"Lewis, wir wissen, das Auto ist schlecht, aber bitte fahr es", versuchte es Toto Wolff beim Großen Preis von Österreich wieder in seiner Rolle als emotionaler Unterstützer. Nach guten Wochenenden in Kanada und Spanien hatte Lewis Hamilton in Spielberg ein Déjà-vu des W13. Untersteuern, Übersteuern, Track Limits und Strafen. Fazit des Mercedes-Piloten: Sogar schlimmer als erwartet.

Mercedes verpokert sich bei Hamilton-Setup

"Wir haben viel Frontflügel weggenommen, weil wir wussten, dass wir dieses Wochenende kein starkes Heck haben. Wir wollten die Balance wahren und länger gehen", erklärt Lewis Hamilton sein Setup-Experiment. "Aber in den letzten zwei Kurven bin ich fast abgeflogen." Kleine Veränderungen am Frontflügel während der Boxenstopps im Rennen brachten nur minimale Verbesserungen.

Nach zwei guten Rennen kämpften Mercedes und Lewis Hamilton in Österreich wieder mehr. Leider mit sich selbst, Foto: LAT Images
Nach zwei guten Rennen kämpften Mercedes und Lewis Hamilton in Österreich wieder mehr. Leider mit sich selbst, Foto: LAT Images

Vor allem in Kurve 10 präsentierte sich der Mercedes als Herkulesaufgabe. "Ich rutschte so viel herum, und konnte absolut nichts dagegen machen. Nur irgendwie versuchen, um die Strecke zu kommen", beklagt sich der siebenfache Weltmeister. Zusätzlich hatte der W14 in Spielberg nicht genug Pace. "Wir waren einfach so langsam!"

Hamilton: Ärger mit Norris, Track Limits und seinem Mercedes

"Ich hatte nicht erwartet, dass es so mies laufen würde. Das war auf jeden Fall überraschend", meint Lewis Hamilton. Die letzten beiden Rennen liefen vom Fahrgefühl, wie von den Rundenzeiten her besser. In Barcelona wurde er Zweiter, in Kanada Dritter. In Spielberg war Mercedes weit davon entfernt: "Das Auto fühlte sich eher so an wie im letzten Jahr."

Der Brite kämpfte eine Zeit lang gegen Lando Norris, in Runde 28 musste er den McLaren-Piloten ziehen lassen. Schlimmer: Aufgrund von sechs Track-Limit-Vergehen bekam Hamilton insgesamt 15 Strafsekunden aufgebrummt, Norris keine einzige. "Sobald er [Norris] mich überholt hat, ist er mindestens zehn Mal neben die Strecke gefahren. Perez hat dasselbe getan", kritisiert Lewis Hamilton die Konkurrenz stark.

Pures Chaos in der Formel 1! Warum gab es noch 12 Strafen? (09:42 Min.)

Wie gesagt: Keine Strafen für Perez oder Norris (beide jeweils mit 'nur' drei Track-Limit-Überschreitungen), dafür wurde Hamilton gleich zweimal bestraft. Fünf Sekunden während, und zehn Sekunden nach dem Rennen. Auswirkungen: Zuerst P6 an Fernando Alonso verloren, dann P7 an George Russell. "Das ist nicht Motorsport. Das ist nicht Rennfahren", kommentierte er.

Sorgenkind Silberpfeile? Nur Max Verstappen bekommt es hin

Zurück zum Sportlichen. "Wir litten unter allen Zuständen, hatten Untersteuern und Übersteuern. Das Auto war nie zu was zu gebrauchen", analysiert Toto Wolff. Nicht nur ein Problem bei den Silberpfeilen. "Der einzige stabile Faktor ist Max. Selbst bei Red Bull hat Sergio diese Schwankungen. Das ist nicht einfach zu verstehen."

"Zwischen Aston Martin, Ferrari, jetzt Lando mit dem Upgrade und uns gibt es kein wirkliches Muster, das man ausmachen könnte", meint Toto Wolff. Je nach Strecke hat ein anderer Konkurrent die Nase vorn. Weiter geht die Spurensuche. "Wir bringen in Silverstone neue Teile, aber unser Auto ist seit einiger Zeit eine Überraschungstüte."

Mercedes: Formel-1-Sieg nach wie vor möglich

Mercedes glaubt nach wie vor an einen möglichen Rennsieg in der Formel-1-Saison 2023. "Wenn wir das nicht glauben würden, könnten wir gleich alles zusammenpacken, uns nur mehr auf das nächste Jahr fokussieren und uns mit einer Top-10-Platzierung zufriedengeben", postuliert Toto Wolff. "So ein mieses Wochenende macht uns nur noch stärker."

"Wir nehmen unsere schlechten Tage so gut wie möglich und versuchen zurückzukehren", lautet Toto Wolffs Mantra. "So lange der Zug bergauf fährt, wie ein Aktienkurs. Natürlich gibt es Rückschläge, statt einer geraden Linie nach oben ist es mehr ein Zickzack. Bisher bekommen es nur Max und Red Bull hin, alle anderen stellen sich permanent die Frage: 'Wie schaffen wir das auch?'"

Russell: Österreich schlecht, aber Hoffnung für Silverstone

"Es war heute wirklich schwierig, und unsere Pace war nicht so, wie wir es erwartet hatten", bilanziert George Russell seinen Grand Prix in Spielberg. Nach dem Sprint-Samstag hätte er sich mehr erwartet. "Wir hatten das gleiche Auto wie in Barcelona, und dort ist es gut gelaufen." In Österreich stattdessen war es ein ständiger Kampf.

Der W14 bewegt sich zu viel, und die Performance ist (zu) streckenabhängig. "Hier waren wir im Nirgendwo, aber in Montreal und Barcelona waren wir gut", so Russell. Lichtblick: "Das verheißt Gutes für Silverstone, denn die Strecke ist Barcelona ähnlicher als Österreich." Leichter Optimismus für das Heimrennen in Silverstone.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (229 Punkte)
  • 2. Sergio Pérez (148 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (127 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (106 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz Jr. (76 Punkte)
  • 6. Charles Leclerc (72 Punkte)
  • 7. George Russell (71 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (39 Punkte)
  • 9. Esteban Ocon (29 Punkte)
  • 10. Lando Norris (24 Punkte)
  • 11. Pierre Gasly (16 Punkte)
  • 12. Alexander Albon (7 Punkte)
  • 13. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 14. Oscar Piastri (5 Punkte)
  • 15. Valtteri Bottas (5 Punkte)
  • 16. Zhou Guanyu (4 Punkte)
  • 17. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 18. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull/Honda RBPT (377 Punkte)
  • 2. Mercedes (177 Punkte)
  • 3. Aston Martin/Mercedes (166 Punkte)
  • 4. Ferrari (148 Punkte)
  • 5. Alpine/Renault (45 Punkte)
  • 6. McLaren/Mercedes (29 Punkte)
  • 7. Alfa Romeo/Ferrari (9 Punkte)
  • 8. Haas/Ferrari (8 Punkte)
  • 9. Williams/Mercedes (7 Punkte)
  • 10. AlphaTauri/Honda RBPT (2 Punkte)