Fernando Alonso ist der Dauerbrenner der Formel 1. Seit über 20 Jahren fährt der nimmermüde Asturier, durchbrochen von zwei kurzen Pausen (2002, 2019 - 2020), in der Königsklasse. An seine frühen Erfolge der zwei Weltmeistertitel von 2005 und 2006 mit Renault konnte er aber nie mehr ganz anknüpfen. Für viele Beobachter lag dies vor allem an falschen Wechselentscheidungen. Alonso selbst aber bereut davon nichts, zumal sein letzter Teamwechsel alles andere als falsch war.

"Ich würde nichts ändern. Ich bedauere nichts. Niemand hat eine Kristallkugel, um zu wissen, wie die Leistung der Teams im nächsten Jahr sein wird", ist sich Alonso mit seinen Karriereentscheidungen im Reinen. Alonsos Vita ist reich gefüllt: Fünf verschiedene Teams (mit sechs Namen), fünf verschiedene Motorenlieferanten und drei verschiedene Reifenhersteller hat er bereits erlebt. Doch nicht alles davon war mit Erfolg verbunden. Der zweifache Champion blickt dennoch entspannt zurück auf seine Wechselhistorie.

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Titelangriffe mit McLaren und Ferrari scheitern knapp

Los ging Alonsos Post-Weltmeisterschafts-Reise mit dem Wechsel für das Jahr 2007: "Als ich Renault verließ, was die erste Entscheidung war, ging ich zu McLaren. In dieser Saison kämpften wir um die Weltmeisterschaft. Was die Konkurrenzfähigkeit angeht, war es also eine gute Sache und ein guter Schritt." Teamintern lief es aber überhaupt nicht. Der Stallkrieg mit Rookie Lewis Hamilton eskalierte und Alonso wurde zum Kronzeugen in der Spionageaffäre. Die Trennung nach nur einem Jahr, in dem der Spanier den Titel um einen Punkt verfehlte, war unausweichlich.

Es folgte die Rückkehr zu Renault und ab 2010 der nächste Anlauf beim anderen F1-Giganten: "Dann wechselte ich zu Ferrari. Ich glaube nicht, dass irgendein Fahrer ein Angebot von Ferrari ablehnen und nicht zu diesem Team wechseln würde. Und wir kämpften in den fünf Jahren, die ich dort war, um drei Meisterschaften." Am Ende musste er sich trotz starker Leistungen und insgesamt 11 Siegen aber stets der schnelleren Kombination aus Sebastian Vettel und Red Bull geschlagen geben. Wieder war es knapp: 2010 fehlten vier und 2012 sogar nur drei Punkte.

Bei Ferrari scheiterte Alonso zweimal knapp am Titelgewinn, Foto: Bridgestone
Bei Ferrari scheiterte Alonso zweimal knapp am Titelgewinn, Foto: Bridgestone

Das McLaren-Honda-Debakel und die Lust an anderen Abenteuern

Beim Versuch eines erneuten Angriffs auf die Weltmeisterschaft folgte die wohl größte Fehlentscheidung. Was ab 2015 in den Ohren aller F1-Nostalgiker wie Musik klang, scheiterte krachend. "Dann wechselte ich zu McLaren-Honda, ein Projekt, von dem wir alle dachten, dass es interessant und stark sein könnte. Es hat nicht funktioniert. Gut, so etwas kann in diesem Sport passieren", kommentiert Alonso heute recht locker eine Zeit, in der er zunehmend verzweifelte. Das McLaren von damals hatte mit dem heutigen Aufschwung wenig zu tun und der Honda-Motor bestach vor allem durch mangelnde Zuverlässigkeit. Es gelang nicht einmal ein Podestplatz.

Alonsos zweite McLaren-Zeit war ein Debakel, Foto: Sutton
Alonsos zweite McLaren-Zeit war ein Debakel, Foto: Sutton

Alonso hatte nach vier harten Jahren bei den Briten zum ersten Mal genug von der Formel 1, aber keineswegs vom Rennfahren: "Dann habe ich mit der Formel 1 aufgehört, weil ich zu viele Dinge im Kopf hatte und zu viele Herausforderungen, die ich ausprobieren wollte. Und es war eine wunderbare Zeit in meiner Karriere, Langstreckenrennen mit diesem Auto und Indy auszuprobieren, und das auch noch mit recht gutem Erfolg. Darüber bin ich sehr glücklich." Mit Toyota feierte er gleich zwei Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans (2018 und 2019) und holte einmal den Titel in der WEC (2019). Beim Indianapolis 500 hinterließ er ebenfalls Eindruck. Gleich bei seinem Debüt 2017 führte er 27 Runden lang und musste dann ausgerechnet mit einem Honda-Motorschaden aufgeben.

Alpine provoziert die beste Entscheidung der Karriere

Doch nach diesen Ausflügen kehrte die Lust auf die große Liebe wieder zurück. Die Anlaufstelle war klar: "Dann kam ich zurück in die Formel 1 mit dem Team, das ich immer als meine Familie angesehen habe, mit Alpine, mit Renault." Seine Familie verscherzte es sich aber mit ihm. Trotz guter Leistungen bot Alpine ihm nach 2022 nur einen Einjahresvertrag, aber Alonso wollte mehr und bekam das woanders geboten. Sein jüngster Wechsel war dennoch der vielleicht überraschendste, in jeglicher Hinsicht.

Bei Aston Martin kann Alonso wieder Spitzenpositionen kämpfen, Foto: LAT Images
Bei Aston Martin kann Alonso wieder Spitzenpositionen kämpfen, Foto: LAT Images

Aston Martin sah 2022 noch deutlich schwächer als Alpine aus. Die Franzosen wurden Vierter, die grünen Renner aus Silverstone nur Siebenter der WM-Wertung. Ein Jahr später sieht die Lage komplett anders aus, was Alonso nur umso mehr als Bestätigung sieht: "Die letzte Entscheidung, die nach jedermanns Meinung die schlechteste war: Die Entscheidung für Aston Martin. Es war wohl die beste Entscheidung in meiner Karriere. Das zeigt, wie schwierig es ist, sich für ein Team zu entscheiden, und wie wenig Ahnung jeder zu Hause hat." Sechs Podestplätze in zwölf Rennen und aktuell WM-Rang Drei sprechen eine deutliche Sprache. Der vermutlich letzte Wechsel in Alonsos Karriere war bisher ein Volltreffer.