Mick Schumacher wird 2024 mit Alpine in der WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans neue Wege beschreiten. Ein Formel-1-Comeback hat der 24-Jährige deshalb aber noch lange nicht abgeschrieben. Ganz im Gegenteil: die Königsklasse war ausschlaggebend bei der Entscheidung für das Programm in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Als Entwicklungsfahrer von Mercedes hat er weiter den Fuß in der Tür zur F1 und ist jederzeit bereit, seine Chance zu ergreifen. Sein neuer Arbeitgeber weiß um die Ambitionen.

"Die Formel 1 war immer mein Traum und sie wird immer mein Traum sein. Wenn ich jemals die Chance bekomme, zurückzukehren, werde ich sie mit beiden Händen ergreifen und es allen beweisen", so Schumacher, der in der Reserverolle bei Mercedes nach nur einem Jahr nicht mehr die Perspektive sah, sich über diesen Weg für ein Stammcockpit empfehlen zu können. Die Rückkehr ins aktive Rennfahrerdasein war für den ehemaligen Formel-1-Fahrer alternativlos.

"Es ist für mich einfach wichtig, wieder in einem Auto zu sitzen und zu zeigen: Leute, ich kann's", erklärt Schumacher, der die IndyCar und die Super Formula für diesen Zweck ausschlug. Einzig die WEC bot ihm die Möglichkeit, parallel weiter in der Formel 1 für Mercedes zu arbeiten. Und genau für diesen Einsatz will er bereit sein. "Ich muss meine Rennschärfe behalten. Wenn eine Situation aufkommt, in der ich fahren muss, kann ich einfach reinspringen und weiß, was Sache ist und fühle mich wohl."

Schumacher will mit WEC auf dem F1-Radar bleiben

Im Jahr 2023 fuhr er zum ersten Mal seit 14 Jahren keine Rennen, was für ihn eine äußerst unbefriedigende Situation war. "Das ist häufig zum Haare raufen, aber ich nehme an, das wird nicht wirklich gesehen", sagt der ehemalige Champion der FIA Formel 3 sowie der FIA Formel 2. In den Nachwuchskategorien bietet sich Fahrern nach wie vor die beste Bühne für den Sprung in die Formel 1. Aus der IndyCar hat es seit Sebastien Bourdais im Jahr 2009 kein Pilot mehr in die Königsklasse geschafft. Über die Super Formula gelang es unter anderem Pierre Gasly und im Sommer schaffte Liam Lawson der Sprung, wenn auch nur als Ersatzfahrer.

Dennoch entschied sich Schumacher für die WEC, obwohl der Fokus durch das Langstreckenformat dort nicht auf nur einem Fahrer liegt. "Ich denke, dort draußen schaut jeder auf die individuelle Performance eines Fahrers", erklärt er, dass er dadurch keine Nachteile auf dem Radar der Formel-1-Teamchefs erwartet. "Wenn du einen guten oder einen außergewöhnlichen Job machst, wird das auch in der Formel 1 und bei anderen Teams wahrgenommen."

Was seinen mentalen Ansatz angeht, wird sich für ihn trotz der Langstreckenrennen, die gegenüber dem Grand Prix einen gänzlich anderen Charakter besitzen, nichts ändern: "Es ist nicht so, dass du dich entspannst, weil du mit drei Fahrern auf dem Auto bist. Letztendlich musst du immer pushen und natürlich das Beste aus dem Team und dem Auto herausholen."

Dass er mit Alpine für einen Hersteller fährt, der auch in der Formel 1 aktiv ist, soll dabei nur von Vorteil sein. "Bei Alpine in der WEC zu fahren und die Möglichkeit zu haben, mich für die Formel 1 zu empfehlen, ist eine interessante Perspektive", sagt er mit Blick auf eine mögliche F1-Zukunft in Blau. "Die Verbindung zur Formel 1 ist ein interessanter Faktor, und für mich ist die Position als Reservefahrer für Mercedes mit dem WEC-Programm für Alpine und der Tatsache, dass sie auch in der Formel 1 sind, eine sehr gute Konstellation."

Alpine respektiert Formel-1-Ambitionen von Schumacher

In dieser Saison war Schumacher mehrfach als Ersatz für den strauchelnden Williams-Fahrer Logan Sargeant im Gespräch. Der US-Amerikaner wird auch im kommenden Jahr für die Briten am Start sein. Sollte sich für Schumacher wider Erwarten eine Möglichkeit ergeben, kurzfristig ein Formel-1-Cockpit übernehmen zu können, erwartet er nicht, dass Alpine ihm dabei Steine in den Weg legen wird.

"Im Grunde versteht das jeder, wenn du diese Verhandlungen außerhalb der Formel 1 führst. Wenn sich eine Möglichkeit in der F1 ergibt, werden sie dich immer gehen lassen. In der Hinsicht kannst du diese Gespräche immer mit einer sehr entspannten Einstellung führen, auch was nächstes Jahr angeht. Selbst wenn sich jetzt vor dem Saisonstart plötzlich etwas ändern würde, würden dich die Leute nicht davon abhalten, in die Formel 1 zu gehen", ist sich Schumacher sicher.

Bei seinem ehemaligen Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen lief es genau so. Der Däne war Ende 2020 beim Team aussortiert worden und war daraufhin in der US-amerikanischen IMSA für Ganassi Racing gefahren. Dort war er auch für 2022 unter Vertrag, als Haas sich von Nikita Mazepin trennte und den einstigen Weggefährten kurzfristig als Ersatz anforderte. Chip Ganassi ließ Magnussen daraufhin ziehen.