Beim Großen Preis von Belgien sorgte Alpine mit einer großen Personal-Rochade für eine handfeste Überraschung im Formel-1-Fahrerlager. Teamchef Otmar Szafnauer, Motorsport-Direktor Alan Permane und der Technische Leiter Pat Fry mussten beziehungsweise wollten das Team verlassen. Bruno Famin, der nur zwei Wochen zuvor zum neuen Alpine-Motorsportchef ernannt wurde, übernahm zusätzlich interimsweise das Amt des Teamchefs. Seit dem Personal-Beben ist ein guter Monat vergangen - Anlass für den neuen starken Mann bei Alpine, eine erste Bestandsaufnahme zu machen.

Famin: Ich bin zufrieden mit dem, was ich sehe

"Wir haben Ende Juli einige ziemlich gute, ziemlich große Veränderungen im Team vorgenommen. Das hat zu einer neuen Mentalität im Team an der Strecke geführt", erklärte der Interims-Teamchef. "Ich bin recht zufrieden mit dem, was ich bisher gesehen habe. Ich denke, dass wir seitdem einige recht gute Rennen in Bezug auf die Umsetzung der Strategie gefahren sind."

Platz 3: Alpine-Fahrer Pierre Gasly auf dem Podium
Dank der richtigen Strategie konnte Pierre Gasly in Zandvoort auf das Podium fahren, Foto: LAT Images

Bei der Entwicklung der Fabriken an den Standorten in Enstone und Viry hielt sich Famin allerdings noch etwas zurück. "Ich bin immer noch dabei, beide Fabriken zu bewerten, um zu sehen, wie wir mehr Leistung herausholen können", gab Famin Auskunft über den aktuellen Stand. "Ich denke, einer der wichtigsten Punkte ist, dass wir versuchen, alle Leute dazu zu bringen, an beiden Standorten, das ganze Potenzial, von dem wir viel haben, herauszuholen."

Interims-Teamchef: Wie lange macht Famin noch weiter?

Nach Famins Beförderung kam es bei Alpine zu einem Personal-Kahlschlag. Verdarben in der Vergangenheit noch zu viele Köche den Brei, ist aktuell lediglich das Duo Famin und Krieff für die wichtigsten Funktionen bei Alpine verantwortlich. Philippe Krief ist seit der aktuellen Saison Marken-CEO, Famin betreut derzeit die Ämter des Teamchefs, Motorsportchefs und des Renault-Motorenchefs. Als Teamchef wurde Famin allerdings lediglich als Interimslösung vorgestellt. Ex-Ferrari-Teamchef Mattia Binotto taucht regelmäßig in Gerüchten um eine Nachfolge auf, gilt aber eher als unwahrscheinlich Lösung. Wie lange will oder kann Famin die Dreifach-Belastung also noch mitmachen?

"Ich habe keine Eile, weil ich mich nicht unter Druck setzen lassen will. Natürlich geht es jetzt vor allem darum, zu sehen, wie wir den gleichen Geist in den Fabriken erzeugen können, und darauf konzentriere ich mich wirklich", wich Famin der Frage nach der voraussichtlichen Dauer seiner Amtszeit als Teamchef aus. " Ich denke nicht daran. Es ist keine Frage von Personen, es geht darum, alle Menschen zusammen zu haben."

Alpine: Formel-1-Fahrer aktuell das geringste Problem

Zumindest an einer Baustelle scheint der aktuelle Teamchef nicht ansetzen zu wollen: Die Fahrer. In einem A523, der im Regelfall lediglich um die hinteren Punkteränge kämpfen kann, konnten bereits beide Alpine-Piloten in der Formel-1-Saison 2023 ein Podium einfahren.

"Wir sind mit unseren Fahrern sehr zufrieden, das ist nicht unsere erste Sorge", erklärte Famin auf der Pressekonferenz in Japan. "Unsere erste Sorge ist es, das Bestmögliche aus dem Team herauszuholen... die bestmögliche Leistung und die Entwicklung der bestmöglichen Power Unit für die Saison 2026. Eins nach dem anderen. Wir sind glücklich mit den Fahrern, die wir jetzt haben, und wir wollen ein gutes Paket schnüren."

Esteban Ocon holte in Monaco ein sensationelles Podium, Foto: LAT Images
Esteban Ocon holte in Monaco ein sensationelles Podium, Foto: LAT Images

Damit hatte der ehemalige Covid-Delegierte der FIA die Rechnung aber ohne Pierre Gasly gemacht. Kurz nach dem Lob kam es zum teaminternen Strategie-Eklat. Weil Gasly seinen Teamkollegen am Ende des Rennens vorbeiwinken musste, kam es zu einem Wutausbruch im Cockpit samt Schimpftirade am Funk.