Nach zwei Formel-1-Saisons bei Haas sitzt Mick Schumacher in diesem Jahr auf der Mercedes-Ersatzbank und sorgt am Rennwochenende im Simulator dafür, dass die Silberpfeile von Freitag auf Samstag Performance finden. 2024 will der Deutsche wieder zurück ins Renncockpit. Doch die Silly Season wird 2023 ihrem Namen noch nicht gerecht, der Fahrermarkt ist weniger dynamisch als noch in der Vorsaison.

Bei Mercedes sind Lewis Hamilton und George Russell so gut wie gesetzt, beim Mercedes-Kunden Williams gibt es nur eine kleine Chance, dass Logan Sargeant ersetzt wird. Alexander Albon ist ohnehin fix. Die beiden anderen Mercedes-Kunden McLaren und Aston Martin sind belegt.

Schumacher muss sich 2024 wohl außerhalb des Mercedes-Kosmos umsehen. Doch auch da gibt es nicht allzu viele freie Cockpits. Zwei davon könnte AlphaTauri haben. Weder Yuki Tsunoda noch Daniel Ricciardo sind für nächste Saison bestätigt.

AlphaTauri-F1-CEO Peter Bayer mit Schumacher-Managerin Sabine Kehm
Peter Bayer im Gespräch mit Sabine Kehm, Foto: Motorsport-Magazin.com

Dass Schumachers Managerin Sabine Kehm zuletzt häufig mit dem neuen AlphaTauri-Boss im Fahrerlager gesehen wurde, befeuerte die Diskussionen. "Sabine und ich kennen uns seit vielen Jahren aufgrund der Mentorschaft, die ich von Jean Todt genießen durfte. Dadurch kenne ich die Familie", verriet Bayer im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Jean Todt holte Bayer während seiner Präsidentschaft als Generalsekretär zur FIA.

AlphaTauri-Boss: Schumacher ist Mercedes-Fahrer

Besonders gut sieht es für Schumacher bei AlphaTauri aber nicht aus. "Jeder Fahrer wird einem gewissen Plan zugeordnet. Mick war zuerst ein Ferrari-Fahrer, jetzt ist er auf dem Papier ein Mercedes-Fahrer. Diese Dynamik muss man sich auch immer vor Augen halten", so Bayer.

Mick Schumacher verfolgt zusammen mit Toto Wolff und Jerome DAmbrosio die Formel 1 in der Mercedes-Garage
Mick Schumacher wechselte vom Ferrari- ins Mercedes-Lager, Foto: LAT Images

"Wir haben aktuell einen großen Pool an jungen Talenten, die wir beobachten", schickt der Österreicher hinterher. Allein sechs Red-Bull-Junioren sind 2023 in der Formel 2 unterwegs. Dazu kommt mit Liam Lawson noch ein Kandidat, der in der japanischen Super Formula gute Resultate erzielt. "Ich denke, dass unser Schwerpunkt sicher auf unserem eigenen Talente-Pool liegt, aber wissen tut man es nie in diesem Sport", so Bayer.

Erschwerend dürfte für Schumacher hinzukommen, dass nicht Bayer selbst die finale Entscheidung über die Piloten bei AlphaTauri trifft. Er ist Geschäftsführer des Rennstalls, Laurent Mekies ist Teamchef. Doch auch die Doppelspitze entscheidet nicht.

Dr. Marko trifft Fahrerentscheidung

Bayer bekam bei Nyck de Vries und Daniel Ricciardo einen Vorgeschmack über intensive Diskussionsrunden: "Da sitzen wirklich alle an einem Tisch. Es gab Gespräche, da war Oliver Mintzlaff involviert, da war Franz Tost natürlich federführend involviert, aber auch Christian Horner war einmal mit am Tisch. Die Entscheidung trifft schlussendlich Helmut Marko." Red Bulls Motorsportchef hat sich bislang noch nicht als großer Fan von Mick Schumacher geoutet.

"Mick Schumacher war bei uns nie ein Thema", bestätigte Dr. Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Das hängt auch damit zusammen, dass von den Shareholdern ausdrücklich gewünscht wurde, dass es ein Juniorteam bleiben soll, wie es die Intention von Mateschitz [verstorbener Red-Bull-Gründer] war. Daniel Ricciardo ist eine Ausnahme, weil er früher im Juniorteam war. Das ist aus der Tradition heraus entstanden. In dieses Konzept passt ein Schumacher nicht rein."

Die wichtigen Entscheidungen im Red-Bull-Kosmos trifft Dr. Helmut Marko, Foto: LAT Images
Die wichtigen Entscheidungen im Red-Bull-Kosmos trifft Dr. Helmut Marko, Foto: LAT Images

Dass AlphaTauri derzeit intensiv auf der Suche nach einem Titelsponsor für die Formel-1-Saison 2024 ist, ändert an der Situation nichts. Der Name Schumacher könnte für potenzielle Sponsoren lukrativ sein. Marketing soll aber laut Bayer keinen Einfluss auf die Fahrerentscheidung haben: "Was für uns am Ende wichtig ist, ist der sportliche Erfolg. Genau darum geht es. Man muss versuchen, die perfekte Balance zu finden."

"Wenn Daniel bei dem Test in Silverstone die Zeiten nicht gefahren wäre, dann wäre er nicht im Auto", stellt Bayer klar. "Ich denke, genau da liegt die Challenge für Mick: Wie kann er beweisen, dass er den Speed hat? Wenn Toto Mick nicht irgendwann einmal in das Auto setzt, so wie wir Daniel in das Auto gesetzt haben, dann wird es schwierig sein."

Schumacher durfte zwar bereits einen Reifentest im aktuellen Mercedes absolvieren, allerdings wurden dabei nur Prototyp-Reifen ohne Heizdecken getestet. Daniel Ricciardo durfte sich beim Silverstone-Test auf aktuellen Pneus einschießen, ehe der tatsächliche Reifentest begann. Und: Red Bull wollte sich Ricciardo beim Test gezielt ansehen. Beim Mercedes-Reifentest ging es nicht primär darum, Mick Schumacher zu testen.

Peter Bayer, CEO des Formel-1-Teams AlphaTauri im Interview mit Motorsport-Magazin-Redakteur Christian Menath
Peter Bayer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Motorsport-Magazin.com

Das gesamte Interview dem neuen AlphaTauri-CEO Peter Bayer gibt es in der Print-Ausgabe des Motorsport-Magazins. Noch nicht genug AlphaTauri? Unter anderem geht es in Ausgabe 92 auch um das Comeback von Daniel Ricciardo und den Rausschmiss von Nyck de Vries: Hart aber fair? Die Antwort gibt es im Magazin!

Einen Überblick über den gesamten Fahrermarkt gibt es hier im Video:

Formel 1 Transfer-Update: Wo fahren Schumacher, Hamilton & Co? (17:52 Min.)