vor Schlimmeren. Die Serien-Poles und mehrere starke Rennen reichten, um Alex Albon und Lewis Hamilton im Kampf um die Top-5 abzuzocken.

Hamilton tut sich schwer. 2020 hatte er noch mit 1,74 den besten Jahres-Schnitt aller Fahrer - das einzige Mal, dass Max Verstappen in einer der beiden Ranking-Wertungen geschlagen wurde. Seither war es ein gemächlicher, aber doch auffälliger Fall. Dass er jedes Wochenende in jeder Session performt, davon ist der Rekordweltmeister aktuell doch auffällig weg. 2023 landet er im Ranking jedoch vor George Russell. Eine schwache zweite Mercedes-Saison für den Briten, der in allen Wertungen deutlich Boden verliert.

Carlos Sainz rettet ein guter Spätsommer vor Schlimmerem. Mit 2,82 fällt er 2023 aus den Top-10. In die zieht wiederum nach der McLaren-Dürre Daniel Ricciardo ein. Bei AlphaTauri war er nicht perfekt, aber revitalisiert unterwegs. Ein Plus von 0,72 im Schnitt ist die größte Verbesserung aller Fahrer. Auch sein Teamkollege Yuki Tsunoda legte nach, war aber zu unberechenbar und zu leicht aus dem Rhythmus zu bringen. Er verpasste folglich den Sprung in die Spitzengruppe.

Verstappen kann nicht alles haben: Norris mit Rekord-Einzelleistung

Viel gibt es wirklich nicht an Max Verstappens Leistungen auszusetzen. Er holte am Ende sieben Tagessiege, und wurde von den MSM-Redakteuren Christian Menath, Florian Niedermair, Rebekka Bauer und Markus Steinrisser zehn Mal als positiver Härtefall hervorgehoben. Beides sind die Jahres-Bestwerte. Als einer von nur vier Fahrern wurde er nie als negativer Härtefall hervorgestrichen.

Eines bleibt Verstappen verwehrt. Die beste Jahres-Einzelleistung. Lando Norris stellte wie bereits angesprochen in Silverstone einen Ranking-Rekord auf, als er kurz führte und am Ende Lewis Hamilton bei einem Restart trotz Reifennachteil in Schach hielt. Alonso blieb daher mit der vom damals immensen Hype getriebene Bahrain-Note von 1,09 nur der zweite Platz. Oscar Piastri feierte im Katar-Sprint seinen ersten Sieg, damit ist das Trio unter 1,1 perfekt.

Verstappens Perfektion sah vielleicht zu einfach aus, jedenfalls blieb ihm mit seiner besten Einzelleistung (Japan mit 1,11) knapp der Einzug in die Top-5 versperrt. Nur knapp dahinter folgt übrigens Sergio Perez mit einer 1,12 für sein Aserbaidschan-Wochenende. Das waren noch Zeiten gewesen. Wer mehr über Perez lesen will, der muss leider morgen für die Ranking-Lowlights wiederkommen. Anders als bei der Frage nach dem Besten ist bei der Frage nach dem Schlechtesten schließlich noch alles offen.

Alle MSM-Ranking-Sieger seit 2019

2019 wurde das aktuelle Notensystem eingeführt.