Carlos Sainz gehörte zu den großen Überraschungen der vergangenen Formel-1-Saison. Der Spanier beeindruckte in seinem ersten Jahr bei Ferrari von Beginn an mit starken Leistungen und brachte 2021 sämtliche Kritiker zum Schweigen. Sainz übertrumpfte nicht nur Teamkollege Charles Leclerc in der Fahrer-Weltmeisterschaft, sondern feierte auch vier Podestplätze und sicherte sich den inoffiziellen Titel des "Best of the Rest".

Kein Wunder also, dass sich Ferrari bereits jetzt um eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Sainz bemüht. Die Zukunft des 27 Jahre alten Spaniers soll langfristig in Maranello liegen - dabei hätte der Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz sr. mit etwas mehr Glück auch in Milton Keynes bei Red Bull Racing Karriere machen können.

Marko: Sainz hatte Pech, auf Verstappen zu treffen

Zwischen 2010 und 2018 war Sainz neun Jahre lang Teil der Red-Bull-Nachwuchsakademie. 2013 durfte der Spanier erstmals ein Formel-1-Auto der Bullen testen, zwei Jahre später folgte das Königsklassen-Debüt mit Toro Rosso, dem Schwesterteam von Red Bull - allerdings an der Seite eines gewissen Max Verstappen. "Sainz hatte das Pech, im entscheidenden Moment auf Verstappen zu treffen", erinnert sich Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko gegenüber Autorevue.

Denn das 17-Jährige Wunderkind aus den Niederlanden beeindruckte vom ersten Rennen an und machte mit Topleistungen auf sich aufmerksam, Sainz stand in Verstappens Schatten. Als im Mai 2016 Daniil Kvyat wegen schwacher Leistungen von Red Bull zu Toro Rosso degradiert wurde, erhielt folglich der Niederländer den Zuschlag: "Als wir dann die Wahl zwischen Verstappen und Sainz hatten, war es klar", so Marko.

Bitter für Sainz, denn auch er hatte bei Toro Rosso durchaus gute Leistungen gezeigt - nur eben nicht auf dem Niveau Verstappens. "Es waren beide enttäuscht, aber der Vater am meisten", meint Marko und gesteht: "Dass er auf Anhieb sauschnell ist, haben wir schon beim ersten Test in Silverstone gesehen. Er war fast auf dem gleichen Niveau wie Verstappen. Fast."

Zu einer Beförderung ins A-Team der Roten Bullen sollte es allerdings auch in den folgenden Jahren nicht kommen. Die Österreicher hielten auch 2017 und 2018 an Verstappen und Daniel Ricciardo fest, weswegen sich Sainz für eine Leihe zu Renault entschied. Als Red Bull zur Saison 2019 dann endlich einen Platz frei hatte und einen Nachfolger für Ricciardo suchte, fiel die Wahl jedoch nicht auf Sainz, sondern auf Toro-Rosso-Shootingstar Pierre Gasly. Es folgte die Trennung.

Sainz verließ Toro Rosso Ende 2017 nach beinahe drei gemeinsamen Jahren, Foto: Sutton
Sainz verließ Toro Rosso Ende 2017 nach beinahe drei gemeinsamen Jahren, Foto: Sutton

Nach starker Saison 2021: Sainz einer der Top-Fahrer - Marko

Sainz wechselte nach Woking zu McLaren, wurde dort Teamleader und begann, aufzublühen. Die Saison 2019 beendete der Spanier als "Best of the Rest" auf Platz fünf, in Brasilien gelang ihm seine erste Podestplatzierung in der Formel 1. Auch im zweiten Jahr bei den Papaya-Farbenen wusste Sainz zu gefallen - und wurde mit dem Wechsel zu Ferrari belohnt.

"Sainz zählt sicher zu den Topleuten. Das hat er ja bewiesen", sagt Marko nun anerkennend. "In meinen Augen hat er Leclerc entzaubert. Vom Speed her war Sainz dabei. Und bei McLaren hat man gesehen, dass [Lando] Norris derjenige von den Jungen ist, der sich am besten etabliert hat. Und mit dem hat Sainz absolut mitgehalten."