James Allison ist zurück im Sattel. Der 55-jährige Ingenieur wurde in einer großen Job-Rotation an der Spitze von Mercedes in der vergangenen Woche wieder zum Technischen Direktor des Formel-1-Teams ernannt, nachdem sein designierter Nachfolger Mike Elliott, der mit Beginn des neuen Aero-Reglements übernommen hatte, zum zweiten Jahr in Folge ein enttäuschendes Produkt abgeliefert hatte.

Im Podcast 'F1 Nation' gibt Allison sein erstes großes Interview nach dem Comeback und erklärt die Hintergründe des tiefen Einschnitts in die technische Organisation des Formel-1-Teams in Brackley. Von seiner Rolle als Cheftechniker hatte er sich schließlich eigentlich vor zwei Jahren auf eigenen Wunsch zurückgezogen.

Ernüchterung bei den Mercedes-Technikern

Zwei Jahre mit Autos, die nicht dauerhaft um Siege kämpfen können, das ist für ein Team mit so vielen Titeln wie Mercedes schlichtweg nicht akzeptabel. Das trat in der technischen Führungsriege von Brackley in den letzten Wochen eine große Evaluierung los, erklärt Allison. An dessen Ende übernahm er wieder das Tagesgeschäft, während Elliott den übergeordneten strategischen Posten des "Chief Technical Officers" übernimmt.

Kein konkretes Szenario hat laut Allison den Wechsel ausgelöst: "Er basiert auf der ernüchternden Erkenntnis, was am besten zu uns beiden passt." Er war 2021 zum Chief Technical Officer aufgestiegen und sollte sich statt ums F1-Tagesgeschäft um die langfristige Ausrichtung kümmern. Davor war er seit 2009 fast durchgehend Technischer Leiter von F1-Operationen.

Allison mit Toto Wolff in der Mercedes-Garage, Foto: Sutton
Allison mit Toto Wolff in der Mercedes-Garage, Foto: Sutton

"Mike und ich haben festgestellt, dass wir gemeinsam viel zusammen erreichen können, aber vielleicht passt der direkte Kampf um eine Meisterschaft mit einem Auto besser zu mir, während er der bessere Schachspieler von uns ist und besser in den CTO-Job passt, den ich davor innehatte", urteilt Allison. "Also haben wir das ausbalanciert, und haben etwas zusammengestellt, das insgesamt eine bessere Kampfmaschine ist."

Mercedes tauscht mitten in der Saison: Allison muss aufholen

Optimal erscheint es nicht, so eine große personelle Umschichtung mitten in einer Formel-1-Saison umzusetzen. Zwar stand Allison als CTO natürlich auch der Arbeit am aktuellen Auto vor, aber sein Hauptfokus lag zuletzt auf die laufenden Planungen für das komplett neue Formel-1-Reglement von 2026. Dafür hatte Teamchef Toto Wolff ihn eigentlich 2021 behalten wollen - als unterstützende Kraft für das strategische Evaluieren der noch fernen Zukunft.

"Es ist auf jeden Fall einiges an Aufwand nötig, um überall wieder aufzuholen", gesteht Allison im Hinblick auf den aktuellen W14. "Da geht es nicht nur um die neuen Regeln, aber der gesamte Betrieb in der Fabrik, beim Rennteam. Alles, was die aktuelle Weltmeisterschaft betrifft. Aber das ist aufregend, macht Spaß, und ich freue mich, wieder dabei zu sein."

Warum Allison zurück in die Formel 1 kehrt

Etwas überraschend ist Allisons Comeback im Angesicht seiner Aussagen von 2021, als er sich ursprünglich aus der Formel 1 zurückzog. Damals hatte er sogar mit der Idee des Ruhestandes gespielt. Wolff musste ihn zum Bleiben überreden. Der Hintergrund war ein Persönlicher: 2016 war Allisons Frau verstorben. Seither hat er eine neue Beziehung begonnen, und seine Partnerin zog aus Frankreich zu ihm nach England.

"Sie hat viel dafür aufgegeben, und es schien mir unfair, sie beiseitezuschieben und zu sagen: 'Danke vielmals, ich sehe dich fünf Minuten pro Woche'", so Allison. Ein F1-Job ist zu zeitintensiv. "Von meinem Posten als Technischer Direktor zurückzutreten erlaubte unserer Beziehung Raum, um aufzublühen, was sonst nicht möglich gewesen wäre." Nach zwei Jahren hat sich die Lage geändert: "Sie hat jetzt Wurzeln in diesem Land, macht ihr eigenes Ding, und braucht nicht mehr die ganze Zeit mein Gesicht zu sehen."

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (123 Punkte)
  • 2. Aston Martin (65 Punkte)
  • 3. Mercedes (56 Punkte)
  • 4. Ferrari (26 Punkte)
  • 5. McLaren (12 Punkte)
  • 6. Alpine (8 Punkte)
  • 7. Haas (7 Punkt)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (1 Punkt)
  • 10. Williams (1 Punkt)