Für Rookies herrscht in der Formel 1 derzeit alles andere als Hochkonjunktur. In Mexiko durften sich zwar einige Talente im 1. Freien Training beweisen, doch einen festen Platz in der Formel 1 wird in der nächsten Saison aller Voraussicht nach keiner von ihnen bekommen - auch aus Mangel an Möglichkeiten. Lediglich der zweite Platz bei Williams ist nächste Saison noch unbesetzt.

Um diesen kämpfen der aktuelle Williams-Pilot Logan Sargeant und der letztjährige Formel-2-Champion Felipe Drugovic. Sollte der millionenschwere Brasilianer den Zuschlag bekommen, wäre er nächstes Jahr der einzige Rookie im Fahrerfeld. Wenn nicht, wonach es nach Sargeants jüngster Leistungssteigerung aussieht, droht die Formel-1-Saison 2024 die erste in der Geschichte zu werden, die ohne einen einzigen Rookie stattfindet. Doch woran liegt das?

Formel 2: Es fehlen die Ausnahmetalente

Einer der Hauptgründe ist der Mangel an hochkarätigen Talenten. Vor allem in der Formel 2 gibt es zwar viele solide bis gute Fahrer, allerdings keinen mit Supertalent-Status. Für ein lediglich gutes Talent geben die Teams mittlerweile nur ungern einen Platz frei. Ausnahmetalente aus den letzten Jahren wie Charles Leclerc, George Russell oder auch Oscar Piastri sucht man in der Formel 2 aktuell vergeblich.

Ein Fahrer, der einst in diesem Atemzug genannt wurde, ist der aktuelle Gesamtführende der Formel 2, Theo Pourchaire. Der Franzose musste sich in seiner ersten Formel-3-Saison am Ende nur knapp Oscar Piastri geschlagen geben und legte nach dem Aufstieg in die Formel 2 erneut einen rasanten Start hin. Danach stagnierte der Sauber-Junior allerdings und wird sich wohl erst im dritten Anlauf zum Gesamtsieger krönen können. Für Sauber kam das zu spät, das Team tritt auch 2024 mit Valtteri Bottas und Guanyu Zhou an. Pourchaire hingegen wird in der nächsten Saison lediglich als Test- und Reservefahrer in der Formel 1 mitmischen.

Der Rest des aktuellen Formel-2-Feldes gibt ebenfalls wenig her. Frederik Vesti, Ayumu Iwasa, Jack Doohan oder auch ein Victor Martins werden allesamt von den Formel-1-Teams nicht als Ausnahmetalente gehandelt. Teilweise sind sie zu alt, haben bereits zu viele Formel-2-Jahre auf dem Buckel oder sind zu inkonstant. Finanzielle Argumente sind, für Formel-1-Verhältnisse, ebenfalls kaum vorhanden.

Ausnahmetalente wie Charles Leclerc sind aktuell Mangelware, Foto: Sutton
Ausnahmetalente wie Charles Leclerc sind aktuell Mangelware, Foto: Sutton

Rookies in der Formel 1: Das Risiko ist zu hoch

Was Rookies angeht sind die Formel-1-Teams derzeit zögerlicher denn je. Drei Jahre dauert es laut dem scheidenden AlphaTauri-Teamchef Franz Tost, bis ein Rookie endgültig in der Formel 1 ankommt. Diese Zeit können sich mittlerweile aber nur noch die wenigsten Teams leisten. Der Drang, so schnell wie möglich das Maximum aus dem Gesamtpaket Fahrer und Auto herauszuholen, steht der natürlichen Entwicklung eines Rookies im Weg.

