Fahrer-Ranking zur Pause: Endlich Konkurrenz für Verstappen?

Die Formel-1-WM 2023 ist für Max Verstappen dank dominantem Red-Bull-Equipment längst zum Selbstläufer verkommen. Nicht aber der Sieg im Fahrer-Ranking von Motorsport-Magazin.com. Dort schlägt Verstappen in den ersten 12 Rennen ein rauerer Wind entgegen. Die Altmeister, allen voran der 42-jährige Fernando Alonso, zeigen ein letztes Aufbäumen. Doch so einfach, wie Alonsos anfängliche Ranking-Führung hoffen ließ, lässt sich ein Max Verstappen nicht schlagen.

Geht es nur nach Ranking-Tagessiegen, ist die Ära der Verstappen-Dominanz nämlich 2023 tatsächlich vorbei. Bis Spanien dauerte es, ehe er wieder den ersten Platz erklimmen konnte. Alonso, auch Sergio Perez und ein starker Rückkehrer Nico Hülkenberg kamen ihm zuvor.

Ranking-Tagessiege 2023:

Doch während besonders Alonso zu Saisonbeginn groß auftrumpfte, so schickt sich die Jugend an, den Ambitionen der Alten in den nächsten Rennen den Garaus zu machen. Nicht nur in Person von Max Verstappen.

Verstappen zerschlägt Alonsos Ranking-Hoffnung: Brutale Präzision

Werden die Punkte in jedem Rennen nach dem Ranking-Ergebnis verteilt, so hat Verstappen - in dieser Wertung seit der Einführung des aktuellen MSM-Systems 2019 ungeschlagen - die Führung inzwischen wieder zurückerobert. Alonsos Raketenstart, inklusive eines dominanten Ranking-Sieges mit einem Schnitt von 1,09 in Bahrain, ist verpufft.

MSM-F1-Ranking 2023 nach WM-Punkten

Noch bemüht sich Alonso um Anschluss, 42 Punkte fehlen aktuell. Doch der Top-Scorer ist er nicht mehr. Das zeigt auch der Punkteverlauf (siehe unten). Alonso stolperte erstmals in Spanien, und weder er noch sein Team kommen seither auf Touren. Verstappen gefordert - und verloren. Im Ranking muss er sich plötzlich eher nach hinten orientieren, in Richtung eines großen Verfolgerfeldes.

Lando Norris fährt zum Ranking-Rekord

Von dort schießt nämlich seit Österreich Lando Norris empor. Der McLaren-Pilot bekam in Spielberg erstmals den Upgrade-McLaren, damit ein konkurrenzfähiges Paket, und hat keine Zeit verschwendet. In Großbritannien siegte er mit einem neuen MSM-Notenrekord von 1,06, und in Ungarn knüpfte er mit 1,11 (gut genug für P10 in der Ranking-Rekordliste) nahtlos daran an.

Die besten Einzel-Leistungen 2023:

In der Punktetabelle liegt Norris plötzlich auch vor Lewis Hamilton. Der betätigt sich 2023 als Punktehamster, nicht aber als Ranking-Siegfahrer. Mit ihm zusammen in einem dicken Paket des Verfolgerfeldes sind auch Charles Leclerc und ein äußerst populärer Alex Albon dabei. Der konnte auch schon einen Ranking-Sieg feiern.

Zwei nominelle Spitzenfahrer sind in Bedrängnis. George Russell, bekannter Ranking-Liebling des Vorjahres (P3 nach Punkten, noch vor Hamilton), erlebte zuletzt durchwachsene Qualifyings und Probleme mit dem Setup. Nur mühsam hält er Anschluss an die Spitzengruppe. Und Sergio Perez' Baku-Wochenende wurde als viertbeste Einzelleistung eines Fahrers 2023 bewertet, und zu Beginn war er dran an Verstappen und Alonso, doch seit Miami befindet er sich im freien Fall. Erst recht, wenn man sich nicht die Punkte, sondern den Notenschnitt ansieht.

MSM-F1-Ranking 2023 nach Noten-Schnitt

*: Nico Hülkenberg fuhr im Vorjahr - aber nur zwei Rennen als Ersatzmann.

Ranking-Noten 2023: Leclerc kassiert, Albon brilliert

Werden die Fahrer nach ihrem Notenschnitt gereiht, bleibt natürlich Verstappen erst recht obenauf. Alonso ist der einzige, der sich hier ehrbar schlägt. Seine 1,79 hätte 2022 sogar gereicht, um Verstappen unter Druck zu setzen, und wäre der viertbeste Saisonschnitt der Ranking-Geschichte. Das Problem: Verstappen hat die Messlatte 2023 nicht einfach nur höher gelegt, sondern hat sie in seiner Red-Bull-Rakete mit in die nächste Galaxie genommen.

Lando Norris darf sich mit einer starken Wende rühmen. Nach einem desaströsen Jeddah-Wochenende mit Crash im Qualifying lag er auf Platz 20 von 20. Den hat er inzwischen in die vierte Position umgewandelt. Alex Albon fährt im Mittelfeld eine sensationelle Saison und kämpft um die Top-5. Negative Überraschung ist Charles Leclerc. Der Ranking-Vizemeister des Vorjahres ist auf dem neunten Platz abgestürzt, nur knapp vor Rückkehrer Nico Hülkenberg.

Vor Leclerc liegt unter anderem auch Neueinsteiger Oscar Piastri. Mit 2,65 ist er ganz klar der beste Rookie der Saison, und der beste Rookie seit 2020 - besser als Mick Schumacher. Um die Rookie-Bestmarke von Lando Norris (2019: 2,26) zu knacken, hat er aber noch Arbeit vor sich. Speziell erwähnt werden sollte schließlich noch Daniel Ricciardo. Der liegt zwar auf dem sechsten Rang, hat aber erst zwei Rennen gefahren. Um den Schnitt so hoch zu halten, bedarf es noch einiges an Arbeit.

Wie gut ist Metronom Verstappen 2023 wirklich?

Bleibt uns nur mehr, dass wir uns noch einmal Max Verstappen zuwenden. Um herauszufinden, wie gut der WM-Ranking-Noten-und-was-es-sonst-noch-so-gibt-Führende 2023 wirklich unterwegs ist. Seinen Saison-Schnitt von 1,36 gilt es erst einmal in Kontext zu setzen. Normalerweise macht jeder irgendwann Fehler. Die drei besten Durchschnitts-Werte seit 2019 sind daher mit Verstappen 2022 (1,72), Verstappen 2021 und Hamilton 2020 (je 1,74) allesamt über 1,7 angesiedelt. Aber Verstappens 2023 ist beinahe furchteinflößend fehlerlos.

Ein "schlechtes" Rennen bedeutet für Verstappen ein Noten-Schnitt von 2,17 in Baku. Für Nyck de Vries und Carlos Sainz wäre das ihr bestes Rennen des Jahres gewesen. Und Verstappens Saison-Schnitt von 1,36 ist besser die besten Rennen von 11 Fahrern: Sainz, de Vries, Valtteri Bottas, Pierre Gasly, Kevin Magnussen, Daniel Ricciardo, George Russell, Logan Sargeant, Lance Stroll, Yuki Tsunoda und Guanyu Zhou.