Jackie Stewart trat aus der Formel 1 zurück, als er sich am Höhepunkt befand. Nach seinem dritten WM-Titel 1973 beendete der Schotte seine Karriere in der Königsklasse. Sebastian Vettel hat sogar noch einen Titel mehr vorzuweisen, doch weitere werden nicht hinzukommen. Ende der Saison 2022 beendet der Heppenheimer seine Karriere. Sir Jackie zeigte sich von dieser Entscheidung im Interview mit Motorsport-Magazin.com beeindruckt: "Ich denke, es ist wundervoll, dass er sich entschieden hat zurückzutreten. Er hat sich nicht gehen lassen, weil er ein gewisses Alter erreicht hat. Er ist immer noch ein konkurrenzfähiger Rennfahrer."

Stewart deutete an, dass sich einige erfolgreiche Piloten für den Rücktritt vielleicht zu viel Zeit ließen: "Es passiert nicht oft, dass Grand-Prix-Piloten seiner Klasse einfach aufhören." Die Einschätzung des dreifachen Weltmeisters basiert jedoch auch auf seinen eigenen Erfahrungen aus gefährlichen Zeiten. "Zu meiner Zeit sind viele von ihnen [Spitzenpiloten, Anm. d. Red.] leider ums Leben gekommen. Ich war einer der wenigen, der zurücktrat", erklärte der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister. Sein Rücktritt hatte auch mit dem Tod seines Teamkollegen und Freundes Francois Cevert zu tun, der 1973 bei einem Unfall in Watkins Glen verstarb.

Vettel tritt zurück! Formel 1 passt nicht mehr zu mir! (09:38 Min.)

Sebastian Vettel hinterließ schon früh Eindruck bei Stewart. Die erste Sternstunde des vierfachen Weltmeisters hat sich ins Gehirn des 83-Jährigen gebrannt: "Meine beste Erinnerung an ihn ist sein erster Grand-Prix-Sieg in Monza, als er zuvor die Pole in strömendem Regen holte. Die Bedingungen waren grauenhaft. Ich erinnere mich wie ich durch das Paddock lief und bei ihm angehalten habe, nur um ihm zu sagen, wie beeindruckend seine Leistung war." Vettel setzte sich beim Italien Grand Prix von 2008 im unterlegenen Torro Rosso gegen die Spitzenfahrzeuge von Ferrari, McLaren und BMW Sauber durch und wurde zum damals jüngsten Sieger eines Formel-1-Rennens.

Stewart sicher: Vettel wird Rolle in der Formel 1 einnehmen

Dass Vettels Erbe im Sport bald in Vergessenheit geraten könnte, da seine größten Erfolge schon einige Jahre her sind, glaubt Stewart nicht: "Er wird noch für lange Zeit respektiert werden. Er hat viele Rennen gewonnen und er ist immer noch ein Mann, den jeder sofort erkennt." Die Formel-1-Legende glaubt an einen Verbleib Vettels in der Königsklasse. "Ich bin mir deswegen sicher, dass er irgendeine Rolle in der Formel 1 ausfüllen wird. Vielleicht will er nicht mehr jedes Rennen besuchen, aber er wird mit dem Sport in Verbindung bleiben", prognostizierte der Sieger von 27 Formel-1-Rennen.

Vettels erster Sieg in Monza ist Jackie Stewart in guter Erinnerung, Foto: GEPA
Vettels erster Sieg in Monza ist Jackie Stewart in guter Erinnerung, Foto: GEPA

Stewart selbst ist dem Sport nach seinem Rücktritt immer treu geblieben. Er ist in zahlreichen Botschafterrollen ein gern gesehener Gast im Paddock, betrieb von 1997 bis 1999 sogar seinen eigenen Rennstall und gilt vor allem als ein Kämpfer für die Sicherheit im Sport. Auf die Möglichkeit solcher Engagements von Sebastian Vettel blickt die Formel-1-Legende humorvoll: "Er ist sehr eloquent und beherrscht die englische Sprache hervorragend. Er kann sich selbst gut präsentieren. Ich sehe ihn also als Konkurrenz (lacht, Anm. d. Red.)."