Für das zweite F1-Rennteam aus dem Hause Red Bull begann die Saison 2022 zunächst verheerend. Nach den ersten drei Rennen in Bahrain, Saudi-Arabien und Australien konnten Pierre Gasly und Yuki Tsunoda gemeinsam nur 10 WM-Punkte verbuchen. Am Freitag nach dem Qualifying in Imola stand Franz Tost Rede und Antwort und erklärte, wie es aus seiner Sicht zu dem katastrophalen Saisonstart kam.

"Wir hatten fantastische Tests in Barcelona und Bahrain. In Barcelona sind wir 1.500 km gefahren, in Bahrain 2.000 km - alles ohne Probleme. Am Ende waren das 3.500 km, wir waren mit der Zuverlässigkeit sehr zufrieden", so der Alpha-Tauri-Teamchef.

Als Pierre Gasly nach diesen erfolgreichen Testläufen seinen qualmenden Boliden beim ersten Grand Prix der Saison in Bahrain aber bereits nach wenigen Runden am Streckenrand abstellen musste, war das eine Überraschung, mit der so keiner gerechnet hatte: "Dann kamen wir zum Bahrain Grand Prix und nach nur wenigen Runden kam am Auto von Pierre Gasly Feuer aus dem Heck, weil die Batterie explodiert ist oder Feuer gefangen hat. Das war ein Ausfall, der total überraschend für uns kam, da wir vorher keinerlei Probleme mit der Batterie hatten", schildert Franz Tost weiter.

Yuki Tsunodas Bolide "killt" zwei Motoren in Dschidda

Nachdem Tsunoda das Rennen in Bahrain immerhin auf P8 beenden und so zumindest die ersten vier Punkte für das italienische Rennteam einheimsen konnte, kam es bei ihm in Dschidda fast schon zum Supergau, als sich direkt zwei der drei über die Saison erlaubten Power Units ohne Vorwarnung in ihre Bestandteile auflösten.

Franz Tost: "Danach kamen wir nach Saudi-Arabien und haben zwei Motoren bei Yuki gekillt. Das war eine ebenso große Überraschung, denn wir haben nur drei Motoren, somit musste Yuki nicht nur vom Ende des Felds starten, sondern er bekommt im Laufe des Jahres noch ein paar Strafen."

Tost sieht Zuverlässigkeits- und Performanceprobleme bei Alpha Tauri

Doch der Alpha-Tauri-Mann sah nicht nur Probleme mit der Zuverlässigkeit, sondern auch auf der Performanceseite. Dass sich diese beiden Problemfelder vermischen, lässt sich am besten an den Qualifying-Ergebnissen der ersten vier Rennen ablesen: Pierre Gasly schaffte es bisher nämlich lediglich auf P10, P9, P11 sowie P17 und Yuki Tsunodas P16, P20, P15 und P16 waren auch alles andere als ein Grund zur Freude für die Scuderia Alpha Tauri.

"Auf der Zuverlässigkeitsseite sind wir noch lange nicht da, wo wir uns erwartet hatten. Aber wir müssen auch die Performance verbessern", analysiert Tost nach dem enttäuschenden vierten Qualifying der Saison in Imola, in dem sie die letzte Minute für den Start in eine weitere schnelle Runde leider verpassten und als Folge ans Ende des Feldes durchgereicht wurden. Zwar war sich Tost nicht sicher, ob sie es ansonsten ins Q3 geschafft hätten, aber mehr als P16 bzw. P17 wäre seiner Meinung nach auf jeden Fall zu holen gewesen.

Start in die Formel-1-Saison 2021 war sogar noch schlechter

Vergleicht man den Saisonstart 2022 mit dem aus 2021 zeigt sich aber, dass noch lange kein Grund zur Panik besteht, denn auch damals lief es alles andere als rund für Alpha Tauri, wie eine Gegenüberstellung der ersten vier Rennergebnisse erkennen lässt:

Grand Prix 2021 2022
1. GP DNF (GAS); P9 (TSU) DNF (GAS); P8 (TSU)
2. GP P7 (GAS); P12 (TSU) P8 (GAS); DNS (TSU)
3. GP P10 (GAS); P15 (TSU) P9 (GAS); P15 (TSU)
4. GP P10 (GAS); DNF (TSU) P12 (GAS); P7 (TSU)
WM-Punkte 8 (GAS); 2 (TSU) 6 (GAS); 10 (TSU)

Demnach ist Pierre Gaslys Zwischenergebnis in dieser Saison nur zwei Punkte schlechter als im letzten Jahr, und Yuki Tsunodas Leistungen im Rennen sind seit dem siebten Platz beim Grand Prix in Imola insgesamt betrachtet sogar wesentlich besser! So konnte er 2022 innerhalb der ersten vier Rennen ganze 8 WM-Punkte mehr holen als 2021.

Pierre Gasly und Yuki Tsunoda noch lange nicht abgeschrieben

Sich jetzt schon Sorgen um ein eventuell schlechtes Saisonergebnis von Alpha Tauri zu machen, scheint angesichts dieser Zahlen also mehr als verfrüht. Im Gegenteil: Kann das Team den Aufwärtstrend aus dem letzten Rennen in den kommenden Monaten konstant aufrechterhalten, stehen die Chancen für eine starke Platzierung in der Konstrukteurswertung wohl sehr gut. Besonders, wenn man bedenkt, dass Alpha Tauri 2021 den fünften Platz in der Konstrukteurswertung nur ganz knapp an Alpine abgeben musste und mit 142 WM-Punkten einen neuen persönlichen Punkterekord aufgestellt hat - trotz Horror-Saisonstart.