Was benötigt ein neues Formel 1 Team, um dieser Tage in der Königsklasse an den Start gehen zu können? Eine ausreichende finanzielle Struktur? Die ist bei Super Aguri F1 gegeben. 48 Millionen US-Dollar FIA-Kaution? Diese wurden bereits überwiesen. Eine Einschreibung für 2006? Diese wurde am 26. Oktober bei der FIA eingerecht. Einen V8-Motor? Der ist dank Honda gegeben. Einen Reifenhersteller? Der ist mit Bridgestone vorhanden. Zwei Fahrer? Diese wären mit Takuma Sato, Anthony Davidson oder Adam Carroll ebenfalls vorhanden. Viele Mitarbeiter im Rennteam und in der Fabrik? Diese sollen bis Saisonbeginn im März mindestens 100 Personen umfassen.

Was fehlt Aguri Suzuki dann noch, um im kommenden Jahr ein in Japan umjubeltes F1-Debüt zu feiern? Ganz klar: Ein Chassis. Ein Auto. Etwas worin seine beiden Fahrer die 19 Rennwochenenden möglichst erfolgreich bestreiten können.

Super Aguris Super-Problem

Ukyo Katayama und Auri Suzuki bei einem Besuch in der F1-Welt., Foto: Sutton
Ukyo Katayama und Auri Suzuki bei einem Besuch in der F1-Welt., Foto: Sutton

Die einfachste Lösung wäre ein Kundenchassis des BAR008 von Honda zu übernehmen. Das Problem dabei ist jedoch, dass dies erst ab dem Jahr 2008 erlaubt werden soll. Aus diesem Grund lehnte der FIA-Weltrat in der letzten Woche einen entsprechenden Antrag der Japaner ab.

"Nicht vor 2008!", betonte FIA-Präsident Max Mosley explizit am letzten Wochenende. "Bis dahin müssen die Teams die intellektuellen Rechte an ihren Autos innehaben. Die Autos dürfen nicht von einem anderen Hersteller konstruiert oder gebaut werden. Sie können sehr wohl von einer dritten Partei wie dem Chassishersteller Lola gebaut werden, aber nicht von einem Mitbewerber. Man kann nicht einfach nur ein Auto kaufen."

Das Dilemma für Suzuki ist dabei: "Wir können nicht antreten, so lange wir auf der Chassisseite keine Hilfe von Honda erhalten." Denn in den wenigen Monaten bis zum Saisonbeginn kann das neue Team unmöglich ein eigenes Auto konstruieren.

Über das Auto steht bislang also nur fest, dass es die Bezeichnung AGURI tragen, einen V8-Motor von Honda beinhalten und auf Bridgestone-Reifen rollen wird. Welches Chassis diese Einzelteile verbinden wird, ist noch unklar. Die einzige denkbare Möglichkeit ist und bleibt deshalb eine wie auch immer geartete Verwendung eines BAR008 der 2006er Generation.

Mosleys Fingerzeig zur Rettung

Dass dies nicht hundertprozentig auszuschließen ist, sagte Max Mosley in der vergangenen Woche selbst: "Du musst die Rechte des geistigen Eigentums für jenes Fahrzeug besitzen, das du in der Weltmeisterschaft einsetzt, und kein Teil darf von einem anderen Hersteller entworfen oder gebaut sein. Diese Bedingung muss er füllt werden", betonte Mosley in der Motorsport aktuell.

"Teams können jedoch technische Informationen übertragen", ließ er ein Hintertürchen offen. "Aber die Teile müssen selber entworfen werden. Das gleiche gilt für das Herstellen. Geistige Rechte können nach Belieben ge- und verkauft werden. Es ist das Design und die Herstellung der Teile, welche komplex sind." Allerdings könne auch eine dritte Partei das Auto entwerfen. "Es ist aber nicht an mir, den Rennställen zu sagen, wie sie das Problem angehen müssen. Das müssen sie schon selbst rauskriegen."

Ohne die Hilfe von Honda und B·A·R hat Aguri keine Chance., Foto: BAT
Ohne die Hilfe von Honda und B·A·R hat Aguri keine Chance., Foto: BAT

"Ich habe in den letzten Monaten einige Reisen nach Großbritannien unternommen und was den Papierkram angeht, ist alles geregelt", sagt Suzuki. "Aber wir können ohne die Hilfe von Honda nicht viel mehr tun", deutet er noch einmal an, dass er für 2006 auf die Unterstützung der Japaner baut.

Hoffen auf Bernies Gesetz

Ob seine Einschreibung für die neue Saison angenommen wurde, wird Suzuki allerdings erst "Anfang Dezember" erfahren. Sollte der Bescheid der FIA positiv ausfallen, wird es Ende Januar eine offizielle Präsentation des Rennstalls geben. Das könnte sich mit den Honda-Plänen decken, den neuen Boliden Mitte Januar vorzustellen.

Sollte Suzuki allerdings bis dahin keinen Weg aus dem Chassis-Dilemma gefunden haben, kann er sowohl die Teilnahme an der Saison 2006 als auch die ersten 12 Millionen seiner FIA-Kaution abschreiben. Angesichts der schwierigen Situation ist also davon auszugehen, dass Geld für sein Team, das von einer Firma namens A Company Ltd. betrieben wird, keine allzu große Rolle spielt. Dennoch weiß auch er: "In der F1 kann das Budget nie groß genug sein."

Aber egal wie viel Geld dem Team zur Verfügung steht, letztlich muss sich Suzuki momentan auf das Wort von Bernie Ecclestone verlassen. Denn dieser hatte vor einigen Tagen prophezeit: "Wir werden 2006 elf der vielleicht sogar zwölf Teams in der F1 erleben." Normalerweise ist das Wort von Mr. E. in der F1-Welt Gesetz. Für Suzuki und alle F1-Fans bleibt somit zu hoffen, dass dies auch nach Indianapolis 2005 noch der Fall ist...