In dieser Hinsicht war in den letzten Jahren Toro Rosso/AlphaTauri ein Positiv-Beispiel, auch wenn bei manchen der Geduldsfaden schneller riss, als bei anderen. Weltmeister wie Sebastian Vettel und Max Verstappen, aber auch grundsolide Formel-1-Fahrer wie Pierre Gasly und Carlos Sainz wurden allesamt in der Red-Bull-Akademie ausgebildet und durften ihre erste Formel-1-Luft beim Schwesterteam schnuppern. Doch selbst das designierte Red-Bull-Juniorteam setzt wieder mehr auf Erfahrung und entschied sich für die nächste Saison für die Fahrerpaarung Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda. Das hauseigene Talent Liam Lawson muss sich trotz starker Leistungen vorerst mit der Rolle auf der Ersatzbank zufriedengeben.

Negativbeispiele aus der jüngeren Vergangenheit wie Mick Schumacher bei Haas, Nyck de Vries bei AlphaTauri oder auch Logan Sargeant bei Williams erhöhten die Risikoaversion bei den Formel-1-Teams zusätzlich. Haas setzt nach dem gescheiterten Doppel-Rookie-Experiment aus der Saison 2021 dieses Jahr mit Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg ebenfalls wieder auf deutlich mehr Erfahrung.

Rookies können kostspielig sein, Foto: LAT Images
Rookies können kostspielig sein, Foto: LAT Images

Zu wichtig sind die Ergebnisse, gerade für ein kleines Team wie Haas, bei dem jeder Punkt über Millionengewinne entscheiden kann. Mittlerweile scheinen die Teams im Zweifel lieber auf erfahrene Piloten zurückzugreifen, als mit Rookies ein mitunter kostspieliges Risiko einzugehen. Damit ein Team diesen Grundsatz über Bord wirft, braucht es ein Supertalent. Die Gefahr von teuren Unfällen wie bei Mick Schumacher bei Haas oder Logan Sargeant bei Williams schreckt viele Teamchefs ab.

Lichtblick 2025: Neue Ausnahmetalente stehen bereit

Komplett düster sieht es für den Formel-1-Nachwuchs allerdings nicht aus. Für die nächste Saison ist zwar noch nicht viel dabei, doch für ein Jahr später dürfen sich die Fans wieder Hoffnung auf frischen Wind in der Formel 1 machen. Klar, bis 2025 dauert es noch ein wenig und gerade in einer Juniorenkarriere kann sich innerhalb eines Jahres enorm viel verändern, doch zwei Namen stechen bereits jetzt heraus: Andrea 'Kimi' Antonelli und Oliver Bearman.

Bei Antonelli stehen alle Anzeichen auf zukünftiger Superstar. Der Mercedes-Junior gewann diese Saison als Rookie dominant die FRECA und wird in der nächsten Saison direkt den Sprung in die Formel 2 wagen - mit gerade einmal 17 Jahren. Sollte der Italiener auch in seiner Rookie-Saison in der Formel 2 eine gute Figur machen, wird das Ausnahmetalent in Anbetracht der zahlreichen auslaufenden Verträge nächstes Jahr ein heißes Eisen auf dem Fahrermarkt sein. Mercedes hat vor ihm bereits Pascal Wehrlein, Esteban Ocon und George Russell über den Umweg eines Kundenteams in die Formel 1 gebracht.

Oliver Bearman hat seine Debütsaison in der Formel 2 bereits so gut wie hinter sich gebracht. Platz 6 in der Gesamtwertung, sowie vier Rennsiege stehen vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi in der Vita des 18-Jährigen. Der Brite wird auch nächste Saison für PREMA an den Start gehen und konnte beim Trainingseinsatz in Mexiko für Haas als schnellster Nachwuchspilot auf sich aufmerksam machen. Eine noch erfolgreichere zweite Saison könnte dem Ferrari-Junior 2025 bei einem der Scuderia-Kundenteams Tür und Tor öffnen, um den Aufstieg in der Formel 1 zu schaffen.

Supertalent-Status à la Piastri, Russell, Leclerc & Co genießt aber auch er nicht. Dafür ist ein Durchmarsch durch die Nachwuchsklassen mit Titelgewinnen im ersten Jahr Pflicht. Allerdings spricht sein im Vergleich zum restlichen Formel-2-Feld junges Alter für den Briten.