Für Alpine war das Formel-1-Wochenende in Mexiko mit nur einem WM-Punkt nicht von großem Erfolg gekrönt. Der Weg dorthin war im Rennen am Sonntag dafür umso unterhaltsamer. Esteban Ocon war auf der Jagd nach Nico Hülkenberg nicht auf den Mund gefallen. Seine flotte Ansage blieb dem Franzosen dabei fast im Halse stecken. Geschlagene 30 Runden biss er sich an Hülkenberg die Zähne aus und fand erst kurz vor Schluss einen Weg vorbei. Am Ende stand die Aufholjagd in die Top-10 an einem für Alpine ansonsten deprimierenden Wochenende.

"Ihr könnt Haas sagen, dass ich kommen werde, also sollten sie sich besser drauf gefasst machen!", kündigte Ocon um Runde 51 frech über den Boxenfunk an. Zu diesem Zeitpunkt hing er bereits seit 15 Runden hinter Nico Hülkenberg fest. Wer dachte, dass auf diese Ankündigung gleich ein Manöver folgt, wurde schwer enttäuscht. Erst in Runde 66 von 71 knackte Ocon den Hülk und ließ seinen Worten doch noch Taten folgen, bevor es für ihn peinlich werden konnte.

Gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte er, dass der Funkspruch doch eigentlich ganz anders gemeint war. "Das Ziel dieser Nachricht war, dass sie Nico warnen sollten, dass er etwas Platz lassen muss, weil ich es versuchen würde. Meine einzige Chance war im Grunde auf der Bremse, also würde es ein Brechstangenmanöver werden und sie sollten ihn darauf einstellen", so der Alpine-Fahrer. "Ich wollte damit nicht sagen: "Yeah, ich kämpfe und kassiere dich jetzt!" Ich wollte sie nur darauf vorbereiten, dass es ein hartes Manöver wird."

Hülkenberg und Ocon befanden sich seit Runde 36 im Duell. Der Emmericher hatte beim Restart einen Umlauf zuvor eine Position verloren, Ocon wiederum drei gewonnen. Obwohl der Alpine-Pilot permanent im DRS-Fenster war, wollte die Attacke einfach nicht gelingen. "Wir waren dieses Wochenende auf der Geraden nicht schnell, was es für uns im Rennen schwierig gemacht hat", erklärt Ocon.

Am Ende wurde es dann nicht einmal das angekündigte Brechstangenmanöver. Hülkenberg führte in Runde 66 mittlerweile einen DRS-Zug von sieben Autos an, als ihm endgültig die Reifen eingingen. Ocon fuhr auf der Start-und-Zielgeraden mit DRS außen an ihm vorbei, sodass das Manöver noch vor dem Einlenken in Kurve eins vollzogen war. Er ist sich trotzdem sicher, der Funkspruch hat es gerichtet. "Ja, er hat ein paar Fehler gemacht, also will ich das doch hoffen!"

Ocon profitiert von Magnussen-Crash

Lange Zeit hatte es für Ocon nicht danach ausgesehen, dass für ihn an diesem 19. Rennsonntag der Saison 2023 überhaupt etwas Zählbares herausspringen würde. Nach seinem Q1-Aus im Qualifying, ging er dank Startplatzstrafen für die Konkurrenz immerhin von Platz 15 statt 18 in den Grand Prix. Am Start war er als einer von zwei Fahrern auf dem harten Reifen allerdings nicht gut für die Aufholjagd gerüstet und fiel dadurch auf die letzte Position zurück.

Der Unfall von Kevin Magnussen in Runde 33 mitsamt der darauffolgenden Rennunterbrechung spielte Ocon in die Karten. In der Pause bis zum Restart konnte er ohne Boxenstopp auf Medium wechseln. "Der zweite Teil war sehr gut. Wir haben zu Beginn des Rennens mit unserer Strategie natürlich gelitten. Wir wussten, dass es im ersten Stint schwierig wird", erklärt der 27-Jährige.

Mit Platz zehn konnte er nach dem Kraftakt in der zweiten Rennhälfte gut leben. "Ich habe für den einen Punkt ganz schön gekämpft. Niemals aufgeben, das war heute wirklich das Motto", freut er sich. Unter dem Strich zeigte Mexiko allerdings auf, dass Alpine nicht nur in der Entwicklung, sondern auch bei der Setuparbeit noch nachlegen muss: "Ein paar Dinge liefen dieses Wochenende nicht. Wenn ich es noch einmal machen könnte, würde ich einiges anders machen. Es fühlte sich nicht danach an, dass wir dieses Wochenende die maximale Pace herausgeholt haben."