Das 14. Rennen der Formel-1-Saison 2023 war für Alpine am Sonntag ein bitterer Reality Check. Beim Grand Prix von Italien in Monza wurden Pierre Gasly und Esteban Ocon gnadenlos abgehängt. Eine Woche zuvor hatte das französische Team in Zandvoort noch ein sensationelles Podium gefeiert. Auf dem Highspeed-Kurs bestand hingegen schon nach dem Qualifying wenig Hoffnung. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich mit Platz 15 für Gasly, während Ocon früh mit einem Defekt abstellen musste. Die Fahrer schlagen nach diesem Tiefpunkt Alarm.

"Es ist super schmerzhaft", so Gasly, der kürzlich beim Niederlande GP als Dritter sein erstes Podium in den Farben von Alpine gefeiert hatte. In Monza stand der Franzose 2020 mit AlphaTauri bei seinem bis dato einzigen Formel-1-Sieg sogar ganz oben auf dem Treppchen. Davon hätte er drei Jahre später nicht weiter entfernt sein können. Von Startplatz 17 kam er nie auch nur in die Nähe der Punkte und sah die Zielflagge nach 51 Runden mit fast einer Runde Rückstand auf Rennsieger Max Verstappen.

Dass der Weltmeister ihn nicht überrundete, war einem Temperaturproblem an dessen Red Bull geschuldet. Dieses zwang ihn dazu, in den letzten vier Runden drastisch das Tempo zu reduzieren und keinesfalls in die Dirty Air hinter Gasly zu gelangen. "Ich glaube, uns hat im Verhältnis zu unseren Gegner nie zuvor derart die Konkurrenzfähigkeit gefehlt", sagt Gasly. Bei ihm versuchte es die Alpine-Pitwall in ihrer aussichtslosen Lage mit einer alternativen Strategie.

Alpine zockt mit Strategie, Ocon fällt mit Defekt aus

In der elften Runde kam er als erster Fahrer zum Reifenwechsel und ging von Medium auf Soft. In Runde 31 wechselte er zurück auf Medium, doch die Zweistopptaktik war schlussendlich nur eine Verzweiflungstat. "Es war hier für uns sehr schwierig und uns war schon am Vortag klar, dass über Nacht kein Wunder geschehen wird", so Gasly. "Wir wollten einfach unterschiedliche Dinge mit beiden Autos versuchen, falls das Safety Car kommt. Dann hätte entweder Esteban profitiert, oder ich. Wenn dir so die Performance fehlt, musst du einfach zocken."

Ocon kam nur einmal zum Reifenwechsel, doch für ihn erübrigten sich sämtliche Strategiespielchen in Runde 39 ohnehin. Mit einem Defekt an der Lenkung musste er seinen Alpine auf Platz 15 liegend vorzeitig abstellen. "Ein hartes Wochenende für uns mit einem harten Ende. Leider mussten wir das Auto vorsorglich abstellen, nachdem ich zu Beginn des Rennens Vibrationen im Lenkrads gespürt hatte", erklärt er den Ausfall.

Gasly fordert Verbesserungen für 2024

Die Nullnummer in Italien wirkte sich zumindest nicht auf die Position von Alpine in der Weltmeisterschaft aus. In der Konstrukteurswertung liegt das Team bei noch acht ausstehenden Rennen auf Platz sechs und ist allein auf weiter Flur. McLaren liegt 43 Zähler in Front, Williams liegt 52 Punkte zurück. Dennoch sitzt der Frust bei Gasly tief. "Letzte Woche hab ich Carlos [Sainz] auf den gleichen Reifen auf der Strecke aus eigener Kraft überholt und dieses Wochenende ist er auf dem Podium und ich eine Runde zurück", klagt der 27-Jährige.

Für ihn ist der Tiefpunkt in Monza ein klares Alarmsignal. "Unser gesamtes Paket muss auf solchen Strecken besser werden. Das Wichtigste ist, dass wir wirklich verstehen, wo uns die Performance fehlt und wir dafür sorgen können, nächstes Jahr ein besseres Paket zu haben", fordert er. "Es ist ein klarer Trend zu sehen, auf welchen Rennstrecken wir mehr und auf welchen wir weniger konkurrenzfähig sind. Wir müssen daran arbeiten, nächstes Jahr ein runderes Paket zu haben."