Für drei Fahrer hatte das Formel-1-Qualifying in Brasilien am Freitagabend noch ein Nachspiel. Die mittlerweile in jedem Zeittraining der Königsklasse allgegenwärtigen Untersuchungen für Bummeleien oder Blockaden trugen in Interlagos neue Früchte. Für das 20. Rennwochenende im Kalender hatten die Offiziellen eine neue Regel verabschiedet, um die Missstände zu unterbinden. George Russell, Pierre Gasly und Esteban Ocon wurden für ihren Ungehorsam jeweils mit Startplatzstrafen von zwei Positionen belangt.

Auf dem nur 4,309 Kilometer langen Autodromo Jose Carlos Pace waren Staus im Qualifying in den vergangenen Jahren an der Tagesordnung. In Monza führte die FIA diese Saison erstmals eine Mindestrundenzeit ein, welche die Fahrer bei ihren Bummeleien nicht überschreiten durften. Durch diese sollte das Feld entzerrt werden, doch die Rush-Hour-Zustände ließen sich dadurch nicht gänzlich beheben.

Vor Singapur wurde das Warten auf der Strecke ganz verboten, wodurch die Piloten in der Fastlane der Boxengasse parkten und auf ihren Gap im Verkehr warteten. Auch das sorgte für Unmut, sodass für Interlagos eine ganz neue Lösung erdacht wurde. Die Fahrer wurden gemäß dieser dazu angehalten, sich beim Warten in der Boxengassenausfahrt linksbündig einzuordnen, um andere Fahrer passieren zu lassen.

Drei Piloten hielten sich im Qualifying am Freitag nicht daran. Im Q1 wartete Russell am Ende der in Interlagos besonders langen Boxengassenausfahrt, welche sich von Kurve eins bis Kurve drei erstreckt. Hinter ihm liefen die beiden Alpine-Fahrer Esteban Ocon und Pierre Gasly auf, die ihrerseits nicht auf der linken Seite warteten und dadurch Red-Bull-Fahrer Sergio Perez im Weg standen. Die Rennleitung ahndete dies mit einer Gridstrafe gegen alle drei Bummler.

"Um Situationen wie in Mexiko zu vermeiden, enthielten die Event-Notes des Renndirektors für diese Veranstaltung eine spezielle Klausel (Punkt 14), die besagte, dass es erlaubt ist , in der Boxenausfahrt langsam zu fahren, um eine Lücke zu schaffen, bevor man die SC2-Linie überquert. Dabei muss ein Fahrer so weit links wie möglich bleiben, um anderen Fahrern das Überholen auf der rechten Seite zu ermöglichen", heißt es im Urteil der FIA.

Die Offiziellen werteten die Szene mit Russell, Gasly und Ocon als klaren Verstoß gegen diese Regel, weil sich alle drei in der Mitte der Boxenausfahrt aufhielten. "Der Fahrer fuhr aus der Box um sich auf seine Outlap vorzubereiten. Der Fahrer fuhr langsam, um einen Abstand für eine freie Runde zu schaffen, aber hielt sich dabei nicht vollständig zur linken Fahrbahnseite. Dadurch konnten die ihm folgenden Autos nicht überholen, wie es in der Anweisung des Renndirektors beabsichtigt war. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Formulierung und den Geist von Teil 14 der Event-Notes", so die offizielle Begründung im Wortlaut.

Russell rutschte durch die Gridstrafe vom sechsten auf den achten Startplatz ab. Ocon und Gasly gehen am Sonntag als 14. und 15. ins Rennen.