Aufregung um Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Großen Preis von Katar der Formel 1. Nach dem Rennen zitierte die FIA den Briten in das Büro der Stewards. Dort musste sich Horner für Verstöße gegen die Artikel 12.2.1 f) und k) des International Sporting Code der FIA verantworten. Diese Artikel verweisen auf Verhaltensstandards von Wettbewerbern in FIA-Rennserien, die das Ansehen der FIA und ihrer Offiziellen nicht beschädigen dürfen.

Recht schnell war klar, was dahinterstecken musste: Vor Beginn des Rennens hatte Horner im Interview mit Sky Sports F1 mit markigen Aussagen für Aufmerksamkeit gesorgt. Dort kommentierte Horner die gerade erst ausgesprochene Strafversetzung von Max Verstappen wegen Ignorierens doppelt gelb geschwenkter Flaggen im Qualifying.

Horner sprach von boshaftem Marshal

"Ich denke, es ist einfach ein boshafter Marshal, der eine Flagge rausgehalten hat, wozu er nicht von der FIA instruiert wurde", sagte Horner in dem Interview. Zuvor hatte Verstappen seine Strafe einzig und allein für das Missachten der Flagge kassiert, gleichzeitige Hinweise auf seinem Lenkrad und den Leuchttafeln an der Strecke gab es nicht. "Sie müssen ihre Marshals unter Kontrolle haben. So einfach ist es, denn es das ist für uns ein entscheidender Rückschlag in dieser WM. Wir starten auf P7 auf einer Strecke, auf der du nicht überholen kannst, das ist heftig", polterte Horner.

Marshal beschimpft! Jetzt gibt's Ärger für Formel 1 Teamchef! (18:20 Min.)

Damit war der Brite noch längst nicht fertig. Horner wetterte weiter: Ich denke, dass es ein paar Erwachsene braucht, die erwachsene Entscheidungen treffen. Wenn einfach jemand eine gelbe Flagge rausstreckt, dann ist das einfach frustrierend. Der Renndirektor sollte Kontrolle über den Kurs haben. Er ist der Schiedsrichter. Sonst entscheidet einfach ein Marshal, eine gelbe Flagge rauszustrecken. Wie kann das sein?"

Horner kassiert offizielle Warnung von der FIA

Parallel polterte auch Red Bulls Motorsportleiter Dr. Helmut Marko bei diversen TV-Stationen mit scharfen Worten. "Es ist lächerlich. Die FIA kann kein ordentliches Marshalling-System organisieren und sie verstecken ihre Inkompetenz auf den Schultern des Fahrers. Unglaublich", schimpfte der Österreicher etwas bei DAZN.

Marko wurde allerdings nicht zu den Stewards zitiert, sondern nur der offizielle Teamchef Horner. Vor allem das Wort "rogue", also "boshaft" oder auch "verbrecherisch", stand dabei offenbar im Fokus, wie Horner nach seiner Anhörung selbst berichtete. Berichten musste der Brite, das war Teil des Urteils. Mit einer offiziellen Warnung kam Horner nämlich nur deshalb davon, weil er sowohl versprach, sich auch in den Medien bei dem Marshal zu entschuldigen. Zudem sagte Horner seine Teilnahme an einem Steward-Seminar im Februar zu, im Grunde als Strafarbeit.

Horner entschuldigt sich: Meinte nicht einmal den Marshal

"Nach der Strafe habe ich in der Übertragung einen Kommentar abgegeben, dass ein boshafter Marshal die Flagge geschwenkt hat und die Stewards sahen darin eine Beleidigung", erklärt Horner. "Ich will daher klarstellen, dass es keine Beleidung war oder es nicht auf ein Individuum gerichtet war. Wenn es so verstanden wurde, dann entschuldige ich mich natürlich dafür." So verteidigte sich Horner auch bei Stewards. Seine Aussage sei im Ärger über die Strafe gefallen, in einer Druck-Situation, heißt es auch im Steward-Urteil. Ferner stellen die Stewards dort fest, der betreffende Marshal sei seinen Aufgaben präzise nachgegangen.

Stattdessen sei es Horner um die für ihn unnachvollziehbare Situation gegangen. "Es ging mehr um Frustration über den Umstand, dass drei oder vier Autos dasselbe Auto ohne gelbe Flaggen überholt haben, aber wir mit gelber", schildert Horner. "Das habe ich erklärt und sie haben es akzeptiert." Den Sportwart an der Strecke habe er nicht beleidigen wollen. "Die Marshals machen einen wundervollen Job, rund um die Welt. Sie sind Freiwillige. Ohne Marshals gäbe es keinen Motorsport", sagt Horner. "Ich denke, es waren einfach die frustrierenden Umstände und daraus kann man lernen."

Horner von Verstappen-Strafe frustriert

Generell zeigt sich Horner hier zuletzt eher unzufrieden. "Es gibt immer Raum für Verbesserungen", sagt Horner. "Auch andere Teams haben ja ihre Unzufriedenheit mit der FIA ausgedrückt, gerade erst in Brasilien", verweist Horner auf Toto Wolff dortige FIA-Kritik. "Aber es wird immer Frustration geben, wenn es ein enger Wettbewerb ist. Denn sowas kann heftig Einfluss nehmen, wie wir es dann ja auch mit der Gridstrafe gesehen haben."

Sein eigenes Verhalten in diesem engen Wettbewerb bereut Horner unterdessen nicht. In keiner Form. "Gar nicht", sagt Horner. "Ich glaube an mein Team und spreche sehr direkt. Schon immer. Ich bin aber keine emotionale Person und stelle mich vor irgendwelche Kameras. Ich habe kein Problem damit, wie ich mich verhalten habe. Ich würde es immer wieder genauso machen. Das einzige Problem war mit dem Marshal, dass es eine Beleidigung für ihn war, wenn ich auf die boshaften gelben Flaggen hingewiesen habe. Aber das war nicht an einen einzelnen Marshal gerichtet."

Horner: Jeder hat ein Recht auf eine Meinung

Der Druck des WM-Kampfs würde ihn jedenfalls in nicht in einen anderen Menschen verwandeln. "Guck dir das Interview an und bilde dir deine eigene Meinung. Sah das schroff aus? Jeder von uns hat ein Recht auf eine Meinung. Und ich habe meine Meinung abgegeben", sagt Horner Wieder bei Sky ergänzt der Teamchef: "Ich bin direkt. Ich sage dir, was ich denke. Wenn ich denke, dass du ein Arsch bist, dann sage ich dir, dass du ein Arsch bist."